Archive for Juli 2009
Artikel „Ganz plötzlich: aus drei mach vier“
Wie Familie Bulling haben sich 154 weitere Familien für Rundum-die-Uhr-Pflegekinder entschieden
Die Patenschaft fürs siebte Kind müsste Bundespräsident Horst Köhler beinahe auch ihnen verleihen, zweimal sogar: Mit dem kleinen Marvin hat Familie Bulling das 14. Kleinkind bei sich aufgenommen. Eine Entscheidung fürs Leben sei es gewesen, Kindern, die aus ihren Ursprungsfamilien heraus genommen werden müssen, ein Nest zu bieten.
Aalen. Friedlich schläft er im Schatten eines Baumes, der kleine Marvin. Um ihn herum wuselt’s nur so: Gut 100 Erwachsene und Kinder haben sich zum Sommerfest für Pflegefamilien im Ostalbkreis bei der Kolpingshütte Albuch eingefunden. Marvins Pflegepapa Hans Bulling hat immer ein Auge auf ihn und bemerkt sofort, dass das neun Monate alte Baby langsam unruhig wird. Als er aufwacht, nimmt er den Kleinen aus dem Sportwagen, hält ihn liebevoll auf dem Arm und lässt ihn langsam zu sich kommen.
Inzwischen leben 228 Kinder auf der Ostalb in Pflegefamilien
Ein Kinderlachen ist für diesen Papa das Schönste auf der Welt und wiegt die manchmal unruhigen Nächte locker auf. Kurz nach der Geburt kam der Junge zu ihnen. Weil der Kontakt zu den leiblichen Eltern bleiben soll, fährt Hans Bulling seine Frau alle zwei Wochen ins Gefängnis. Bei der Kurzzeitpflege, bei der eine Rückführung geplant ist, ist dieser Kontakt besonders wichtig, erklärt Waldemar Wiedemann vom Pflegekinderdienst des Jugendamtes. Generell sollte die Herkunft eines Kindes nicht im Unklaren bleiben, dies könne später zu Identitätsproblemen führen.
Wie Familie Bulling haben 154 weitere Familien im Ostalbkreis Kinder in Kurzzeitpflege oder auf Dauer bei sich zuhause aufgenommen – Tendenz steigend. Damit hat die Vollzeitpflege in Familien zahlenmäßig die Heimerziehung eingeholt. 228 Kinder leben in Familien, 193 in den insgesamt drei Einrichtungen des Kreises. Damit jedes Kind ins passende „Nest“ kommt, werden Familien intensiv auf die Aufnahme eines fremden Zöglinges vorbereitet, sagt Wiedemann.
Nach einer Vorberatung und einer Eignungsprüfung sowie einem Bewerbungsseminar, wird die Familie in den Kreis der potenziellen Pflegefamilien aufgenommen. Von da an kann alles ganz schnell gehen: Ein Anruf kommt und noch am gleichen Abend flattert das kleine Bündel ins Haus. Hans Bulling erreichte schon manches Mal eine Mail im Geschäft mit Foto im Anhang: „Das ist unser neues Pflegekind.“
Alles Nötige, Windeln, ein Babybett und was ein Kleinkind sonst noch braucht, hat die routinierte Pflegemama stets parat. Durch Bekannte, die auch Bereitschaftspflege machen, sind Bullings auf die Idee gekommen, selbst Kinder aufzunehmen. Das war im Jahr 2000. Ihre eigenen Kinder waren damals vier und sechs Jahre alt. Selbst haben sie sich immer mehr als zwei Kinder gewünscht. Weil Claudia Bulling nicht wieder zurück in den Beruf wollte, erschien ein Pflegekind als sinnvolle Aufgabe.
Heute sind sie aus ihrem Familienleben nicht mehr wegzudenken; hinter ihrem Engagement stehen sie voll und ganz. Auch für ihre Kinder seien die Pflegekinder kein Problem. Vor allem die inzwischen 15 Jahre alte Tochter habe sehr von den vielen kleineren Geschwistern profitiert. „Sie hat schon einige Kinder gewickelt und in den Schlaf gesungen“, schmunzelt der Papa – Erfahrungen, die heute den meisten Kindern und Jugendlichen fehlen.
Für die Eltern ist es ein Gebot der Menschlichkeit, Kinder mit schwerem familiären Hintergrund in Liebe aufzunehmen: „Kinder sind unsere Zukunft“, ohne Unterscheidung. Weil sie wissen, dass immer Familien gebraucht werden, möchten sie gerne andere Familien animieren, den Schritt zu wagen. Nach der Vorbereitung werde die Pflegefamilie weiter intensiv vom Pflegekinderdienst betreut. Für Claudia Bulling stellt dies eine große Unterstützung dar. Auch der Austausch mit anderen Pflegefamilien sei hilfreich.
Im Ostalbkreis soll der Pflegedienst weiter ausgebaut werden. Nicht zuletzt aus Kostengründen, räumt Wiedemann ein: der Pflegeplatz in einer Familie ist ungleich günstiger als eine Heimunterbringung. Bei Kleinkindern spricht darüber hinaus die familiäre Atmosphäre ohne Schichtwechsel dafür; in Familien bleiben auch die Bezugspersonen gleich.
Wie schwer es ist, ein Kind aus seiner Familie zu nehmen, weiß Wiedemann nur zu gut. Seit zehn Jahren ist er im Ostalbkreis mit der Materie beschäftigt. Seine Kolleginnen Barbara Hurler, Christine Roßmann und Heike Fernolendt nennen ihn den „Urvater“ des Pflegekinderdienstes.
Jedes Jugendamt habe eine andere Philosophie, bei manchen werde die Rückführung sehr hoch gewichtet. Für Wiedemann ist klar, dass irgendwann ein Schlussstrich gezogen werden muss. Ein ewiges Hin und Her schade dem Kind, deshalb sollte die Phase der Ungewissheit so kurz wie möglich sein.
Familie Blaurock zum Beispiel hat bei ihrem ersten Pflegekind erfahren, wie belastend sich ständige Verpflanzung auswirkt. Als die vier Jahre alte Nadine in Kurzzeitpflege kam, hatte sie schon eine kleine Odysee hinter sich: Insgesamt drei Mal musste sie von ihrer suchtkranken Mutter weg und fand Unterschlupf bei verschiedenen Pflegefamilien an verschiedenen Ort Süddeutschlands; zwölf Mal änderte sich ihr Lebensbezug. Ihre vielen Verlusterfahrungen führten dazu, dass sie allen Menschen sehr misstrauisch begegnet. Ihr Leben ist geprägt von der Angst, alles wieder zu verlieren. Auf Anforderungen und Enttäuschungen reagiert sie oft mit Schreien, Kratzen und Toben. Zuletzt brachte sie die ratlose Oma in den Ostalbkreis, wo eine dauerhafte Lösung gefunden wurde.
Auch für Claudia Bulling ist es eine ganz wichtige Frage, wie es mit ihren Kurzzeit-Kindern weiter geht. Richtig glücklich werde sie, wenn sie ein Kind in Dauerpflege abgibt und fühlt, dort geht es ihm gut. Schön ist es für sie, wenn sie manche von ihnen auf dem Sommerfest trifft und sieht, wie sie sich entwickeln. Diese Sorge um das weitere Wohlergehen führte dazu, dass sie ein Kind in Dauerpflege haben: Der 5-jährige Paul, bei dem vor fünf Jahren die Übergabe einfach nicht klappte. So leicht werden aus zwei Kindern drei oder vier.
Der Pflegekinderdienst ist erreichbar unter (07361) 503-568 oder unter (07171) 32-537.
Quelle: Artikel von Birgit Markert in Schwäbische Post vom 31.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )NRW: Fast 11 000 junge Menschen unter Vormundschaft der Jugendämter
Düsseldorf (IT.NRW). Ende 2008 standen in Nordrhein-Westfalen 10 976 Kinder und Jugendliche unter Vormundschaft der Jugendämter. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt mitteilt, lag die Zahl der gesetzlichen Amtsvormundschaften mit 1 949 in etwa auf Vorjahresniveau (1 943 Fälle). Auch die Zahl der durch Familien- oder Vormundschaftsgerichte bestellten Amtsvormundschaften blieb mit 9 027 Fällen nahezu unverändert (2007: 8 920); die Zahl der bestellten Amtspflegschaften (6 338) stieg gegenüber 2007 (5 781) um 9,6 Prozent an.
158 830 Kinder in Nordrhein-Westfalen erhielten Ende 2008 Beistandschaften, das waren 1,2 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Eine Beistandschaft wird auf Antrag eines Elternteils gewährt und trägt dazu bei, in bestimmten Bereichen die Rechte des Kindes zu wahren – zum Beispiel bei der Durchsetzung und Festlegung von Unterhaltszahlungen oder der Feststellung der Vaterschaft.
Eine Pflegeerlaubnis für die Vollzeit- oder Wochenpflege wurde im Jahr 2008 für 114 Kinder und Jugendliche neu erteilt, das waren 8,8 Prozent weniger als 2007. 112 dieser jungen Menschen waren in Vollzeitpflege untergebracht. Pflegeerlaubnisse werden Pflegepersonen erteilt, die ein Kind oder einen Jugendlichen außerhalb des Elternhauses in ihrer Familie regelmäßig betreuen oder ihm Unterkunft gewähren wollen.
Ergebnisse für kreisfreie Städte und Kreise finden Sie hier.
Quelle: Pressemitteilung 108/09 von Information und Technik Nordrhein-Westfalen vom 31.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )13. Kinder- und Jugendbericht „Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen – Gesundheitsbezogene Prävention und Gesundheitsförderung in der Kinder- und Jugendhilfe“
(pfad/schulz) Der 13. Kinder- und Jugendbericht mit dem Titel „Mehr Chancen für gesundes Aufwachsen – Gesundheitsbezogene Prävention und Gesundheitsförderung in der Kinder- und Jugendhilfe“ liegt nun vor. Er wurde von einer Sachverständigenkommission unter der Leitung von Prof. Dr. Heiner Keupp erstellt und verlangt vor allem eine bessere Vernetzung der vorhandenen Angebote und Strukturen.
Leider wurde der Pflegekinderbereich in den umfangreichen Untersuchungen nicht berücksichtigt. Auf Seite 217 wird jedoch allgemein konstatiert:
„Die Kinder und Jugendlichen in Erziehungshilfen sind in aller Regel gesundheitlich überdurchschnittlich stark belastet, wobei psychosoziale Auffälligkeiten wie Aggressivität und Delinquenz, zudem Teilleistungsstörungen sowie psychosomatische Beeinträchtigungen wie u. a. Essstörungen, selbstverletzendes Verhalten oder Suchtmittelmissbrauch im Vordergrund stehen, aber teilweise auch (drohende) seelische Behinderungen im Sinne von § 35a SGB VIII festgestellt wurden. Diese geschlechtstypisch unterschiedlich ausgeprägten Auffälligkeiten werden in engem Zusammenhang mit psychosozialen Risikofaktoren gesehen, die oft den Anlass für die gewährten Hilfen bilden, wie die Erfahrung von Vernachlässigung und (sexueller) Gewalt, psychischen und Suchterkrankungen der Eltern, dysfunktionalen Familienbeziehungen sowie von weiteren Belastungen in Familie, Schule und sozialem Umfeld.“
Der 13. Kinder- und Jugendbericht kann heruntergeladen (pdf , 2,7 MB) oder unter www.edrucksachen.de/kijubericht kostenpflichtig erworben werden.
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )PFAD für Kinder Nürnberg/Fürth: Herbstseminar „Bindungsmuster von Pflege- und Adoptivkindern“ vom 25.-27.09.
Der Verein PFAD für Kinder – Nürnberg/Fürth e.V. veranstaltet sein Herbstseminar 2009 zum Thema „Bindungsmuster von Pflege- und Adoptivkindern“. Das Wochenende, das vom 25. – 27.09.2009 in Sulzbürg stattfindet, wird von Diplom-Pädagogin Anne Herzog geleitet werden.
Im Zusammenleben zwischen Eltern und ihren Pflege- und Adoptivkindern entstehen häufig komplexe Konflikte und Missverständnisse, die mit den frühkindlichen Bindungserfahrungen der Kinder zu tun haben. Das alltägliche kindliche Verhalten im Kontakt und in der Auseinandersetzung zum Erwachsenen unterliegt einem Hauch von Rätseln und Widersprüchen. Somit bemühen sich die Eltern in einem noch höheren Maße um das Kind und erleben trotzdem nicht den erhofften Erfolg bzw. die erwünschte Nähe und Innigkeit mit dem Kind.
In diesem Seminar werden die frühen Bindungserfahrungen der frühesten Kindheit (bis zum 7. Lebensmonat) und die daraus erfolgenden Bindungsmuster (ab dem 7. Lebensmonat) erkundet. Mit diesem zusätzlichen Wissen sollen gemeinsam andere Strategien oder Interventionen entwickelt werden, um die entsprechende Nähe oder Auseinandersetzungen anzubahnen.
Die Kosten pro Familie betragen 130.- € .
Bitte Anmeldeunterlagen anfordern unter vorstand@pflegeeltern-nuernberg-fuerth.de.
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Mülheim: Um ein Pflegekind kann sich jeder bemühen
Mülheim – Der Vorstoß der Bundesjustizministerin, homosexuellen Paaren eine Adoption zu erlauben, hat für Diskussionen gesorgt.
Die Union lehnt den Vorschlag ab, möchte, dass Kinder bei Mann und Frau aufwachsen.
Aber schon jetzt wachsen Kinder in homosexuellen Familien auf, auch Pflegekinder. „Eine Adoption ist bisher für eingetragene Partnerschaften nicht möglich”, bestätigte Martina Wilinski, Leiterin des Kommunalen Sozialen Dienstes der Stadt (KSD), zu dem der Pflegekinderdienst gehört. Gehe es aber darum, ein Pflegekind aufzunehmen, gelten für gleichgeschlechtlich lebende Paare grundsätzlich dieselben Voraussetzungen. „Wenn jemand in einer eingetragenen Partnerschaft lebt, so ist das kein Ausschlusskriterium für ein Pflegeverhältnis.” Auch in Mülheim, bestätigt Wilinski, gibt es Pflegekinder bei homosexuellen Pflegeeltern, wenn auch selten.
Schulungen und Prüfungen gälten für alle, die sich für ein Pflegekind interessierten. „Wir gucken genau, was hat das Kind für einen Bedarf, wer kann es am besten aufnehmen”, sagt Wilinski. Meist kämen Kinder in Pflegefamilien, die schon eigene Kinder hätten. „Aber allein die Tatsache, ob jemand schwul oder lesbisch ist, ist kein Kriterium dafür, dass jemand kein Pflegekind aufnehmen darf.”
Pflegekind, Adoptivkind – das mag auf den ersten Blick kein Unterschied sein. Auch Pflegeeltern dürfen Alltagsentscheidungen treffen. Doch das Gesetz sieht einen großen Unterschied: Während bei einer Adoption ein Kind als eigenes aufgenommen wird, mit allen Rechten, so gilt Pflege als „Hilfe zur Erziehung” der leiblichen Eltern, so Wilinski: „Dabei können leibliche Eltern noch das Sorgerecht haben und regelmäßig Kontakt zu ihrem Kind.”
Unterschieden wird zwischen Dauerpflege und Bereitschaftspflege. Immer aber handelt es sich um Kinder in Notsituationen, die Hilfe brauchen. „Wir suchen nicht ein Kind für Eltern, sondern Eltern für Kinder,” sagt Martina Wilinski. Und das ständig: Pflegeeltern und Bereitschaftspflegeltern würden immer gebraucht.
Quelle: Artikel von Bettina Kutzner in Der Westen vom 29.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Broschüre „Kindeswohlgefährdung – Erkennen und Helfen“
Das Kinderschutz-Zentrum Berlin hat eine Broschüre mit dem Titel: „Kindeswohlgefährdung – Erkennen und Helfen“ heraus gegeben. Hierbei handelt es sich um die 10. Neuauflage der Broschüre „Kindesmisshandlung – Erkennen und Helfen“. Die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Aktionsprogramms „Frühe Hilfen für Eltern und Kinder und soziale Frühwarnsysteme“ geförderte Neuauflage ist eine Überarbeitung unter Berücksichtigung der vielfältigen Erfahrungen und Veränderungen der Praxis und zahlreicher neuer Forschungsergebnisse.
Erweiterungen finden sich unter anderem in den Kapiteln: „Was heißt Kindeswohl?“ und „Wie kann das Risiko einer Kindeswohlgefährdung fachlich fundiert eingeschätzt werden“. Neue Kapitel enthält auch der Abschnitt „Helfen“, nämlich einen Abschnitt, welcher einen Überblick über die Hilfsangebote der verschiedenen Institutionen verschafft und einen mit Ausführungen zum Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung.
Die Broschüre kann unter http://www.bmfsfj.de im Bereich „Service“ unter dem Stichwort „Publikationen“- „Kinder und Jugend“ herunter geladen werden.
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )National Coalition befragt Parteien zur Umsetzung der Kinderrechte
Auch 20 Jahre nach Inkrafttreten der UN-Kinderrechtskonvention existieren viele Defizite bei der Umsetzung der Kinderrechte in Deutschland.
Bereits anlässlich der Bundestagswahl 2005 hat die National Coalition für die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland (deren Mitglied PFAD ist – die Redaktion) die im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien dazu befragt, was sie zur Verwirklichung der Kinderrechte zu tun gedenken. Vier Jahre später stehen viele Themenbereiche erneut auf der Agenda.
Deshalb hat die National Coalition, anlässlich der Bundestagswahl am 27. September 2009, erneut die im Bundestag vertretenen Parteien befragt, was sie zur Umsetzung der von der Bundesrepublik nach der UN-Kinderrechtskonvention (UN-KRK) eingegangenen völkerrechtlichen Verpflichtungen zu tun gedenken.
Welche konkreten Konzepte haben die Parteien zur deren Erfüllung verbindlich anzubieten?
- Wie stehen sie zu einem „Kinderrechte-TÜv“ in Deutschland?
- Wie kann mehr Chancengleichheit in der Bildung erreicht werden?
- Wie bewerten sie ein Wahlrecht für Kinder, welche Strategien zur Armutsbekämpfung und zur Erreichung des höchstmöglichen Maßes an Gesundheit haben die Parteien zu bieten?
- „Leistet“ sich Deutschland weiterhin Vorbehalte bei den Kinderrechten oder werden Diskriminierungen von Kindern ohne deutschen Pass bald Geschichte sein?
- Haben die Kinderrechte in der nächsten Legislaturperiode eine Chance auf einen „Einzug“ in das Grundgesetz…?
Die Antworten der Parteien auf den Fragenkatalog der National Coalition werden bis Ende August 2009 erwartet und – noch vor der Bundestagswahl 2009 – im September veröffentlicht.
Ausführlicher Katalog der Fragen zur Bundestagswahl 2009
Quelle: National Coalition vom 27.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )PFAD-Seminar „Resilienz“ – was die Seele stark macht am 05.09. in Neuwied / Rheinland-Pfalz
PfAd für Kinder – Landesverband der Pflege- und Adoptivfamilien Rheinland-Pfalz e.V. veranstaltet am 05.09.2009 von 9.30 – 17 Uhr im St.-Marienhaus in 56588 Waldbreitbach in Kooperation mit dem Kreis- und Stadtjugendamt Neuwied eine Fortbildung zum Thema: „Resilienz“ – was die Seele stark macht. Referentin wird Frau Dipl.-Psychologin Alexandra Hundelshausen sein.
Für die Zeit der Fortbildung wird Kinderbetreuung angeboten.
Nähere Informationen unter Tel.: 06349 1020 oder mail an johannes.rupp@t-online.de
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Borderline: Schwarz-Weiß-Denken durch intensive Gespräche überwinden
Eines der größten Probleme bei Patienten mit einer Borderline-Störung sind deren plötzliche Stimmungseinbrüche sowie deren Neigung zu Schwarz-Weiß-Denken. „Die Betroffenen können ihre Meinung über einen Menschen sehr schnell ändern. Wer eben noch angehimmelt wurde, kann kurze Zeit später verabscheut werden. Diese für Außenstehende meist nicht nachvollziehbaren extremen und unberechenbaren Gefühlsschwankungen der Borderline-Patienten lassen Angehörige, Partner oder Freunde oft verzweifeln“, erläutert Prof. Sabine Herpertz, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin. „Es ist aber wichtig, dass die Patienten gerade aus ihrem persönlichen Umfeld unterstützt werden. Hören Sie zunächst aufmerksam und vorurteilsfrei zu und versuchen Sie dann, mit dem Patienten ins Gespräch zu kommen“, empfiehlt die Psychiaterin. „Hilfreich ist dabei, die Äußerungen des Patienten in eigene Wort zu fassen und ihn zu fragen, ob man ihn richtig verstanden hat. Dies signalisiert ihm Verständnis und Interesse an seiner Krankheit, unter der die Betroffenen in der Regel sehr leiden. Häufig dauert es eine gewisse Zeit, bis eine gut funktionierende Verständigung erzielt wird. Geduld und Einfühlungsvermögen sind dabei unerlässlich.“ Selbst wenn die bei Borderline-Patienten häufig vorkommenden Selbstverletzungen oder anderes selbst schädigendes Verhalten zur Sprache kommen, sind Unverständnis und aufbrausendes Verhalten fehl am Platze.
Gerade denjenigen Personen gegenüber, die ihnen besonders nah sind, entwickeln Borderline-Patienten oft zwiespältige Gefühle. So kann etwa die Sehnsucht nach Nähe zu einer Person gepaart mit der Angst, sie zu verlieren, mit starken Schuld- und Schamgefühlen einhergehen. Auch sind Borderline-Patienten kaum in der Lage, Menschen in Abstufungen mit ihren stärken und Schwächen, ihren guten und schlechten Seiten wahrzunehmen. Auch die eigene Wahrnehmung der seelischen Grenzgänger ist häufig beeinträchtigt. Oft unterstellen sie anderen, sie nicht zu mögen. Die meisten Menschen reagieren darauf mit Unverständnis und verstärken so die Fehleinschätzung der Borderline-Patienten. Durch die emotionalen Achterbahnfahrten der Betroffenen sind stabile Zweierbeziehungen selten.
Auf die heilsame Wirkung von Gesprächen setzt auch ein neues Therapieprogramm aus den USA. Mit dem STEPPS-Programm soll der Patient lernen, seine Gefühle zu kontrollieren und Probleme zu lösen. Im ersten Schritt geht es zunächst darum, die eigene Krankheit als solche zu akzeptieren. Anschließend werden der Umgang mit den eigenen Gefühlen trainiert und Verhaltensänderungen entwickelt. Entscheidend ist, dass die Patienten dabei ihren Therapieverlauf beschreiben und so im ständigen Austausch mit ihrer engsten Umgebung bleiben.
An einer Borderline-Störung leiden über 1,5% der Bevölkerung. Die ersten Anzeichen der Erkrankung treten meist schon im Jugendalter auf. Weibliche Betroffene fallen vor allem durch selbstverletzendes Verhalten auf, während Männer häufig eher zu aggressivem Verhalten gegen andere neigen.
Quelle: Neurologen & Psychiater im Netz vom 22.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( 2 so far )53 Adoptionen im Jahr 2008 im Saarland
Im Jahre 2008 wurden im Saarland insgesamt 53 Kinder adoptiert. Dies waren nach Mitteilung des Statistischen Amtes des Saarlandes 9 Fälle bzw. 20 Prozent mehr als im Vorjahr.
Bei mehr als der Hälfte der Fälle (58 %) handelt es sich um so genannte Stiefelternadoptionen, bei denen das Kind vom neuen Lebenspartner des leiblichen Elternteils adoptiert wird. In 20 Fällen waren es nicht verwandte Personen, die ein Kind angenommen haben. Die Mehrzahl der Kinder, nämlich 40 hatte eine deutsche Staatsangehörigkeit, 13 Minderjährige waren nichtdeutsch. Von ihnen kamen 8 aus Europa, der Rest aus Asien bzw. Afrika. Zum Zwecke der Adoption wurden drei Kinder ins Inland geholt.
Knapp jedes fünfte Kind war unter drei Jahre alt, im Kindergartenalter von drei bis unter sechs Jahre befanden sich 15 Prozent der Kinder, fast 40 Prozent waren zwischen sechs und zwölf Jahre alt und 28 Prozent bereits älter als zwölf Jahre. Von den 20 nicht verwandten adoptierten Kindern war die Hälfte unter sechs Jahre alt.
Zum Jahresende 2008 waren bei den Adoptionsvermittlungsstellen 135 Adoptionsbewerber registriert, 14 weniger als vor Jahresfrist. 13 Minderjährige waren zur Adoption vorgemerkt und 29 Kinder waren bereits in Adoptionspflege untergebracht, d. h. für sie stand die Annahme an Kindesstatt bei den neuen Eltern unmittelbar bevor.
Quelle: Statistisches Amt Saarland vom 24.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Gesucht: Familien für Kinder – Aktion des Pflegekinderdienstes im Landratsamt Schweinfurt
120 Kinder und Jugendliche leben derzeit bei 80 Pflegefamilien im Landkreis – mehr als in vielen anderen Kommunen. Trotzdem hat der Pflegekinderdienst (PKD) im Landratsamt eine Aktion gestartet, mit dem Ziel, noch mehr Familien zu finden, die bereit sind, einen Schützling aufzunehmen. Denn der Bedarf steigt. „Die Erfahrung zeigt, dass jedes Jahr für 25 bis 35 Kinder und Jugendliche ein Platz gefunden werden muss“, sagt Alfred Rösch, Leiter des Amtes für Jugend und Familie.
Um für alle ein gutes Zuhause zu finden, braucht das Jugendamt eine gewisse Auswahl, denn nicht jedes Kind passt in jede Familie. Vermittelt werden Kinder quasi ab Geburt bis zum 17. Lebensjahr. Geschwisterkinder sollen nach Möglichkeit zusammen bleiben. Der PKD unterscheidet zwischen Bereitschafts- und Vollzeitpflege. Pflegeeltern „in Bereitschaft“ nehmen Kinder auf, für die sehr schnell eine Betreuung gesucht wird, beispielsweise in einer akuten Familienkrise.
Das gibt dem Jugendamt Zeit, eine geeignete Familie für die Vollzeitpflege zu finden. Freilich kann auch die befristet sein. Nur wenn eine Rückkehr zu den Eltern nicht mehr möglich ist, bleibt der Schützling, bis er auf eigenen Beinen stehen kann. Die leiblichen Eltern haben aber immer das Recht auf Umgang.
Gesucht werden nicht Kinder für Familien, sondern Familien für Kinder. Im Vordergrund steht, ob die Familie zum Kind passt. „Außerdem müssen die Verhältnisse stabil, das Einkommen gesichert sein“, sagt Alfred Rösch. Denn Geld gibt es nicht viel. „Pflegefamilien arbeiten eigentlich ehrenamtlich“, so der Leiter des Jugendamtes. Das so genannte Pflegegeld wird nach Alter gestaffelt und liegt im mittleren dreistelligen Bereich. Es soll den Unterhalt für das Kind abdecken. Dazu gibt es einen Erziehungsbeitrag von 240 Euro im Monat, Zuschüsse zu bestimmten Anlässen wie Kommunion und Urlaub und einen Zuschuss zur Alterssicherung.
Die Unterbringung in Pflegefamilien kostet mit rund 25 Euro am Tag wesentlich weniger als die Heimunterbringung, die bei 130 Euro liegt. Knapp 1,2 Millionen Euro hat der Landkreis Schweinfurt 2008 für die Vollzeitpflege von 120 Kindern und Jugendlichen ausgegeben – das sind gut 21,5 Prozent der Jugendhilfeausgaben. Die Unterbringung der 42 Heimkinder summierte sich 2008 auf 2,3 Millionen Euro. Die Mitarbeiterinnen des PKD betonen freilich, dass nicht der finanzielle Aspekt im Vordergrund stehe, sondern das Wohlergehen der Kinder.
Im Rahmen der Aktion „Kinder suchen Pflegefamilien“ wurden neue Faltblätter und Plakate konzipiert. Daran beteiligten sich auch die Pflegekinderdienste in der Stadt Schweinfurt und im Landkreis Rhön-Grabfeld. Die Faltblätter geben Informationen, welche Voraussetzungen Pflegefamilien erfüllen sollen und was sie erwarten können. Dazu gehört vor allem ein enger Kontakt mit den vier Mitarbeiterinnen des PKD im Landkreis. Sie stehen beratend zur Seite, vermitteln zwischen Pflege- und Herkunftsfamilie, bieten Fortbildungen und Seminare an. Außerdem haben sich Pflege- und Adoptivfamilien in Schweinfurt und Umgebung zu einer Elterngruppe (die PFAD-Ortsgruppe „Neues Zuhause“, die Redaktion) zusammengeschlossen, die sich regelmäßig trifft.
Im Herbst findet ein Vorbereitungsseminar für Bewerber statt.
Mehr Infos bei Beate Gebauer, Tel. (0 97 21) 55 444 oder Irene Memmel Tel. 55 488 oder pflegekinderdienst@lrasw.de
Quelle: Artikel von Katharina Winterhalter in Mainpost vom 23.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Pflegeeltern im Hunsrück gesucht
Geborgenheit, Wärme, Zuwendung, Förderung: Kinder sind auf vieles angewiesen, um glücklich aufwachsen zu können. Aus unterschiedlichen Gründen kommt es aber immer wieder vor, dass Kinder bei ihren Eltern nicht so versorgt und gefördert werden, wie es nötig wäre.
Daher können Kinder zeitweise oder auf Dauer nicht mehr dort leben und sind darauf angewiesen, dass andere Menschen für sie da sind. Vor einer möglichen Unterbringung in einem Heim wird dann – besonders wenn die Kinder noch klein sind – geprüft, ob eine Pflegefamilie bereit wäre, sie aufzunehmen.
In einer passenden Pflegefamilie haben Kinder die Chance, sich gut zu entwickeln. Sie finden dort Menschen, denen sie vertrauen können, die Geduld mit ihnen haben und sie wertschätzen. Menschen, die ihnen auch Regeln mit auf den Weg geben. Das hilft den Pflegekindern, gesund und fröhlich zu werden und kann manchmal sogar alte Wunden heilen lassen.
Auch im Hunsrück werden Menschen gebraucht, die bereit sind, sich dieser Herausforderung zu stellen und zeitweise oder dauerhaft ein Pflegekind aufzunehmen. Erfahrung mit Kindern ist dabei hilfreich, aber nicht Bedingung: Auch wer keine eigenen Kinder hat, aber einem Kind ein liebevolles Zuhause geben möchte, kann sich melden. Alle zukünftigen Pflegeeltern werden ausführlich auf ihre Aufgabe vorbereitet.
Im Rhein-Hunsrück-Kreis hat die Lebensberatung Simmern den Auftrag, geeignete Pflegeeltern zu finden und für das Leben mit Pflegekindern zu schulen. Wer Interesse hat, kann sich dort jederzeit näher informieren: Telefon 0 67 61 / 43 44, E-Mail LB.Simmern@Bistum-Trier.de.
Quelle: Wochenspiegel vom 22.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Bundestagswahl: Das sagen die Parteien zur Kinder- und Jugendpolitik
(pfad/schulz) Das Partnerportal des PFAD Bundesverbandes e.V., das Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe, hat die Wahlprogramme der Parteien zur Bundestagswahl am 27. September nach für die Kinder- und Jugendhilfe wichtigen Aussagen durchforstet, diese im Originaltext zusammengestellt und zur besseren Verständlichkeit kommentiert.
Die übersichtliche Zusammenstellung umfasst die Themenbereiche:
- Ausbildung und Beruf
- Bildung
- Freiwilliges Engagement
- Frühe Hilfen
- Frühförderung
- Gesundheit und Verbraucherschutz
- Hilfen für Alleinerziehende
- Jugend und Kultur
- Jugend und Medien
- Jugendgewalt und –kriminalität
- Jugendpolitik und Beteiligung
- Kinderarmut
- Kinderrechte
- Kindertagesbetreuung
- Kinder- und Jugendschutz
- Leistungen für Familien
- Migration und Flüchtlinge
- Qualifizierung von Fachkräften
- Rechtsextremismus und Rassismus
- Vereinbarkeit von Beruf und Familie
zum Artikel des Jugendhilfeportals vom 23.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Familie ist dort, wo Kinder sind – Zypries stellt Forschungsprojekt vor
BERLIN – Bundesjustizministerin Brigitte Zypries hat heute gemeinsam mit der stellvertretenden Leiterin des Instituts für Familienforschung an der Universität Bamberg, Dr. Marina Rupp, eine Studie zur Situation von Kindern in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften vorgestellt. Gegenstand der Untersuchung war die Frage, wie Kinder in so genannten Regenbogenfamilien aufwachsen und ob das Kindeswohl in diesen Lebensgemeinschaften gleichermaßen gewahrt ist wie bei heterosexuellen Eltern.
„Heute ist ein guter Tag für alle, die auf Fakten statt auf Vorurteile setzen – gerade bei weltanschaulich besetzten Themen. Die Untersuchung hat bestätigt: Dort, wo Kinder geliebt werden, wachsen sie auch gut auf. Entscheidend ist eine gute Beziehung zwischen Kind und Eltern und nicht deren sexuelle Orientierung. Nach den Ergebnissen der Studie ist das Kindeswohl in Regenbogenfamilien genauso gewahrt wie in anderen Lebensgemeinschaften. Homosexuelle Paare sind keine schlechteren Eltern, Kinder entwickeln sich bei zwei Müttern oder zwei Vätern genauso gut wie in anderen Familienformen. Die Studie ist außerordentlich belastbar und repräsentativ. Sie belegt auf wissenschaftlich fundierter Grundlage, dass Familie dort ist, wo Kinder sind. Die Ergebnisse der Untersuchung sind ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur vollen gesellschaftlichen und rechtlichen Anerkennung homosexueller Paare. Lebenspartner sind danach unter den gleichen Voraussetzungen wie alle anderen als Adoptiveltern geeignet. Wir sollten daher nicht auf halbem Wege stehen bleiben und jetzt die gesetzlichen Voraussetzungen für eine gemeinsame Adoption durch Lebenspartner schaffen“, forderte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries.
Das vom Bundesministerium der Justiz beauftragte Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg hat in Kooperation mit dem Staatsinstitut für Frühpädagogik in München die erste aussagekräftige Forschung über Kinder in Regenbogenfamilien in Deutschland vorgelegt. Der plural zusammengesetzte, begleitende Forschungsbeirat bezeichnet die Ergebnisse als international einzigartig.
Die Studie mit dem Schwerpunkt auf Kindern in Lebenspartnerschaften ist überdurchschnittlich repräsentativ: In Deutschland wachsen rund 2.200 Kinder in einer Lebenspartnerschaft auf. Die Situation von 693 dieser Kinder (32 %) wurde durch Befragung der Eltern analysiert, und 95 Kinder (5 %) wurden zusätzlich persönlich befragt. Zum Vergleich: Bereits eine Befragung von 1 % der Zielgruppe gilt gemeinhin als repräsentativ.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:
- Das Kindeswohl ist in Regenbogenfamilien genauso gewahrt wie in anderen Familienformen. Nach den Ergebnissen der Untersuchung sind „Regenbogeneltern“ gleichermaßen gute Eltern wie andere an ihren Kindern interessierte Eltern. Persönlichkeitsentwicklung, schulische und berufliche Entwicklung der betroffenen Kinder verlaufen positiv. Sie entwickeln sich genauso gut wie Kinder aus heterosexuellen Beziehungen. Auch finden sich keine Anhaltspunkte für eine erhöhte Neigung zu Depressionen. Aus der Studie folgt: Für das Kindeswohl ist es nicht erforderlich, dass die Erziehung nach dem klassischen Rollen-Modell von verschiedenen Geschlechtern gleichermaßen übernommen wird. Maßgeblicher Einflussfaktor ist vielmehr eine gute Eltern-Kind-Beziehung unabhängig vom Geschlecht der Eltern.
- Eine Mehrheit der Kinder verfügt über keine Diskriminierungserfahrungen wegen der sexuellen Orientierung im Elternhaus (63 % aus Sicht der Eltern, 53 % aus der Perspektive der Kinder). Soweit solche Erfahrungen vorliegen, handelt es sich überwiegend um Hänseleien und Beschimpfungen. Die Erlebnisse werden in der Regel von den Betroffenen gut verarbeitet, da sie vor allem durch die elterliche Zuwendung und Erziehung aufgefangen werden.
- Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass das so genannte kleine Sorgerecht (Mitentscheidung des Lebenspartners in Angelegenheiten des täglichen Lebens) in der Praxis gut angenommen wird. 75 % der Partner(innen) engagieren sich in der Erziehung eines Kindes, das ihre Partnerin/ihr Partner aus einer früheren Ehe oder Partnerschaft hat. Bei Familien mit Kindern, die z.B. nach künstlicher Insemination in eine aktuelle Beziehung hineingeboren wurden, ist der Anteil noch höher. In diesen Fällen kommt der Stiefkindadoption große Bedeutung zu. Etwa die Hälfte dieser Kinder wurde bereits durch den jeweiligen Partner „stiefkindadoptiert“. Die große Mehrheit der übrigen dieser Paare plant diesen Schritt.
Schlussfolgerungen für den Gesetzgeber
- Das Lebenspartnerschaftsgesetz und die Stiefkindadoption haben sich bewährt. Das Angebot für diejenigen, die als gleichgeschlechtliches Paar füreinander und für ihre Kinder Verantwortung übernehmen, wird wahrgenommen.
- Die Studie hat bestätigt, dass in allen Familienformen die Beziehungsqualität in der Familie der bedeutsame Einflussfaktor für die kindliche Entwicklung ist. Dies gilt auch für Kinder in Lebenspartnerschaften. Sie wachsen dort genauso gut auf wie bei heterosexuellen Eltern. Lebenspartner sind deshalb unter den gleichen Voraussetzungen wie Ehepaare als Adoptiveltern geeignet.Beispiel: Die Lebenspartnerinnen Sabine und Karla ziehen seit 5 Jahren als Pflegeeltern gemeinsam Sebastian groß. Er besucht die 8. Klasse eines Gymnasiums und ist gut in die Pflegefamilie integriert. Da seine drogenkranke Mutter gestorben und sein Vater unbekannt ist, wollen Sabine und Karla ihn adoptieren. Eine gemeinsame Adoption ist nach deutschem Recht derzeit nicht möglich. Man muss sich behelfen: Nur ein Pflegeelternteil adoptiert; der andere Elternteil hat lediglich ein „kleines Sorgerecht“. Diese Lösung dient nicht dem Kindeswohl.
Nach den Ergebnissen der Untersuchung besteht für den Gesetzgeber kein Grund, die gemeinsame Adoption für Lebenspartner nicht zuzulassen und damit Lebenspartner und heterosexuelle Beziehungen unterschiedlich zu behandeln. Voraussetzung für eine gemeinsame Adoption ist, dass Deutschland das geänderte Europäische Adoptionsübereinkommen zeichnet und in Kraft setzt. Es lässt im Unterschied zur Fassung von 1967 die gemeinsame Adoption auch durch Lebenspartner zu.
- Partner in Regenbogenfamilien übernehmen in aller Regel Verantwortung füreinander und gemeinsam für die Kinder, die bei ihnen leben. Lebenspartner haben nach geltendem Recht die gleichen Pflichten, aber nicht die gleichen Rechte. Zur vollständigen Gleichstellung müssen Ungleichbehandlungen von Lebenspartner und Eheleuten vor allem im Steuer- und Beamtenrecht abgeschafft werden.
Näher Informationen finden Sie unter www.bmj.de/lebenspartnerschaft.
Quelle: Pressemeldung des Bundesministerium der Justiz vom 23.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Kleine Anfrage der FDP an den Bundestag zur Zahl von Inobhutnahmen
Berlin: (hib/SKE/HIL) Nach der Zahl der Kinder und Jugendlichen, die vom Jugendamt vorläufig von ihren Familien getrennt werden, erkundigt sich die FDP-Fraktion in einer Kleinen Anfrage (16/13715). Die Abgeordneten wollen unter anderem wissen, welche Gründe für die gestiegene Zahl von Inobhutnamen vorliegen und welche Maßnahmen in den Bundesländern ergriffen wurden, um einer Überforderung der Eltern bei Erziehungsaufgaben zu begegnen.
Quelle: heute im bundestag vom 23.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Zahl der Adoptionen in Baden-Württemberg weiter rückläufig: 658 Kinder und Jugendliche wurden adoptiert
Nach Feststellung des Statistischen Landesamtes wurden im Jahr 2008 in Baden-Württemberg 658 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren adoptiert. Das waren 53 Adoptionen (- 7,5 Prozent) weniger als noch im Vorjahr. Damit erreicht die Zahl der Adoptionen im Land den niedrigsten Stand seit 1991, dem Jahr der Einführung dieser Statistik in ihrer heutigen Form. Damals wurden noch 1 005 Kinder und Jugendliche adoptiert (Schaubild).
Über die Hälfte der adoptierten Kinder (344) waren Jungen. 46,4 Prozent der Kinder (305) waren im schulpflichtigen Alter von 6 bis 15 Jahren, knapp ein Viertel (154) hatte das dritte Lebensjahr noch nicht erreicht.
Für weit über die Hälfte der Adoptierten (376) war mit der Adoption keine Veränderung der Lebensumstände und Bezugspersonen verbunden. Sie wurden von ihrem Stiefvater oder ihrer Stiefmutter an Kindes statt angenommen. Bei 38,4 Prozent der Fälle (253) standen die Adoptiveltern in keinem Verwandtschaftsverhältnis zu dem von ihnen adoptierten Kind oder Jugendlichen. 18,5 Prozent der adoptierten Kinder und Jugendlichen (122) lebten vor der Adoption in einem Heim, 11 Kinder (1,7 Prozent) waren Vollwaisen.
Die deutsche Staatsangehörigkeit hatten 380 (57,8 Prozent) der Adoptierten. Von den Adoptivkindern mit ausländischer Staatsangehörigkeit stammte fast die Hälfte (130) aus europäischen Ländern, darunter die meisten (70 Kinder) aus Ländern der Russischen Förderation. Ein Viertel der ausländischen Adoptierten kam aus Asien, darunter 22 Kinder aus Thailand und 7 Kinder aus Sri Lanka. 16,2 Prozent stammten aus Lateinamerika, darunter 20 Kinder aus Kolumbien. 57,9 Prozent der Kinder mit ausländischer Staatsangehörigkeit wurden aus Anlass der Adoption nach Baden-Württemberg geholt.
Am Ende des Jahres 2008 waren 35 Kinder und Jugendliche – 13 Mädchen und 22 Jungen – für eine Adoption vorgemerkt. Bei den Adoptionsvermittlungsstellen lagen 942 Bewerbungen von Paaren vor, die gern ein Kind adoptieren möchten. So kamen rein rechnerisch auf ein zur Adoption vorgemerktes Kind 27 mögliche Adoptiveltern. In Adoptionspflege befanden sich 237 junge Menschen. Die Adoptionspflege ermöglicht ein gegenseitiges Aneinandergewöhnen, während das Kind oder der Jugendliche bei einem adoptionswilligen Paar lebt.
Quelle: Pressemiteilung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg vom 22.07.09
Zahl der Adoptionen in Sachsen 2008 weiter gesunken
202 Kinder und Jugendliche wurden 2008 in Sachsen adoptiert, 110 Jungen und 92 Mädchen. Damit sank die Zahl der Adoptionen gegenüber dem Vorjahr um 9 Kinder und Jugendliche. Während man im Direktionsbezirk Chemnitz 67 Kinder und Jugendliche adoptierte, waren es in den Direktionsbezirken Dresden 82 und Leipzig 53.
Wie das Statistische Landesamt weiter mitteilt, waren zum Zeitpunkt der Adoption 57,4 Prozent der Kinder (116) unter 6 Jahre alt, 24,3 Prozent (49) 6 bis 11 Jahre und 18,3 Prozent (37) zwölf Jahre und älter. Von den adoptierten Kindern wurden 37,6 Prozent (76) von ihrem Stiefvater bzw. ihrer Stiefmutter angenommen, was keine Veränderung der Lebenssituation der Kinder zur Folge hatte. 59,9 Prozent (121) waren mit dem annehmenden Elternteil nicht verwandt. Lediglich fünf Kinder waren mit den Adoptiveltern verwandt, z. B. Onkel und Tanten bzw. Großeltern.
Am Ende des Jahres 2008 befanden sich 247 Kinder in Adoptionspflege, einer Probezeit für Kinder und potentielle Eltern. Bei den Adoptionsvermittlungsstellen lagen weiterhin 310 Bewerbungen für 95 zur Adoption vorgemerkte Kinder vor. Somit kamen auf ein zur Adoption vorgemerktes Kind 3 Adoptionsbewerber.
Quelle: Pressemitteilung des Statistischen Landesamtes Sachsen vom 22.07.09
Adoptionen gehen weiter zurück – PFAD Vorsitzende Dagmar Trautner äußert sich im Interview mit dpa
Wiesbaden (dpa) – Popstar Madonna darf ein zweites Kind aus dem afrikanischen Malawi adoptieren, und Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder hat zwei Kinder aus Russland angenommen.
Die Zahl der Adoptionen geht in Deutschland aber seit Jahren zurück. 4201 Kinder und Jugendliche wurden 2008 adoptiert, sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Das Verhältnis von Bewerbern pro Kind liegt seit einigen Jahren bei zehn zu eins und damit auf dem tiefsten Stand seit Beginn der Erhebungen 1991, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden berichtete. Mit einem Verhältnis von 19 zu 1 war die Wahrscheinlichkeit, ein Kind adoptieren zu können, 1992 am niedrigsten.
«Man kann aber immer noch nicht davon ausgehen, dass man als Bewerber auch ein Kind bekommt», sagt die Vorsitzende des Bundesverbands der Pflege- und Adoptivfamilien (PFAD), Dagmar Trautner, und verweist auf lange Wartezeiten. Etwa drei bis fünf Jahre warteten die Paare im Durchschnitt, denen überhaupt ein Vorschlag gemacht werde. Dann wiederum müssten sie gleich handeln. Nach etwa einem Jahr in der neuen Familie wird dann in der Regel die Adoption rechtlich vollzogen.
Fast die Hälfte der 4201 Kinder und Jugendlichen wurde 2008 vom neuen Lebenspartner eines leiblichen Elternteils adoptiert. 30 Prozent aller Adoptivkinder waren jünger als drei Jahre. Je 15 Prozent waren drei bis fünf Jahre, sechs bis acht Jahre und neun bis elf Jahre alt. 25 Prozent waren mindestens zwölf Jahre alt. Vorgemerkt für eine Adoption waren Ende des vergangenen Jahres insgesamt 774 Mädchen und Jungen und damit knapp 13 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Gleichzeitig gingen die Bewerbungen von Paaren um eine Adoption um 12 Prozent auf 7841 zurück.
«In der gewachsenen Vielfalt der Gesellschaft können manche ihre Kinderlosigkeit vielleicht eher für sich annehmen», erklärt Trautner den Rückgang bei Adoptionen und Interessenten. Mehr Hilfsangebote für junge Mütter führten zudem dazu, dass sich diese nicht so früh entschieden, ihr Kind zur Adoption freizugeben und nach einigen Jahren dann eher eine Pflegefamilie suchten, meint Trautner, die selbst etwa 17 Jahre die Pflegschaft eines Jungen übernommen hatte.
Vielen Paaren werde erst später klar, dass sie ihren Kinderwunsch nicht umsetzen könnten und ein Kind adoptieren wollten, berichtet Christiane Steinwedel vom Frankfurter Jugendamt. So seien die Bewerber oft bereits Mitte 30. Die Prüfung der potenziellen Adoptiveltern dauere etwa ein halbes Jahr. «Die Vermittlungsdauer ist ganz unterschiedlich.» Relativ gute Chancen hätten Eltern, die sich etwa zutrauten ein Baby anzunehmen, dass mit schwersten Entzugserscheinungen zur Welt kam und die Entwicklungsfolgen noch nicht geklärt seien. Die Eignung von Paaren, die ein Kind aus dem Ausland adoptieren wollten, werde von den Jugendämtern auch gecheckt.
«Auslandsadoptionen sind nicht unbedingt schneller, nur die Wahrscheinlichkeit, überhaupt einen Vorschlag zu bekommen, ist höher», sagt Trautner. Viele Kinder seien nicht mehr ganz jung, wenn sie nach Deutschland kämen, manche hätten auch schon einige Jahre im Heim verbracht «und bringen einen großen Rucksack mit». Paare müssten sich bei Auslandsadoptionen auch für ein Land entscheiden, was vielen schwer falle. Häufig falle die Wahl auf Kolumbien oder Russland.
Quelle: dpa-Meldung von Ira Schaible vom 22.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Destatis: 4 201 Adoptionen 2008
WIESBADEN – 2008 wurden in Deutschland 4 201 Kinder und Jugendliche adoptiert. Dies teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) mit. Die Zahl der Adoptionen lag damit um 7% niedriger als im Vorjahr; 2007 waren von den Adoptionsvermittlungsstellen 4 509 Adoptionen gemeldet worden.
Beinahe die Hälfte der Adoptionen (2 056; 49%) waren Stiefelternadoptionen. Bei einer Stiefelternadoption wird der oder die Minderjährige durch einen neuen Partner des leiblichen Elternteils adoptiert.
30% der adoptierten Kinder waren unter 3 Jahre alt, bei den Altersgruppen 3 bis 5 Jahre, 6 bis 8 Jahre und 9 bis 11 Jahre lag der Anteil bei jeweils 15% und bei den 12- bis 17-Jährigen bei 25%.
Für eine Adoption vorgemerkt waren 2008 insgesamt 774 Kinder und Jugendliche und damit knapp 13% weniger als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Adoptionsbewerbungen hat sich gegenüber 2007 um 12% vermindert; in den Adoptionsvermittlungsstellen lagen 7 841 Adoptionsbewerbungen vor. Damit belief sich das Verhältnis von Adoptionsbewerbungen zur Zahl der zur Adoption vorgemerkten Minderjährigen rein rechnerisch auf 10 zu 1.
Quelle: Pressemitteilung Nr.274 von Destatis vom 22.07.2009
Detaillierte Statistiken (pdf)
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Zwangsadoption – Plötzlich war die Mutti weg
1972, ein kalter Februarmorgen. Draußen ist es grau und nass. Katrin, viereinhalb Jahre alt, schreckt aus dem Schlaf, jemand hämmert gegen die Haustür. Sie hört laute Männerstimmen: „Aufmachen! Sofort die Tür aufmachen!“
Katrin hat Angst. Ihre Mutter hetzt durch die Wohnung, rupft Klamotten aus den Schränken, zieht der kleinen Tochter Wollstrumpfhosen an. Katrin hasst die kratzigen Dinger, sie nörgelt, wehrt sich. Und kassiert eine knallende Ohrfeige. Das hat die Mutter noch nie getan. Katrin ist erschrocken und auf der Stelle ruhig. Sie schielt zu ihrem zwei Jahre älteren Bruder. Auch er guckt verängstigt. Als die Mutter die Tür öffnet, drängen Männer in die Wohnung und zerren die drei hinaus auf die Straße.
Ein paar Meter weiter, auf dem Marktplatz von Gera, wartet ein Auto mit laufendem Motor. Die Frau soll einsteigen, die Kinder werden festgehalten. Katrin weint, sie klammert sich an ihre Mutti. „Ihr wartet bei Oma, wir sehen uns heute Abend“, sagt diese zu ihrer Kleinsten. Dann fährt das Auto weg. Ein paar Sekunden lang hört Katrin noch das Knattern des Motors, dann ist alles still. Grau und nass und noch ein bisschen kälter als vorher. Die Kinder bleiben allein zurück. Ihre Mutter kommt nicht wieder. Nicht am Abend, nicht am darauffolgenden Abend und auch nicht nach einer Woche.
Frau für „asozial“ erklärt
Katrin Behr ist jetzt 42 Jahre alt, und jener kalte Februarmorgen verfolgt sie bis heute. Mittlerweile weiß sie: Damals wurde ihre Mutter gezwungen, sie zur Adoption freizugeben. Der Staat hatte die Frau für „asozial“ erklärt, weil sie nicht arbeiten ging. Katrin Behrs Mutter muss der Staatssicherheit schon lange ein Dorn im Auge gewesen sein, weil sie mit dem Gedanken spielte, auszureisen.
Eltern als asozial zu erklären, war eine Möglichkeit, ihnen die Kinder zu entziehen und in staatliche Obhut zu geben oder zu Adoptiveltern mit der gewünschten politischen Einstellung. Paragraf 249 des DDR-Strafgesetzbuches („Gefährdung der öffentlichen Ordnung durch asoziales Verhalten“) war die gesetzliche Grundlage dafür. Wer sich beispielsweise „aus Arbeitsscheu einer geregelten Arbeit hartnäckig“ entzog, konnte eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren bekommen. Das Familiengesetzbuch der DDR ließ den Entzug des Erziehungsrechts bei schwerer schuldhafter Verletzung der elterlichen Pflichten zu. Zu diesen gehörte auch, Kinder zur Einhaltung der Regeln des sozialistischen Zusammenlebens und zum sozialistischen Patriotismus zu erziehen. Die Entscheidung musste nicht unbedingt ein Gericht fällen, meistens reichte ein Beschluss des Jugendamts.
Katrin Behr und ihr Bruder wurden damals wenige Tage später in ein Kinderheim gebracht. Irgendwann sollte das Mädchen das Wochenende bei einem fremden Ehepaar verbringen. Doch sie weinte die ganze Zeit, das mochten die potenziellen neuen Eltern nicht. Als sie zurückkam, war ihr Bruder weg. All die Fragen, die sie stellte, blieben unbeantwortet. Einmal kam ihre Großmutter zu Besuch. Sie wischte bloß die Tränen des Mädchens weg und sagte: „Deine alte Familie gibt es nicht mehr, such dir ’ne neue.“
Katrin Behr weinte so viel, dass andere Kinder sie „Heulsuse“ riefen. Heute ist sie eine starke Frau, groß und kräftig, alleinerziehende Mutter zweier Kinder. Sie setzt sich für diejenigen ein, die ähnliches erleben mussten wie sie. Im Januar 2008 gründete Katrin Behr den Verein Zwangsadoptierte Kinder, mit einer Internetseite, auf der man Suchanzeigen einstellen kann. Mehr als 90 Familien haben sich mit ihrer Hilfe schon wiedergefunden.
Im Dezember 1973, fast zwei Jahre nach der gewaltsamen Trennung von ihrer Mutter, rief eine Erzieherin die kleine Katrin zu sich. Die Frau sprach von einer neuen Familie und dass dies „die letzte Chance“ sei. „Wenn du nicht brav bist, musst du für immer hier bleiben“, drohte sie. Es funktionierte: Das kinderlose, systemtreue Paar adoptierte das Mädchen.
Katrin Behr wuchs in Berlin auf. Die Erinnerung an ihre Mutti und ihren Bruder, aber auch an den schrecklichen Morgen im Februar 1972 ist in all den Jahren nie verblasst. Auch die Fragen und die Unsicherheit sind geblieben. „Man lernt, gerade zu laufen“, sagt sie. „Aber die Angst bleibt immer da.“ Sie folgt ihr wie ein Schatten, die Angst, dass andere Menschen über ihr Leben bestimmen und plötzlich nichts mehr so ist wie es war.
Wie vielen Menschen es in der DDR so erging wie Katrin Behr, lässt sich nicht sagen. Es gibt keine Statistiken zu Zwangsadoptionen. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) hat etliche Fälle dokumentiert, der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes ebenfalls. Insgesamt könnten es Tausende sein, allein beim Berliner Verein Mauermuseum kennt man Hunderte Fälle. „In Westdeutschland wusste man davon, die Fälle standen eigentlich immer in Zusammenhang mit Fluchtversuchen der Eltern“, sagt der Geschäftsführende Vorsitzende der IGFM, Karl Hafen. Doch die Bundesrepublik hatte keine unmittelbare Handhabe. „Die Leute wurden damals zuerst kriminalisiert, und dann nahm man ihnen die Kinder weg.“
Trotz vieler Schwierigkeiten gibt es Geschichten mit Happy End. Die prominenteste wurde verfilmt: Schauspielerin Veronika Ferres mimte „Die Frau vom Checkpoint Charlie“, Jutta Gallus, die für einen gescheiterten Fluchtversuch aus der DDR zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Ihre beiden Kinder kamen erst ins Heim und dann zu Gallus‘ systemtreuem Mann. Die BRD kaufte Jutta Gallus schließlich frei. Vor ihrer Ausreise wurde sie aber gezwungen, auf das Erziehungsrecht für ihre Töchter zu verzichten. Die Fotos ihres Protestes gingen um die Welt. Mit Erfolg: Sie sah ihre Kinder wieder.
Auch Katrin Behrs Geschichte hat ein glückliches Ende. Obwohl sie oft an ihre Mutti dachte, suchte sie erst 1990, nach der Geburt ihres zweiten Kindes, nach ihr. Sie bat ihre Adoptivmutter nach den Daten und hielt nach einigem Hin und Her tatsächlich einen Zettel mit einer Adresse in der Hand. Es war eine Adresse in Gera, ihrer Heimatstadt. Doch Katrin Behr traute sich nicht, die Mutter anzurufen oder zu besuchen. Was sollte sie sagen? Was würde die Mutti sagen?
Ein Jahr lang blieb der Zettel in einer Schublade. Dann schrieb Katrin Behr einen Brief. Schon zwei Tage später erhielt sie eine Antwort. Am dritten Tag setzte sie sich ins Auto und fuhr nach Gera. Sie klingelte an der Tür, eine ältere Dame öffnete. „Wohnt hier Frau …?“, fragte Katrin Behr. Die Frau guckte sie an: „Katrin?“ Dann drückten sich beide, ganz fest und ohne Worte. Katrin Behr erfuhr, dass ihre Mutter Briefe an das Jugendamt geschrieben hatte, aus der Haft und auch später; dass sie immer Kontakt zu ihren Kindern wollte. Die Briefe wurden nie weitergeleitet.
Obwohl sie sich jetzt wiederhaben, ist noch lange nicht alles gut. „Es tut immer wieder weh“, sagt Katrin Behr. Sie meint das Unrecht und das verpasste Leben, das sie hätte haben können. Ihr Herz wurde krank, ihren Beruf als Krankenschwester kann sie nicht mehr ausüben. Trotz allem ist sie dankbar, sie hat ihr kleines Happy End.
Andere Geschichten haben nicht einmal das. Marianne Baumüller ist eine Mutter, der die Kinder weggenommen wurden. Sie sucht noch heute nach ihnen. Es waren die Siebziger, sie war alleinerziehend und hatte keine Arbeitsstelle, sondern versorgte zu Hause ihre zwei Kinder: die 1971 geborene Jeannette und den drei Jahre jüngeren Marcel Jan. Irgendwann bekam Marianne Baumüller (sie hieß damals Burandt) Besuch von Mitarbeitern des Jugendamts: Sie solle sich gefälligst Arbeit suchen, sonst würde man ihr die Kinder wegnehmen, hieß es.
Um tagsüber bei den Kindern sein zu können, suchte sich die gelernte Schneiderin einen Job in einer Kneipe. Vor Schichtbeginn brachte sie ihre Kinder zu einer Bekannten in Prenzlauer Berg. Morgens holte sie die Kleinen wieder ab und kümmerte sich um den Haushalt. Eines Tages waren Jeannette und Marcel Jan nicht mehr da. Sie hätten Waschmittel geschluckt und seien im Krankenhaus, sagte die Bekannte. Frau Baumüller sah ihre Kinder nie wieder.
Die heute 58-Jährige weint, wenn sie an den Abend denkt, an dem sie Jeannette und Marcel Jan verabschiedete. Im Jugendamt hieß es damals nur, die Kinder sollten jetzt in einem Heim leben, das sei besser. Marianne Baumüller fuhr zu allen Einrichtungen in Berlin und Umgebung, fragte nach ihren Kindern. Ohne Erfolg. Sie engagierte einen Rechtsanwalt. Ohne Erfolg. Irgendwann verliebte sie sich neu, heiratete, „ich dachte, das würde vielleicht helfen.“ Jahre später stellte sie einen Ausreiseantrag. In einem Staat, der Müttern die Kinder wegnimmt, wollte sie nicht mehr leben.
Letztlich blieb sie doch, erst 1990 zog sie weit weg, nach Bayreuth. Die Erinnerung zog mit. Jedes Jahr an Weihnachten und an den Geburtstagen der Kinder, am 9. Februar und 18. Mai, ist es besonders schlimm. Dann quält sie die Frage: „Hätte ich mehr tun können?“ Wie viel Kraft muss man aufbringen? Wann ist es legitim, aufzugeben? Marianne Baumüller brauchte Jahre, um sich selbst zu verzeihen. „Ich möchte wissen, wie es ihnen geht, möchte sehen, wie sie leben“, sagt sie. Die Hoffnung bleibt.
Sie versperrte noch den Weg
Annegret Wiener hatte mehr Glück. Der heute 50-Jährigen wurden ebenfalls die Kinder genommen. Weil ihr 1979 geborener Sohn Hans-Jürgen angeblich unterernährt und nicht ausreichend geimpft war, klingelten Jugendamt und Polizei eines Morgens Sturm. Annegret Wiener, damals Schlepps, versperrte den Weg zum Kinderzimmer, schimpfte und heulte. Sie erinnert sich, dass ein Polizist ihr sein Knie in den Unterleib rammte und sie fiel. Sie nahmen Hans-Jürgen mit. Das war im Januar 1982.
Vier Monate später kamen die Leute wieder. Diesmal nahmen sie Enrico, damals fünf, und den zwei Monate alten Mirko mit. Tochter Sandra, damals zwei, und Sohn Ronny, eins, waren zu der Zeit schon im Kindergarten. Als Annegret Wiener die beiden morgens dorthin gebracht hatte, wusste sie nicht, dass sie sie erst Jahrzehnte später wieder sehen würde.
Denn sie kam noch am selben Tag in Untersuchungshaft, ihre Kinder in staatliche Obhut. Wegen Beleidigung, Verleumdung und Verletzung der Erziehungspflicht wurde sie zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt. Annegret Wiener war schwanger, als sie ins Gefängnis gebracht wurde. Am 6. Oktober 1983 brachte die damals 24-Jährige im Haftkrankenhaus ihr sechstes Kind zur Welt, Torsten. „Ich habe ihn nur einmal im Arm gehabt, dann wurde er weggebracht.“ Noch in der Klinik versuchte man die Frau zu überreden, ihr Baby zur Adoption freizugeben. Sie erinnert sich nicht mehr, ob sie unterschrieb. Irgendwann hieß es, ihr Sohn lebe jetzt bei Pflegeeltern. Beim Jugendamt sagte man ihr, sie solle Ruhe geben, den Kindern gehe es gut, aber „das geht Sie jetzt nichts mehr an!“
Annegret Wiener ist inzwischen zehnfache Mutter. Die Wände ihrer Wohnung in Tempelhof hängen voller Familienfotos. Doch es fehlen Gesichter. Annegret Wiener ist beinahe besessen von der Suche nach ihnen. Oft sitzt sie stundenlang am Computer und surft im Internet. Im Frühjahr dann ein Erfolg: sie fand Mirko. Sie schrieb ihm eine E-Mail. Er schrieb zurück, mit Telefonnummer. Sie rief ihn an. „Hier ist Frau Wiener“, meldete sie sich, „deine Mutti.“ Sie sprachen sehr lange, Annegret Wiener strich sich den Tag im Kalender an: 6. März 2009, ein Glückstag. Jetzt fehlen noch Torsten und Hans-Jürgen.
„Ich möchte wissen, wie es ihnen geht, möchte sehen, wie sie leben“
Quelle: Artikel von Anne Klessein in Berliner Morgenpost vom 22.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Stadt Mönchengladbach wirbt Pflegeeltern unter Zuwandererfamilien
(pfad/schulz) Die Stadt Mönchengladbach engagiert sich für Kinder aus Migrantenfamilien, die in zunehmender Anzahl auch durch die Jugendhilfe betreut werden müssen. Für sie sollen nach Möglichkeit Pflegeeltern mit ähnlichem kulturellen Hintergrund gefunden werden.
Der Pflegekinderdienst des Jugendamtes informiert durch Veranstaltungen und versucht in Kooperation mit der „Regionalen Arbeitsstelle für Kinder und Jugendliche in Zuwandererfamilien“ Pflegeeltern mit Migrationshintergrund zu gewinnen.
Dafür wurden Flyer in unterschiedlichen Sprachen entwickelt, die Zuwandererfamilien für die Vollzeitpflege interessieren sollen (deutsch, russisch, englisch, französisch, portugiesisch, kiswahili, kroatisch, türkisch).
Bislang konnten auf diese Weise 12 Kinder vermittelt werden, die meisten zu Verwandten.
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Suche von Verwandten nach Adoptierten
Zu einem konkreten Fall, in dem eine 40-jährige Frau ihren als Kind adoptierten Bruder sucht (Artikel 1 vom 20.07.09, Artikel 2 vom 21.07.09), äußern sich ein Psychiater, ein Rechtsanwalt, eine Standesbeamtin und eine Richterin.
Quelle: Südkurier vom 20. + 21.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Zahl der Adoptionen in NRW geht weiter zurück
Düsseldorf (IT.NRW). Im Jahr 2008 wurden in Nordrhein-Westfalen 970 Kinder und Jugendliche (502 Jungen, 468 Mädchen) adoptiert. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt mitteilt, waren das 6,0 Prozent weniger als 2007 (1 032 Adoptionen) und weniger als halb so viel wie Anfang der 1990er Jahre. Etwa die Hälfte der Adoptierten (441) war im schulpflichtigen Alter von sechs bis 14 Jahren, 137 waren drei bis fünf Jahre alt und etwa ein Viertel (261) war jünger als drei Jahre. 487 Kinder und Jugendliche wurden von ihren Stiefvätern bzw. -müttern und 71 durch Verwandte adoptiert, 412 von Personen, zu denen kein Verwandtschaftsverhältnis bestand.
Ende 2008 waren 244 Mädchen und Jungen für eine Adoption vorgemerkt. Ihnen gegenüber standen zum gleichen Zeitpunkt 2 120 bei den Adoptionsvermittlungsstellen gemeldete Bewerber, die gern ein Kind adoptieren wollten. Rein rechnerisch ergaben sich damit pro Kind nahezu neun Bewerbungen. In „Adoptionspflege“, die zukünftigen Eltern und dem Kind die Möglichkeit einer gegenseitigen Probephase bietet, befanden sich Ende letzten Jahres 930 junge Menschen. (IT.NRW)
Ergebnisse für kreisfreie Städte und Kreise finden Sie hier.
Quelle: Pressemitteilung (098/09) des Statistischen Landesamtes Nordrhein-Westfalen vom 08.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Landkreis Havelland: Kreis sucht Pflegeeltern – Retter im Krisenfall
RATHENOW – Marie Kutschan ist 24 Stunden im Dienst, an sieben Tagen in der Woche. Wenn um 3 Uhr morgens ihr Telefon klingelt, geht sie ran. Und wenig später steht die ausgebildete Heimerzieherin in der Tür, um einen neuen Gast in ihrem Haus zu empfangen. Marie Kutschan ist eine Bereitschaftspflegemutter – die einzige im Landkreis Havelland. Sie springt ein, wenn die leiblichen Eltern sich um ihre Kinder nicht mehr kümmern können. Das Jugendamt entscheidet, wann dieser Punkt erreicht ist. Und wendet sich dann an Marie Kutschan, um das Kind möglichst schnell in ruhige, geordnete Verhältnisse zu bringen.
Misshandlung, Missbrauch, Vernachlässigung – bei diesen Anlässen ist Eile geboten, um das Kindeswohl zu schützen. Aber die Gründe für eine Inanspruchnahme der Bereitschaftspflege sind nicht immer so spektakulär. Auch wenn eine alleinerziehende Mutter plötzlich ins Krankenhaus muss und keine Verwandten da sind, die sich ums Kind kümmern können, ist Marie Kutschan zur Stelle.
Maximal drei Kinder im Alter von bis zu sechs Jahren kann sie in ihrem Haus aufnehmen. Sie leben, essen, schlafen bei ihr – so lange, bis das Jugendamt entschieden hat, was mit den Kindern geschehen soll. „Nach spätestens drei Monaten sollte die Perspektive für das Kind geklärt sein“, sagt Yvonne Senst, Mitarbeiterin im Kreisjugendamt. Dann müsse feststehen, ob das Kind wieder zurück kann in seine Familie. Oder ob die Situation eine Unterbringung in einer Dauerpflegefamilie erfordere.
Länger als drei Monate hat Marie Kutschan die ihr anvertrauten Kinder also nicht in ihrer Obhut. „Man muss damit umgehen können, dass die Kinder irgendwann wieder gehen“, sagt sie. Wer sich zu schnell zu eng binde an seine Schutzbefohlenen, wer nicht loslassen könne, der sei nicht geeignet für den Job der Mutter auf Zeit.
Die Outlaw GmbH, die den Pflegekinderdienst im Auftrag des Kreises organisiert, hat noch viele andere Kriterien, um die Eignung von Bewerbern zu testen. Ein Bereitschaftspfleger muss eine pädagogische Grundausbildung absolviert haben, muss stabile Familienverhältnisse vorweisen können, darf weder krank noch psychisch labil noch suchtgefährdet sein und sollte Zeit haben, sich um die ihm anvertrauten Kinder zu kümmern.
Wer diese und andere Kriterien erfüllt und Interesse hat, an einer sinnvollen Tätigkeit, der sollte sich bei der Outlaw GmbH melden. Belohnt wird er mit dem glücklichen Gefühl, jungen Menschen in einer schweren Situation geholfen zu haben.
Wer mehr über die Bereitschaftspflege erfahren will, der wende sich den Pflegekinderdienst Havelland der Outlaw GmbH unter 03385/ 49 68 09, Internet: www.outlaw-jugendhilfe.de.
Quelle: Artikel von Markus Kniebeler in Märkische Allgemeiner vom 17.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Jugendamt Ostvorpommern: „Zuhause auf Zeit“ bietet Ruhe und Hilfe
Ostvorpommern. „Es ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, Pflegekinder aufzunehmen und zu betreuen,“ macht Irene Paul, die Leiterin des Jugendamtes Ostvorpommern klar, dass es um mehr als nur ein „Dach über dem Kopf“ geht, wenn Kinder zu Pflegeeltern kommen. Die Gründe für einen solchen Schritt, der vorübergehend, tageweise oder dauerhaft sein kann, sind sehr unterschiedlich. „Nicht in jedem Fall sind es Kinder, die es schlecht in ihren Familien haben.“ Aktiv werde das Jugendamt zum Beispiel auch, wenn ein allein erziehender Elternteil ins Krankenhaus muss und während dieser Zeit Hilfe zur Betreuung seiner Kinder braucht, weil sonst niemand da ist, der einspringen könnte.
Allerdings seien solche Fälle die Ausnahme, weiß die Jugendamtsleiterin. Immerhin hat es über die Kinderschutz-Hotline im Jahr 2008 zwölf Meldungen gegeben, bei denen eine Kindeswohlgefährdung angezeigt wurde. Betroffen waren dabei 17 Kinder. „Nach eingehender Prüfung stellten sich zwei Fälle als ,echte‘ heraus, bei denen acht Kinder involviert waren.“ Insgesamt sei ein Anstieg der „Notruf-Zahlen“ zu verzeichnen. Allein in diesem Jahr seien bisher bereits 16 Meldungen eingegangen.
Im Durchschnitt gibt es in Ostvorpommern jährlich 80 bis 100 Inobhutnahmen. Die Gründe sind vielfältig – sie reichen von Misshandlung, Vernachlässigung über Suchtprobleme der Eltern oder den Tod eines Elternteils bis zum Aufgreifen von „herum stromernden“ Kindern. Viele seien dadurch traumatisiert oder hätten Beziehungsstörungen. Auch darum sei es wichtig, dass nach der Inobhutnahme sehr genau geprüft werde, wie mit den Kindern weiter umgegangen wird. „Jeder einzelne Fall ist anders – wir orientieren zwar darauf, dass nach spätestens zehn Tagen entschieden sein sollte, was mit den Kindern geschieht, wohin sie kommen, doch ein Dogma ist es nicht“, so Paul weiter. Nicht wenige der Betroffenen könnten nach einer kurzfristigen Maßnahme durchaus wieder in ihre Familie zurückkehren oder bei Verwandten untergebracht werden – andere brauchen für längere Zeit Pflegeeltern.
Und diese sollten liebevoll sowie konsequent erziehen und fördern können. „Außerdem sollten sie zur Zusammenarbeit mit den leiblichen Eltern der Kinder bereit sein“, teilte Thomas Gleißner vom Caritasverband Berlin mit, der in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt Pflegeeltern betreut. Denn neben der finanziellen Unterstützung, die je nach Alter gestaffelt ist, brauchen die „Eltern auf Zeit“ fachkundige Beratung, Schulungen sowie Hilfe und Ansprechpartner, die ihnen jederzeit zur Seite stehen. „Wir sind sehr daran interessiert, dass sich Bürger melden, die diese verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen möchten. Denn viele der betroffenen Kinder brauchen einen Ort, wo sie zur Ruhe kommen, familiäre Wärme und Zuwendung finden – ein gutes Zuhause eben.“
Quelle: Artikel von Veronika Müller im Usedom Kurier vom 20.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Bundesjugendkuratorium: Kinder- und Jugendbeteiligung stärken
Trotz vieler Fortschritte in den letzten Jahren und einer Vielzahl gelungener Projekte gibt es in Deutschland bei der flächendeckenden Umsetzung von Partizipationsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen noch immer deutliche Defizite. Das Bundesjugendkuratorium (BJK) beklagt in einer aktuellen Stellungnahme eine Diskrepanz zwischen fachpolitischen Zielen und Absichtserklärungen einerseits und der Partizipationswirklichkeit andererseits.
Für das BJK ist Partizipation kein beliebiges Element in der Politik für Kinder und Jugendliche, sondern elementarer Bestandteil der demokratischen Kultur. Das Gremium fordert vor diesem Hintergrund alle relevanten Akteure dazu auf, nachhaltige Beteiligungsstrukturen und Partizipationsangebote insbesondere für benachteiligte Kinder und Jugendliche zu schaffen.
Hierzu bedarf es auf allen gesellschaftlichen Ebenen der Verankerung von Partizipation als Querschnittsaufgabe sowie einer abgestimmten Strategie zwischen allen Akteuren in Kommune, Ländern, Bund und EU. Das Bundesjugendkuratorium ist ein von der Bundesregierung eingesetztes Gremium zur Beratung in grundsätzlichen Fragen der Kinder- und Jugendhilfe und in Querschnittsfragen der Kinder- und Jugendpolitik.
ausführliche BJK-Stellungnahme (pdf)
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )„Klapperstorch“ – Broschüre mit Buchtipps zur Sexualerziehung für Eltern und Kinder
pro familia hat im Mai 2009 in 1. Auflage die 136-seitige Broschüre „Klapperstorch“ mit empfehlenswerten Kinder-, Bilder- und Aufklärungsbüchern sowie Elternratgebern zur Sexualerziehung herausgebracht.
Kinder sind neugierig – und Eltern manchmal sprachlos. Gerade wenn es um Sexualität geht, ist es gar nicht so einfach, die Fragen von Sohn oder Tochter zu beantworten. Als Hilfestellung hat das Sexualpädagogische Team der pro familia München aus dem großen Angebot an Büchern rund um Freundschaft und Familie, Gefühlswelten und Sexualität eine Auswahl getroffen und kommentiert.
Die in der Broschüre empfohlenen Bücher richten sich an Kinder im Vorschul- und Grundschulalter und an Eltern.
Ein Schlagwortverzeichnis erleichert die Suche nach passenden Titeln.
nähere Informationen und Bestellmöglichkeit
Dazu ein Radio-Tipp vom 17.06.2009 in der Bayern 2 Sendereihe „Das Notizbuch“:
„Auch moderne Kinder wollen aufgeklärt werden“
Buchtipps / Studiogespräch mit Sebastian Kempf von pro familia (Podcast, mp3)
10 Jahre PFAD FÜR KINDER Landesverband Berlin-Brandenburg
Sein 10-jähriges Jubiläum feierte der Pfad für Kinder – Landesverband Berlin-Brandenburg der Pflege- und Adoptivfamilien e. V. vom 26. bis 28. Juni mit einem Pflegefamilienwochenende im Kindererholungszentrum Störitzland in Spreeau. Alle Beteiligten hatten viel Spaß auf dem weiträumigen landschaftlich wunderschönen Freizeitgelände. Die zahlreichen Kinder vergnügten sich beim Baden im See, Basteln und Spielen. Besondere Highlights waren eine Schatzsuche und Kino für die Jüngsten am Abend.
Den Pflegeeltern wurde von Rechtsanwältin Ricarda Wilhelm eine sehr interessante Fortbildung zum Thema „Rechte der Pflegeeltern unter besonderer Berücksichtigung der obergerichtlichen Rechtssprechung und des neuen FamFG (Familienverfahrensgesetz)“ geboten.
Zum Abschluss hielt der Landesverband seine jährliche Mitgliederversammlung ab, bei der der Rechenschaftsbericht des Vorstandes mit besonderem Beifall bedacht wurde. Die Vorsitzende Carmen Marquis (Frankfurt/Oder) wurde einstimmig im Amt bestätigt. Zur neuen stellvertretenden Vorsitzenden wurde Barbara Lütgen-Wienand, den Pflegefamilien durch zahlreiche Weiterbildungsveranstaltungen bestens bekannt, berufen. In ihren Ämtern bestätigt wurden auch Schatzmeister Hans Danowski (Königs Wusterhausen) und Schriftführer Frank Wagner (Blankenfelde).
Wir gratulieren den Vorstandsmitgliedern zu ihrer Wahl und wünschen ihnen alles Gute für ihre Arbeit!
Foto (© PFAD LV Berlin-Brandenburg):
Die stellvertretende Bundesvorsitzende Petra Schrödel (rechts) gratuliert der einstimmig wiedergewählten Landesvorsitzenden von Berlin-Brandenburg Carmen Marquis (links) ganz herzlich im Namen des PFAD Bundesverbandes.
Destatis: 12 250 Sorgerechtsentzüge in 2008
WIESBADEN – Weil eine Gefährdung des Kindeswohls anders nicht abzuwenden war, haben die Gerichte in Deutschland im Jahr 2008 in 12 250 Fällen den vollständigen oder teilweisen Entzug der elterlichen Sorge angeordnet. Dies teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) mit. Rechtsgrundlage für diese Maßnahme ist § 1666 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB). In 9 100 Fällen übertrugen die Gerichte das Sorgerecht ganz oder teilweise auf die Jugendämter, in den übrigen Fällen einer Einzelperson oder einem Verein.
Bei einem teilweisen Entzug der elterlichen Sorge wird zum Beispiel das Aufenthaltsbestimmungsrecht oder die Vermögenssorge entzogen. Bei der Übertragung des teilweisen Sorgerechts an ein Jugendamt wurde in 2 350 Fällen (26%) nur das Aufenthaltsbestimmungsrecht zugesprochen. Mit dem Aufenthaltsbestimmungsrecht ist die Befugnis verbunden, Entscheidungen des alltäglichen Lebens zu treffen.
Die Zahl der gerichtlichen Maßnahmen zum Sorgerechtsentzug hat sich deutschlandweit (ohne Berlin, wo für 2007 eine deutliche Untererfassung festgestellt wurde) gegenüber 2007 um circa 8% erhöht.
Weitere Informationen werden voraussichtlich ab Montag, den 20. Juli 2009 im Publikationsservice des Statistischen Bundesamtes kostenlos zur Verfügung stehen.
Siehe auch die Graphik:
Gerichtliche Maßnahmen zum vollständigen oder teilweisen Entzug der elterlichen Sorge in Deutschland
2007 und 2008 aufgeschlüsselt nach Bundesländern
in der Pressemitteilung Nr.269 von Destatis vom 17.07.2009
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Kinderschutz in Sachsen: Ein großer Schritt nach vorn
„Sachsen ist im vorbeugenden Kinderschutz einen großen Schritt nach vorn gegangen“, freut sich Familienministerin Christine Clauß. „In ganz Sachsen sind funktionierende regionale Netzwerke für Kinderschutz entstanden, in denen die unterschiedlichen Professionen zum Wohle unserer Kinder zusammenwirken. Die Menschen sind aufmerksamer geworden und melden eher einen Verdacht auf Kindesmisshandlung als früher. Auch die kommunale Ebene setzt mehr Gelder und Personal zum vorbeugenden Kinderschutz ein“, so Clauß.
Der Freistaat Sachsen hatte vor einem Jahr ein Konzept zum vorbeugenden Kinderschutz auf den Weg gebracht. Wesentliche Inhalte sind zum einen, die Eltern zu unterstützen, ihre Verantwortung für ihre Kinder besser wahrnehmen zu können. Zum anderen soll die Bevölkerung für das Wohl der in ihrem Umfeld lebenden Kinder sensibilisiert werden. Schließlich sollen die Verantwortlichen, deren Aufgabengebiet die Kinder- und Jugendhilfe betrifft, gestärkt werden.
Mittlerweile haben die Landkreise und kreisfreien Städte insgesamt 42 zusätzliche Stellen im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) geschaffen. Diese unterstützt der Freistaat in diesem Jahr mit rund 700.000 EUR. Damit wird die aufsuchende, präventive Arbeit des ASD forciert. „Ganz praktisch heißt das, dass ein ASD-Mitarbeiter Hausbesuche z. B. nach der Geburt eines Kindes macht, Beratung in den Familien anbietet, sich nach der aktuellen Lebenssituation erkundigt oder Hilfe durch das Jugendamt bzw. im sozialen Nahraum vermittelt,“ erläuterte die Ministerin heute in einem Dresdner Kino.
Um die einzelnen Hilfsangebote optimal zu verknüpfen, wurde der Aufbau örtlicher Netzwerke für frühe Hilfen und Kinderschutz durch den Freistaat finanziell unterstützt. Derzeit werden anteilig 29 Koordinatorenstellen gefördert, die die verschiedenen Konzepte vor Ort umsetzen.
Unterstützt werden diese Maßnahmen durch die mit dem PolitikAward ausgezeichnete Öffentlichkeitskampagne des Freistaates „Stoppt Gewalt gegen Kinder“. Nachdem im letzten Jahr Anzeigen sowohl im öffentlichen Raum als auch in Tageszeitungen die Bevölkerung sensibilisieren sollten, startet heute ein entsprechender Kinospot in allen Kinos Sachsens. Seine Botschaft: „Sie achten auf Ihre Umgebung – und auf Ihr Nachbarskind?“
Quelle: Sächsisches Staatsministerium für Soziales vom 16.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )„Leuchtturmprojekt PflegeKinderDienst“ will einheitliche Standards für die Betreuung von Pflegekindern schaffen
Landschaftsverband Rheinland (LVR), Uni Siegen und Jugendamt Düsseldorf möchten die Arbeit von Pflegekinderdiensten verbessern / Modellprojekt in Bornheim, Duisburg, Düsseldorf und Kamp-Lintfort gestartet / Einsatz für einheitliche Rahmenbedingungen im Pflegekinderwesen
Köln. 7. Juli 2009. Immer mehr Kinder haben nicht das Glück, von ihren biologischen Eltern umsorgt und erzogen zu werden. Gründe dafür können Krankheiten, Todesfälle oder ungünstige soziale Umstände im Elternhaus sein. Viele dieser Kinder werden in Pflegefamilien vermittelt. Eine Pflegefamilie ermöglicht es Kindern, Vertrauen zu fassen, Geborgenheit und die Zuneigung von Eltern zu erfahren. So lernen sie, was es heißt, verlässliche Bindungen einzugehen. Doch bei den Kriterien, nach denen Pflegefamilien vorbereitet, begleitet und unterstützt werden, bestehen je nach Kommune wesentliche Unterschiede. Dies führt mitunter sowohl für die Kinder und Pflegefamilien als auch für die Vermittlungsdienste zu schwierigen Situationen.
Deshalb haben der LVR (Landschaftsverband Rheinland), die Universität Siegen und das Jugendamt der Stadt Düsseldorf das „Leuchtturmprojekt PflegeKinderDienst“ aufgelegt. Ziel ist es, im ganzen Rheinland verbindliche Standards bei der Betreuung von Pflegefamilien einzuführen und die Professionalität im Pflegekinderwesen zu steigern.
„Nur durch verbindliche Standards und Rahmenbedingungen bei der Vermittlung von Pflegeverhältnissen sind überall im Rheinland gleichwertige Voraussetzungen für die Versorgung für Pflegekinder sicher zu stellen“, sagt Michael Mertens, LVR-Schul- und Jugenddezernent, zur Intention des Projektes. „Deshalb unterstützt der LVR als Träger des Landesjugendamtes dieses Projekt aktiv“, so Mertens weiter.
Prof. Klaus Wolf von der Universität Siegen leitet die Forschungsgruppe: „Im Mittelpunkt steht das Anliegen, den Kindern, die einen schwierigen Start ins Leben hatten, eine gute Entwicklung zu ermöglichen und dazu auch die Pflege- und Herkunftsfamilien wirksam zu unterstützen. Umso wichtiger ist die Entwicklung von gut begründeten Qualitätskriterien, die als Orientierungshilfe für die Fachkräfte dienen können.“
Das zweijährige Projekt untersucht exemplarisch die Pflegekinderdienste der Städte Bornheim, Duisburg, Düsseldorf und Kamp-Lintfort. Zunächst werden biografische Interviews mit über 50 (ehemaligen) Pflegekindern aus diesen Regionen geführt. Dabei werden auch geschlechtsspezifische Besonderheiten berücksichtigt. Aus der Analyse und Aufbereitung der Interviews leitet die Forschungsgruppe gemeinsam mit den Mitarbeitern der Pflegekinderdienste der vier Städte fachliche Standards ab, um die Arbeit der Vermittlungsdienste zu professionalisieren. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Pflegekindern, der Universität Siegen und den Fachkräften in den Pflegekinderdiensten ist unabdingbare Voraussetzung für das Gelingen des Projektes.
Erste konzeptionelle Leitlinien für die Arbeit der Pflegekinderdienste hat der LVR in einer Rahmenkonzeption zur Verfügung gestellt. (wir berichteten)
Quelle: Meldung auf INFO SOZIAL vom 09.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( 1 so far )Auch 2008 weiterhin Anstieg bei der Zahl der Inobhutnahmen – 2 686 junge Menschen in Baden-Württemberg betroffen
Nach Feststellung des Statistischen Landesamtes wurden im Jahr 2008 in Baden-Württemberg 2 686 Kinder und Jugendliche von den Jugendämtern in Obhut genommen. Das bedeutet gegenüber 2007 eine erneute Zunahme um 28,2 Prozent (+591 Kinder und Jugendliche). Damit erreicht die Zahl der Inobhutnahmen den höchsten Stand seit Einführung dieser Statistik im Jahr 1995 (Schaubild). Damals wurden noch 1 054 Maßnahmen von den öffentlichen und freien Trägern der Jugendhilfe gemeldet.
In akuten Krisensituationen nehmen Jugendämter Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren zu ihrem Schutz – auf deren eigenen Wunsch oder auf Initiative Anderer wie z.B. Polizei oder Erzieher – vorübergehend in Obhut und bringen sie vorläufig in einer Einrichtung oder bei einer geeigneten Person unter. Neben Unterkunft und Verpflegung stehen sozialpädagogische Beratung und Unterstützung im Vordergrund der Schutzmaßnahme.
Für 1 551 Mädchen und junge Frauen (+25,6 Prozent gegenüber 2007) und 1 135 Jungen und junge Männer (+32 Prozent) war 2008 ein behördliches Eingreifen aufgrund einer akuten Gefährdung nötig. Über die Hälfte der Jugendlichen (1 542) war zwischen 14 und 18 Jahre alt. Drei Viertel (2 037) der jungen Menschen hatten die deutsche Staatsangehörigkeit. Ein Viertel (648) war aus der eigenen Familie, Heim oder Pflegefamilie ausgerissen.
Von den insgesamt 2 686 betroffenen jungen Menschen wurde ein Viertel (678) auf eigenen Wunsch unter den Schutz des Jugendamts gestellt. Knapp ein Drittel der Maßnahmen (855) war durch soziale Dienste oder das Jugendamt, ein Fünftel (565) durch die Polizei veranlasst. 53,5 Prozent der Kinder und Jugendlichen lebten vor der Inobhutnahme bei den Eltern bzw. bei einem Elternteil mit Partner, und 29,3 Prozent wuchsen bei einem allein erziehenden Elternteil auf.
Die Hauptursache lag bei der Hälfte aller Maßnahmen in einer Überforderung der Eltern oder des Elternteils, und bei einem Fünftel traten Beziehungsprobleme auf. Anzeichen von Misshandlung lagen bei 12 Prozent und Vernachlässigung bei 10 Prozent aller Fälle vor. Drei Viertel der Kinder und Jugendlichen wurden vorübergehend in einer Einrichtung untergebracht, ein Viertel fand Schutz bei einer geeigneten Person.
In Zusammenarbeit mit den Betroffenen und gegebenenfalls auch mit ihren Angehörigen werden Zukunftsperspektiven entwickelt, zu denen auch eine anschließende Hilfeleistung in Form eines weiteren Aufenthalts in einer Einrichtung oder ambulante erzieherische Hilfen gehören können. Nur 8,3 Prozent der jungen Menschen erhielten im Anschluss keine Hilfe mehr.
Quelle: Pressemitteilung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg vom 14.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Kindern in einer Notlage beistehen – Main-Taunus-Kreis sucht Pflegefamilien, die schwer traumatisierte Kinder aufnehmen
Der Main-Taunus-Kreis sucht Familien, die schwer traumatisierte oder entwicklungsverzögerte Kinder zur Pflege aufnehmen. Nach Angaben des Kreisbeigeordneten Michael Cyriax stehen Mittel für vier so genannte „sonderpädagogische Pflegestellen“ zur Verfügung. Es gehe um Kinder bis zum 10. Lebensjahr, die in ihren Herkunftsfamilien schwer vernachlässigt oder misshandelt worden seien. „Sie sollen in der Pflegefamilie Gelegenheit haben, sich zu entwickeln, Vertrauen und tragfähige Beziehungen aufzubauen“, erläutert Cyriax.
Gesucht werden Pflegeeltern, bei denen ein Elternteil eine pädagogische Ausbildung hat, zum Beispiel als Lehrer, Erzieher oder Sozialpädagoge. In Frage kommen auch Eltern, die bereits viel Erfahrung mit Kindern haben. „Ein traumatisiertes Kind aufzunehmen, ist eine große Herausforderung“, so Cyriax. „Wer sich dazu entscheidet, muss belastbar sein und in der Lage, sich in das Kind hineinzuversetzen.“
Viele der betroffenen Kinder haben schwere Verhaltensstörungen, sind etwa besonders aggressiv, sehr unruhig und haben eine geringe Frustrationstoleranz. Andere weisen schwere psychosomatische Störungen wie Bulimie auf oder leiden an einer chronischen Krankheit. „Einem Kind, das sich nicht selbst helfen kann, in einer solchen Notlage beizustehen, ist bewundernswert“, so Cyriax. „Den Pflegeeltern, die sich dazu entscheiden, möchte ich herzlich danken.“
Vor der Aufnahme eines Pflegekindes werden die Eltern intensiv auf ihre Aufgabe vorbereitet. Zum Beispiel absolvieren sie zwei Wochenendseminare, in denen sie sich mit Themen wie Entwicklungsauffälligkeiten, Kontaktaufbau und Traumata auseinandersetzen. Nach der Vermittlung werden weitere Seminare angeboten, außerdem begleiten und beraten die Mitarbeiterinnen des Amtes für Jugend, Schulen und Sport die Eltern.
Die Pflegeeltern erhalten im Monat je nach Alter des Kindes zwischen 1500 und 1700 Euro.
Interessierte Eltern oder Paare aus dem Main-Taunus-Kreis, die ein schwer traumatisiertes Kind aufnehmen wollen, erhalten weitere Informationen im Amt für Jugend, Schulen und Sport unter Tel. 06192/201-1609 oder (06192)2011605.
Quelle: Frankfurt-live.com vom 14.09.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Artikel „Wenn Eltern Täter sind“
Ein Gedankenspiel: Sie werden überfallen und zusammengeschlagen. Würde Sie jemand zwingen, danach mit dem Täter in Kontakt zu treten? Solche Fragen stellt der Kinderpsychiater Karl-Heinz Brisch, der die Abteilung Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie an der Kinderklinik der Ludwig-Maximilians-Universität in München leitet, manchem Richter. Denn: Was Erwachsenen niemand zumutet, wird von Kindern oft verlangt. Sie werden misshandelt, vernachlässigt, dauerhaft geschädigt und müssen sich ihren Tätern trotzdem immer wieder aussetzen – wenn die Täter ihre Eltern sind.
Eigentlich hatte Matthias noch Glück im Unglück. Als er mit dreieinhalb nicht mehr regelmäßig in den Kindergarten kam, schritt das Jugendamt ein. Da war die Alkoholerkrankung seiner Mutter längst bekannt. Ein Jahr später ist Matthias viereinhalb und hat ein neues Zuhause bei Pflegeeltern gefunden. Ist jetzt alles in Ordnung? Es gibt Momente, in denen es der Pflegemutter die Sprache verschlägt. Zum Beispiel, als sie Matthias und seinen Geschwistern Süßigkeiten bringt und ausdrücklich sagt: „Für euch alle.“ Und alle greifen zu. Nur Matthias schaut misstrauisch: „Mama, ist das auch für mich?“ Seine Pflegemutter fühlt sich verletzt: Denken die anderen jetzt, Matthias werde benachteiligt?
In solchen Situationen ist es schwierig, richtig zu reagieren, sagt die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Annette Schaal-Beyermann aus Lörrach. Da hilft nur, sich immer wieder neu klar zu machen: Ein Kind hat, bis es endlich aus seiner Ursprungsfamilie herausgenommen wird, vieles hinter sich, was es niemals hätte erleben dürfen. Es hatte keine Chance, Urvertrauen aufzubauen. Statt sich gekränkt zu fühlen, sollten Pflegeeltern stellvertretend für das Kind denken, „dolmetschen“, was hinter den Reaktionen steckt. Und zum Beispiel Matthias’ Ängste ernstnehmen und ihm sagen: „Das wäre ja gemein, wenn du nichts bekommen würdest, natürlich ist das auch für dich.“ Solche Herausforderungen müssen Pflegeeltern nicht einmal bestehen, sondern immer wieder neu. Nur dann kann langsam Heilung einsetzen.
Doch was ist, wenn Kinder immer wieder mit denen konfrontiert werden, die an ihren tiefen seelischen Verletzungen schuld sind? Es gibt extreme Beispiele. Wie das zweijährige Mädchen, dessen Eltern zum fünften Mal „eine Chance“ bekommen. Ihr Kind wird ihnen zurückgegeben – obwohl es viermal nicht geklappt hat und das Mädchen in der Zwischenzeit bei drei Pflegefamilien war. Kinderpsychologen beklagen seit einiger Zeit, was die Psychoanalytikerin und Jura-Professorin Gisela Zenz einen „Rückfall in den Biologismus“ nennt: Der alte Glaube, dass Kinder am besten bei ihren leiblichen Eltern aufgehoben seien, hat wieder Hochkonjunktur.
Das passt zum Sparwillen allerorten. Ab und zu eine sozialpädagogische Familienhilfe vorbeizuschicken ist deutlich billiger als die Probleme an der Wurzel anzugehen. Gisela Zenz vermutet zudem, dass Verantwortliche mit der Macht von Gesetzen Beziehungen gestalten wollen – unbewusst identifiziert mit den leiblichen Eltern. Die aber seien in der Regel schwer belastete, unglückliche Menschen, die vor Gericht alles bereuen und beteuern.
Grund genug, ihnen ein hilfloses Kind anzuvertrauen? Auf keinen Fall, warnen Gisela Zenz und Karl-Heinz Brisch. Abgesehen von wenigen Fällen, in denen sich Mütter und Väter in einer langen, gründlichen Psychotherapie mit sich auseinandergesetzt und wirklich verändert hätten. Ansonsten, sagt Gisela Zenz, „tut man dem Kind Unrecht und auch den Eltern keinen Gefallen“ – weil sie nicht anders können, als ihr eigenes Scheitern immer wieder zu wiederholen.
Es gibt auch Fälle, in denen sich psychologisch ungeschulte Richter vollends täuschen lassen. Wenn sie sehen, wie ein Kind auf den Vater zuläuft und der es liebevoll in die Arme nimmt. Dieser Vater soll ein Täter sein? Unmöglich. Da beginnt für Kinderpsychologen die mühsame Arbeit, zu erklären, dass ein Kind natürlich eine Bindung zu den Eltern hat. Sie kann aber pathogen sein, also krankmachend. Und dann muss sie schleunigst enden. Pathologische Eltern-Kind-Beziehungen sind in der Regel nicht auf den ersten Blick erkennbar, betont Karl-Heinz Brisch: Diese Kinder wünschen sich genauso Kontakt zu ihren Eltern wie alle anderen Kinder, sie lieben sie ja. Doch bei ihnen muss dieser Wunsch ganz anders bewertet werden: Denn nur wenn der Kontakt in dieser Form unterbrochen wird, kann das Kind neue, heilsame Bindungen eingehen – sonst bleibt es in seiner es schädigenden Fixierung gefangen. Das kann auch dann passieren, wenn ein Kind trotz Pflegefamilie immer wieder mit den leiblichen Eltern zu tun hat, was unter anderem Angst und Alpträume auslöst.
Mühsam ist es, jedes Mal von Neuem gegen verbreitete Mythen anzukämpfen. Gegen die Behauptung, Kinder würden einiges aushalten und es sei für sie weniger schlimm, körperliche oder emotionale Gewalt nur ansehen zu müssen, statt selbst geschlagen oder seelisch misshandelt zu werden. Denn das stimmt nicht, sagt Karl-Heinz Brisch: Ein Kind, das erlebt, wie der Vater die Mutter schlägt, hat genauso viel Angst und Schmerz, als wenn es selbst geschlagen würde. Auch die – dauerhaften – Folgen sind dieselben: psychische Traumatisierung, die sich zum Beispiel in Erstarrung, Ohnmacht oder der Abspaltung von Gefühlen zeigt.
Und es sind längst nicht nur die öffentlichkeitswirksamen Skandalfälle, die Kinder massiv schädigen: Auch Vernachlässigung hat dramatische Auswirkungen auf die Entwicklung des Gehirns. Das alles sei bei den Gerichten nicht wirklich angekommen, bilanziert Karl-Heinz Brisch: „Die warten viel zu lang.“
Das war einmal anders und kann sich auch wieder ändern, hofft Gisela Zenz: In den 1970ern und 1980ern hatten Kinderpsychologen großen Einfluss auf Gerichte und Behörden. Den könnten sie wieder zurückerobern, wenn sie sich deutlicher zu Wort melden würden.
Quelle: Artikel in Badische Zeitung vom 14.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Märkisch-Oderland: Pflegefamilien trafen sich im Zirkus
Rüdersdorf (MOZ) Im Landkreis Märkisch-Oderland gibt es mehr als 230 Familien, in denen Pflegekinder leben. Sie alle waren jetzt am Sonnabend in den Rüdersdorfer Wiesenzirkus eingeladen und etwa hundert kamen! Das gab nicht nur im Zelt einen tüchtigen Trubel. Dafür klang das alljährlich an wechselnden Orten stattfindende Kinderfest dann etwas früher aus – die Mitmachaktionen und die Hitze forderten ihren Tribut.
Für diesen Tag hatten sich die Mitarbeiterinnen des Pflegekinderdienstes allerdings etwas Besonderes einfallen lassen: roséfarbene Polo-Shirts auf denen der Hinweis PKD für Pflegekinderdienst und vorn die Vornamen standen. „Für die Kinder“, erzählte Doreen Hoffmann, eine der ebenfalls sichtlich zufriedenen PKD-Mitarbeiterinnen. Die Eltern, die ja meist nur die Nachnamen der Frauen kennen würden, hätten die Gesichter spätestens mit Blick auf den Rücken zuordnen können.
Eröffnet worden war das Fest von Jugendamtsleiter Thomas Böduel. Der jüngste Teilnehmer war gerade mal fünf Wochen alt, die Ältesten 14. Die Größeren würden einmal im Jahr mit ihren Familien zum Bowling eingeladen. „Damit wollen wir letztlich auch danke sagen“, erklärte Doreen Hoffmann und verwies darauf, dass im Landkreis zurzeit dringend Pflegefamilien gesucht werden – insbesondere für Kleinkinder.
Dass Interesse bei den Infoabenden sei zwar häufig groß, doch von jüngst 35 Anwesenden seien zuletzt vier übrig geblieben. Der Pflegekinderdienst sieht dafür mehrere Gründe. So ist die Pflege auf Zeit oder Dauer nicht mit einer Adoption vergleichbar. Aber auch hier wartet ein Prüfungsverfahren, das bis zu einem halben Jahr dauern kann. Zudem muss die Aufnahme des/der Kinder quasi jederzeit möglich sein. Hinzu kommt, dass die emotionale Belastung auch aufgrund der Vorgeschichte der Kinder relativ hoch ist. Teilweise sei eine geschützte Unterbringung erforderlich.
Doreen Hoffmann: „Die Kinder haben bereits Abbrüche hinter sich. Eine Elternbeziehung aufzubauen, fällt da meist nicht leicht.“ Deshalb werde auch darauf geachtet, dass das Alter der Pflegeeltern mit denen der Kinder passt. Meist kämen diese von jungen überforderten Eltern, die ihren Nachwuchs zwar geliebt hätten, aber nicht ausreichend versorgen konnten.
Die Unterbringung bei Pflegeeltern sei die Alternative zur Betreuung im Heim. Letztlich handele es sich weitgehend auch um eine ehrenamtliche Tätigkeit. So werde lediglich der Kindesunterhalt abgesichert. Für eine Familie aus Petershagen-Eggersdorf war es allerdings eine ganz bewusste Entscheidung – noch dazu für ein Geschwisterpaar. Ihr Tipp: Sich Zeit für die Entscheidung nehmen und sich zu informieren.
Mehr im Internet unter www.maerkisch-oderland.de, Rubrik Jugend.
Kontakt kann aber auch über das Sekretariat des Jugendamts, Telefon 03346 850571, aufgenommen werden.
Quelle: Artikel von Anett Zimmermann in Märkische Oderzeitung vom 06.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Hartz IV: Mehrbedarfszuschlag ohne Sorgerecht
Für die Anerkennung des Hartz IV-Mehrbedarfszuschlages für Alleinerziehende ist es nicht erforderlich, dass die leistungsberechtigte Person Inhaber des Personensorgerechts ist oder dass das zu erziehende Kind ihr leibliches Kind ist (hier für den Fall eines Pflegekindes)
Das Landessozialgericht Berlin-Brandenburg (L 25 AS 1446/07) urteilte: Der Mehrbedarfszuschlag für Alleinerziehende wird für ein Pflegekind auch dann gezahlt, wenn die oder der Alleinerziehende Pflegegeld erhält. Insbesondere ist für die Anerkennung des Mehrbedarfszuschlages nicht erforderlich, dass die leistungsberechtigte Person Inhaber des Personensorgerechts ist oder dass das zu erziehende Kind ihr leibliches Kind ist. Ausreichend ist vielmehr, dass die betreffende Person die Pflege und Erziehung des Kindes tatsächlich (allein) ausübt, so dass der Zuschlag auch dann anzuerkennen ist, wenn ein Pflegekind versorgt wird. Dies gilt selbst dann, wenn der Alleinerziehende – wie hier – für die Unterbringung, Erziehung und Betreuung des Pflegekindes Pflegegeld nach dem SGB VIII erhält. Denn abgesehen davon, dass bei allein erziehenden Beziehern der vorgenannten Leistung dieselben Bedarfe bestehen wie bei allen anderen allein erziehenden Personen auch, für die der Mehrbedarfszuschlag dazu dient, den höheren Aufwand für die Versorgung, Pflege und Erziehung eines Kindes etwa wegen geringerer Beweglichkeit sowie zusätzliche Aufwendungen für die Kontaktpflege oder die gelegentliche Inanspruchnahme von Dienstleistungen Dritter auszugleichen, ist der Bedarf eines allein erziehenden Beziehers von Pflegegeld gerade losgelöst von dieser Leistung zu beurteilen. Diese Leistung dient dazu, den Lebensbedarf des Kindes zu decken, und wird unabhängig davon gewährt, ob die Pflegeperson allein erziehend ist oder die Pflege des Kindes gemeinsam mit einem Partner übernimmt. Mangels Zweckidentität zwischen dem Pflegegeld und dem Mehrbedarfszuschlag für Alleinerziehende kommt eine einschränkende Auslegung des § 21 Abs. 3 Nr. 1 SGB II nicht in Betracht (vgl. OVG Bremen, Beschluss vom 4 Juli 2007 – S 1 B 235/07 – zitiert nach juris sowie Lang/ Knickrehm in Eicher/ Spellbrink, SGB II, 2. Aufl., § 21 Rn. 28).
Die Revision ist gemäß § 160 Abs. 2 Nr. 1 SGG zugelassen worden, weil die Rechtssache grundsätzliche Bedeutung hat, soweit es um die Frage geht, ob der Mehrbedarfszuschlag für Alleinerziehende nach § 21 Abs. 3 Nr. 1 SGB II auch dann anzuerkennen ist, wenn der Hilfesuchende Pflegegeld nach § 39 SGB VIII bezieht.
Quelle: www.gegen-hartz.de vom 04.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Eschweiler: “Sag ja zu mir!“ – Vorbereitungsseminar für angehende Pflegeeltern
Eschweiler: Pflegeeltern haben die Aufgabe, Kinder aufzunehmen, die nicht in der eigenen Familie leben können. Manche Eltern sind mit der Erziehung und Versorgung ihres Kindes/ihrer Kinder überfordert. Hier können Pflegefamilien helfen, damit Kinder, sei es vorübergehend oder auf Dauer, in familiären Strukturen leben können.
Diese Kinder haben sehr individuelle Bedürfnisse und unterschiedlichste Erfahrungen gemacht, sie brauchen Menschen, die diese mit ihnen aufarbeiten und ihnen neue Sicherheiten geben können. „Sag´ ja zu mir!“, die Überschrift des neu gestalteten Flyers des Arbeitskreises Pflegekinderdienst des Kreises Aachen, soll auf diese besondere Situation der Kinder aufmerksam machen. Der Flyer ist Teil einer gemeinsamen Werbekampagne des Kreises Aachen und der kreisangehörigen Städte.
„Sag´ ja zu mir!“ war auch das Motto eines weiteren Qualifizierungs-/Vorbereitungsseminars für Pflegeeltern, welches in diesem Jahr vom Jugendamt Eschweiler in Kooperation mit dem Haus Sankt Josef – Kinder-, Jugend- und Familienhilfe – durchgeführt wurde. Unter der Seminarleitung von Marina Stein-Gerhards, Diplom-Sozialarbeiterin und systemische Familientherapeutin, wurden sieben potentielle Pflegefamilien in diesem Vorbereitungsseminar geschult.
An sechs Abendterminen und dem abschließenden Wochenende wurden die angehenden Pflegeeltern intensiv durch Marina Stein-Gerhards sowie von der Diplom-Sozialarbeiterin Silvia Frings und der Diplom-Pädagogin Anne Goebbels-Roob, Pflegekinderdienst der Stadt Eschweiler, auf ihre zukünftige Aufgabe als Pflegefamilie vorbereitet.
Inhaltliche Schwerpunkte wurden auf die Stellung des Kindes im Beziehungsgeflecht der Familien und Institutionen, auf die Auswirkungen von Bindung und Trennung, die Lebenswelten eines Kindes und Übertragung in neue Situationen sowie die Integrationsphasen eines Kindes gelegt.
Ebenso wurden den Pflegeelternbewerbern rechtliche Rahmenbedingungen eines Pflegeverhältnisses und das Hilfeplanverfahren näher gebracht. Der Umgang mit der Herkunftsfamilie des Kindes sowie die Bedeutung von Besuchskontakten und Biografiearbeit wurden ebenfalls thematisiert. Wert wurde darauf gelegt, sich in die bisherige Lebenswelt des zu vermittelnden Kindes, aber auch in die Position der abgebenden Eltern hineinzufühlen und zu versetzen.
Das Vorbereitungsseminar, so Silvia Frings und Anne Goebbels-Roob übereinstimmend, hat nicht nur das Ziel die Pflegeeltern auf die neue Aufgabe und auf die Veränderungen in der Familie vorzubereiten. Ein wichtiges Anliegen ist auch, so die Mitarbeiterinnen der Jugendämter, einen wertvollen Beitrag zur Entscheidungsfindung, ein Pflegekind aufzunehmen, zu leisten.
Das Seminar, so ergänzt Marina Stein-Gerhards, dient zudem dazu, sich der besonderen Herausforderung als Pflegeeltern bewusst zu werden. Denn Pflegekinder, so die Referentin, sind Kinder mit Geschichte und Geschichten.
Erfahrene Pflegeeltern, die das Seminar mit ihren persönlichen Erfahrungen als Pflegefamilie bereicherten, trugen zur Entscheidungsfindung der Pflegeelternbewerber bei. Die erfahrenen Pflegeeltern berichteten u.a., dass die Auseinandersetzung des Pflegekindes mit der Herkunftsfamilie – Pflegekinder sind Kinder zweier Familien – als ein lebenslanger Dialog zu verstehen sei.
Das Abschlusswochenende stand ganz im Zeichen der Reflektion der eigenen familiären Situation. Auch die Kinder der Teilnehmer wurden unter fachlicher Anleitung der Diplom-Sozialarbeiterin Anke Kaulen, Haus Sankt Josef, aktiv in den Prozess mit einbezogen und setzten sich intensiv damit auseinander, was es bedeutet, ein Pflegekind aufzunehmen und welche Veränderungen die Aufnahme eines Pflegekindes mit sich bringen.
Durch dieses Abschlusswochenende, so Silvia Frings und Anne Goebbels-Roob, sollen die Bewerber eigene Grenzen und Möglichkeiten erkennen und den in der Familie lebenden Kindern entsprechende Beachtung schenken. Das Pflegekind kommt nicht einfach hinzu und alles läuft so weiter wie bisher. Die Kinder müssen offen sein für dieses – zunächst fremde Kind-, müssen aushalten, dass dieses Kind besondere Ansprüche an ihre Eltern stellt und dass ihre Eltern sich in besonderer Weise um dieses Kind bemühen.
Die Bewerberfamilien fühlen sich nach diesem Seminar in ihrem Entschluss bestärkt, ein Pflegekind aufzunehmen und sehen erwartungsfroh einer passenden Vermittlung entgegen.
Auch im nächsten Jahr wird wieder ein Vorbereitungsseminar angeboten. Interessenten können sich an den Pflegekinderdienst der Stadt Eschweiler, Silvia Frings, Telefon (02403) 71224, Anne Goebbels-Roob, Telefon (02403) 71260 und Mathilde Uhr, Telefon (02403) 71469 wenden.
Quelle: Pressemeldung der Stadt Eschweiler vom 03.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( 1 so far )PFAD-Seminar „Soziale Elternschaft – auch das Glück genießen können und dürfen“ am 05.09. in Ludwigslust
Am 05. September 2009 hält der PFAD Bundesverband e.V. in Kooperation mit der PFAD Landesgruppe für Mecklenburg-Vorpommern, Mittenmang e.V., im Landratsamt Ludwigslust das Seminar ab
„Auch das Glück genießen können und dürfen:
Soziale Elternschaft im Spannungsfeld pädagogischer Herausforderung und gefühlter Elternschaft“ .
Die Referentin, Dipl. Soz.Päd. Frau Barbara Beckmann, hat langjährige Berufserfahrung im Fachdienst für Dauer-, Bereitschaftspflege und Adoption.
Pflegeeltern leben in einem besonderen Spannungsverhältnis von öffentlichem Auftrag und familiärer Privatheit. Erkenntnisse aus der Forschung zeigen, dass „erfolgreiche“ Pflegefamilien sich als Familie fühlen, in der neben der Integration der Biografie des Pflegekindes und seiner Familie auch elterliche Liebe ihren Platz hat.
Informationsflyer mit Anmeldung
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Die Linke: Verheerende Kinderrechte-Bilanz der Regierung
Anlässlich der „Europäischen Konferenz zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt« am 30. Juni 2009 erklärte Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) noch großspurig: »Kinderrechte müssen überall gelten – auch im Internet«. Doch einen Tag später war das seitens der Koalitionsfraktionen schon wieder vergessen. Im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend lehnten sie abermals ab, sich mit der Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz und der Verwirklichung der UN-Kinderrechtskonvention zu befassen. »Nach Ansicht der Bundesregierung sollen Kinderrechte offenbar überall gelten – nur nicht in Deutschland“, erklärt deshalb Jörn Wunderlich. Für den familienpolitischen Sprecher der Fraktion DIE LINKE steht fest: »Die Kinderrechte-Bilanz der großen Koalition ist beschämend. Die Union will keine Kinderrechte, die SPD hat ihr Gewissen verkauft und lässt die Kinder im Stich.«
»Für wohlfeile Versprechen lässt sich die Bundesfamilienministerin immer gern feiern. Wenn es aber um die koordinierte Umsetzung durch Bund, Länder und Kommunen geht, sitzt Ursula von der Leyen bereits in der nächsten Talkshow«, ergänzt Diana Golze, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Fraktion. Auch sie verweist auf die miserable Bilanz der Regierung: »Kinderarmut und Sozialabbau haben das Recht auf Bildung und Gesundheit eklatant verletzt. Der Entwurf eines Kinderschutzgesetzes musste wegen massiver fachlicher Mängel von der Koalition zurückgezogen werden. Er enthielt nur Kontrollverschärfungen, aber keine Verbesserungen im alltäglichen Kinderschutz der Jugendämter. Mit ihren Internet-Sperren gegen Kinderpornografie bekämpft die Regierung nicht die Kindesmisshandlung, sondern nur den Rechtsstaat. Seit Hartz IV und Agenda 2010 steigt die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die ins Heim kommen, weil das Kindeswohl nicht mehr gewährleistet werden kann. Der Kita-Ausbau verläuft schleppend, der Qualitätsaspekt der Kinderbetreuung wird dabei völlig vernachlässigt. Die berechtigten Streiks der Erzieherinnen und Erziehern sind die logische Folge.« Derweil meint von der Leyen mit den Ursachen dafür nichts zu tun zu haben.
Quelle: Pressemitteilung der Linken vom 01.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )TV-Tipp Teil 2: Ein Adoptivkind auf Spurensuche auf den Philippinen: Wo ist meine Familie? am 15.07.
Stern TV auf RTL am Mittwoch, den 15.07.2009 um 22:15 Uhr:
Sucht ihre Wurzeln: Adoptivkind Nina
In der vergangenen Woche berichtete stern TV über eine junge Frau, die auf den Philippinen geboren und zur Adoption nach Deutschland vermittelt wurde. Eigentlich fehlte es ihr an nichts in der neuen Familie. Doch das Mädchen wurde nicht glücklich.
Jahrelang zermürbte sich Nina mit den Fragen nach ihrer „wahren Identität“. Die Liebesbeweise ihrer Adoptiveltern drangen nicht zu ihr durch.
Zusammen mit einem stern TV-Team hat sich Nina jetzt auf die Suche nach ihren leiblichen Eltern gemacht. In den Slums von Manila, im Kinderheim und in dem Krankenhaus, in dem sie als Kleinkind zurückgelassen wurde. Aber die Suche gestaltet sich schwierig. Immer wieder gibt es Rückschläge. Doch Stück für Stück gelingt es der 25-Jährigen, das Geheimnis ihrer Herkunft zu lüften.
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Stadt Osnabrück: Kinder suchen neue Familien
Osnabrück. Geborgenheit und Sicherheit in der Familie bilden die nötige Basis für eine gesunde Entwicklung. Manche Kinder erleben jedoch tagtäglich Bedrohung, Vernachlässigung, Misshandlung. Die Anzahl traumatisierter Kinder steigt. Und damit die Nachfrage nach Pflegeeltern.
Mit neuen Plakaten, Flyern, Kugelschreibern und Luftballons wirbt der Fachdienst Familie in Arztpraxen und öffentlichen Gebäuden für die Aufnahme von Pflegekindern. Damit sie wohl behütet in einer Familie Zuwendung und Halt finden.
„Die Situation ist für Eltern schwieriger geworden.“ Sie geraten schneller in eine Notlage, geprägt von Überforderung, oft auch von psychischen Problemen oder Suchtverhalten, erläutert Heribert Konermann vom Adoptions- und Pflegekinderdienst der Stadt Osnabrück. Medienberichte über Verwahrlosung und Missbrauch haben zudem die Wahrnehmung sensibilisiert. Auch die gesetzliche Erweiterung des „Wächteramts“ der Jugendhilfe führe zu vermehrten Anfragen des sozialen Dienstes nach Fremdplatzierungen.
„Die Zahl unserer Vermittlungen bleibt aber mit 35 bis 40 Kindern pro Jahr konstant. Wir brauchen dennoch mehr Pflegeeltern“, sagt Konermann. „Dann könnten wir die Zuordnung noch besser an die individuellen Bedürfnisse der Kinder anpassen“, fügt Kollegin Carola Weber hinzu. Eine Heimeinweisung solle möglichst vermieden werden, erläutert Sozialdezernentin Rita Maria Rzyski das Konzept: „So gut ein Heim auch sein mag, es kann nicht das Gleiche bieten wie eine Familie, die vielleicht auch noch eigene Kinder hat.“ Aber: „Die Chemie muss stimmen.“
In einer Krisensituation wird ein gefährdetes Kind zunächst für einige Monate der Bereitschaftspflege übergegeben. Dort werden Gesundheitszustand und Therapiebedarf der oft stark traumatisierten und beeinträchtigten Kinder abgeklärt. Danach beginnt der Anbahnungsprozess mit einer vom Profil her passenden Vollzeitpflege-Familie. Die Verbindung zur Herkunftsfamilie soll möglichst erhalten bleiben, beschreibt Konermann den Ablauf: „75 Prozent der Kinder haben regelmäßig Kontakt zu ihren leiblichen Eltern.“
Mit Respekt äußern sich die Experten über die Leistungen der Pflegefamilien: „Sie müssen viel aushalten. Auffangen, aber auch loslassen können.“ Besondere Flexibilität erfordere die Bereitschaftspflege: Sie muss auf Abruf bereitstehen, hat wenig Informationen über das Kind, dazu häufige Besuchskontakte in der eigenen Wohnung. Alle Pflegeeltern werden intensiv auf die Aufgabe vorbereitet und fortlaufend betreut, versichern Konermann und Weber. Bei positivem Verlauf stimmten die leiblichen Eltern manchmal später sogar einer Adoption zu. Insgesamt habe sich aber die Bereitschaft, ein Kind abzugeben, stark verringert. Auch für die Pflege gehe dadurch wertvolle Entwicklungszeit verloren.
Als Pflegeeltern sind alle Altersgruppen gefragt: Für die Vollzeitpflege jüngere, für Kurzzeit- und Bereitschaftspflege auch 50- bis 65-Jährige mit Erziehungserfahrung und abgeschlossenem eigenen Kinderwunsch, wodurch die Trennungen besser verkraftet werden. Die sozialpädagogische Pflege besonderer Problemfälle bleibt vorrangig Bewerbern mit pädagogischer Ausbildung vorbehalten.
Quelle: Artikel von gil in Neue Osnabrücker Zeitung vom 08.07.2009
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Inobhutnahmen in Sachsen-Anhalt 2008 gegenüber dem Vorjahr gestiegen
Im Jahr 2008 wurden nach Angaben des Statistischen Landesamtes 973 Kinder und Jugendliche von Jugendämtern in Obhut genommen. Das waren 145 (+ 18 Prozent) mehr als 2007. Rein rechnerisch nahmen die Jugendämter pro Tag rund 3 Kinder und Jugendliche in Obhut.
Kinder und Jugendliche werden auf eigenen Wunsch in Obhut genommen oder weil eine dringende Gefahr für ihr Wohl besteht. Das Jugendamt sorgt für eine vorläufige Unterbringung, meist Stunden oder Tage, in einer Einrichtung, etwa in einem Heim, bei einer geeigneten Person oder in einer sonstigen betreuten Wohnform.
178 Kinder und Jugendliche (18 Prozent) wurden 2008 auf eigenen Wunsch in Obhut genommen, in den übrigen Fällen (82 Prozent) veranlassten andere Personen oder Stellen die Inobhutnahme, vor allem die sozialen Dienste der Jugendämter (33 Prozent) sowie Polizei und Ordnungsbehörden (31 Prozent).
568 (58 Prozent) der in Obhut Genommenen waren jünger als 14 Jahre. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) aller in Obhut genommenen Kinder und Jugendlichen waren Mädchen.
An einem jugendgefährdenden Ort wurden 8 Prozent der betroffenen Kinder und Jugendlichen aufgegriffen.
Die meisten jungen Menschen gaben Überforderung der Eltern bzw. eines Elternteils, Beziehungsprobleme und Vernachlässigung als Anlass an.
In 25 Prozent der Fälle dauerte die Inobhutnahme nur einen Tag an und in 26 Prozent länger als 15 Tage.
54 Prozent aller in Obhut genommenen Kinder und Jugendlichen kehrten im Anschluss an die Maßnahme zu Ihren Sorgeberechtigten zurück. In 27 Prozent der Fälle endete die Hilfe mit der Einleitung erzieherischer Maßnahmen außerhalb des Elternhauses, beispielsweise der Unterbringung in einem Heim oder einer Pflegefamilie.
Quelle: Pressemitteilung des Statistisches Landesamtes Sachsen-Anhalt vom 09.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Radio-Tipp: „Familie auf Zeit – Alltag mit Pflegekindern“ am 15.07.
Bayern 2 sendet am Mittwoch, 15. Juli in der Sendung „Das Notizbuch“ in der Zeit von 10.05 Uhr bis 11 Uhr das Radio-Feature: „Familie auf Zeit – Alltag mit Pflegekindern“:
Drogensüchtige oder psychische kranke Mütter, gewalttätige Väter, ein verwahrlostes Zuhause – Kinder, die in Pflegefamilien untergebracht werden, haben meist Schlimmes hinter sich. Ihre Erziehung ist nicht nur eine Herausforderung für die „neuen“ Eltern, sondern belastet oft auch deren leibliche Kinder. Denn die in Obhut genommenen Schützlinge brauchen viel Zuwendung. Oft sind sie in ihrer Entwicklung verzögert und verhaltensgestört. Die Symptome reichen von Bettnässen über unkontrollierbare Wutausbrüche bis hin zu kriminellem Verhalten in der Pubertät. Aber der Alltag liefert auch schöne Momente, wenn etwa die Pflegekinder Vertrauen fassen oder Fortschritte machen.
Justina Schreiber hat für das Notizbuch-Feature zwei Pflegefamilien besucht und gefragt: Warum nehmen Menschen fremde Buben und Mädchen bei sich auf? Wie ist der Kontakt zu den leiblichen Eltern? Welche Hilfe kommt vom Jugendamt?
Der Beitrag kann als Podcast online nachgehört werden.
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Desorganisation und Vergesslichkeit können auf ADHS bei Erwachsenen hinweisen
Wenn Erwachsene auffällig desorganisiert, fahrig und schnell reizbar sind, kann die Ursache eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sein. „Von ADHS betroffene Erwachsene sind leicht ablenkbar, vergesslich und können oftmals ihre Zeit schlecht einteilen“, beschreibt Dr. Frank Bergmann, Vorsitzender des Berufsverbands Deutscher Nervenärzte (BVDN) in Krefeld, die Anzeichen von ADHS. „Von Außenstehenden wird dies fälschlicherweise als Mangel an Disziplin oder als Faulheit angesehen. Auch Wutausbrüche oder sozial unangemessenes Verhalten sind typische Symptome, die die Betroffenen dann häufig in missliche Situationen bringen.“ Darüber hinaus können sich eine ganze Reihe von Begleiterkrankungen zeigen. Häufig sind etwa Angst- und Zwangsstörungen, aber auch Persönlichkeitsstörungen, Depressionen und viele Suchterkrankungen – von Ess-, Kauf- und Spielsucht bis hin zu Substanzmissbrauch. „Solche Störungen sollten auch auf einen möglichen Zusammenhang mit ADHS hin überprüft und gegebenenfalls gezielt therapiert werden“, betont Dr. Bergmann, niedergelassener Psychiater in Aachen.
ADHS gilt als typische psychiatrische Störung des Kindes- und Jugendalters. Dass die Erkrankung auch bei Erwachsenen auftritt, ist in der Öffentlichkeit nur wenig bekannt. Es leiden aber immerhin geschätzte 3 bis 4% aller Erwachsenen an der Störung. Und bis zu 70% aller Kinder und Jugendliche, bei denen ADHS diagnostiziert wurde, leiden auch als Erwachsene noch unter der Störung. Bei etwa einem Drittel der Betroffenen bestehen die auch für Kinder typische Aufmerksamkeitsstörung, Defizite der Impulskontrolle sowie eine motorische Überaktivität. Häufig findet aber nach der Pubertät ein Symptomwandel statt, und es können die beschriebenen Begleiterkrankungen auftreten. „ADHS bei Erwachsenen darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn die Betroffenen leiden nicht nur selbst unter der Störung, sie können auch zu einer großen Belastung für Angehörige und Kollegen werden“, warnt Dr. Bergmann. „Bei Erwachsenen wird ADHS oft gar nicht oder nur verspätet diagnostiziert, obwohl zahlreiche Hinweise darauf bei den Betroffenen erkannt werden könnten.“
ADHS kann auf vielerlei Weise behandelt werden, am besten mit der Hilfe eines Experten, der alle Aspekte des Krankheitsbildes kennt. „Um eine Benachteiligung im Beruf und im Privatleben zu vermeiden, ist es wichtig, dass Betroffene sich nicht scheuen, einen Psychiater oder Psychotherapeuten aufzusuchen“, empfiehlt Dr. Bergmann. „Mit einer spezifischen, individuell ausgerichteten Psychotherapie lassen sich beispielsweise das Arbeitsverhalten und die Organisation erheblich verbessern.“ Es ist wichtig, dass ADHS-Patienten selbst herausfinden, unter welchen Umständen sie sich am besten konzentrieren können. „Viele Betroffene bekommen ihr Leben besser in den Griff, wenn sie strukturierte Tagesabläufe einhalten, Arbeiten der Reihe nach erledigen und Termine selbst setzen können. Einige Menschen mit ADHS sind aber gerade dann am leistungsfähigsten, wenn sie bei der Arbeit Musik hören oder mehrere Dinge gleichzeitig tun“, erläutert Dr. Bergmann. Da bei ADHS ein Ungleichgewicht des Botenstoffs Dopamin in bestimmten Gehirnbereichen eine entscheidende Rolle spielt, kann auch eine medikamentöse Therapie helfen, die in die entsprechenden biochemischen Prozesse eingreift.
Quelle: Meldung auf Neurologen & Psychiater im Netz – 14/2009 vom 08.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( 1 so far )103 Kinder und Jugendliche im Jahr 2008 in Brandenburg adoptiert
Im Jahr 2008 wurden nach Mitteilung des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg im Land Brandenburg 103 Kinder und Jugendliche adoptiert, 16 Mädchen und Jungen weniger als ein Jahr zuvor.
Mehr als die Hälfte der adoptierten Kinder und Jugendlichen sind weiblichen Geschlechts.
In 45 Fällen wurden die Kinder und Jugendlichen von einem Stiefelternteil oder Verwandten adoptiert, 58 Adoptionen wiesen zu den neuen Eltern kein Verwandtschaftsverhältnis auf.
Zum Zeitpunkt der Adoption waren 46 Kinder noch keine drei Jahre alt, 17 waren im Alter von drei bis fünf Jahren. Im schulpflichtigen Alter (6 bis 14 Jahre) befanden sich 27 Mädchen und Jungen und 13 Jugendliche waren 15 bis 17 Jahre alt.
Am Jahresende 2008 waren 9 Kinder und Jugendliche zur Adoption vorgemerkt.
Demgegenüber lagen den Jugendämtern 149 Adoptionsbewerbungen vor, d. h. rein rechnerisch entfielen auf ein zur Adoption vorgemerktes Kind 17 mögliche Adoptiveltern.
Am Jahresende 2007 waren es 21.
Quelle: Pressemitteilung des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg vom 09.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )120 Kinder und Jugendliche im Jahr 2008 in Berlin adoptiert
Im Jahr 2008 wurden nach Mitteilung des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg in Berlin 120 Kinder und Jugendliche adoptiert, 5 Mädchen und Jungen mehr als ein Jahr zuvor.
Mehr als die Hälfte der adoptierten Kinder und Jugendlichen sind weiblichen Geschlechts.
In 39 Fällen wurden die Kinder und Jugendlichen von einem Stiefelternteil oder Verwandten adoptiert, 81 Adoptionen wiesen zu den neuen Eltern kein Verwandtschaftsverhältnis auf.
Zum Zeitpunkt der Adoption waren 66 Kinder noch keine drei Jahre alt, 17 waren im Alter von drei bis fünf Jahren. Im schulpflichtigen Alter (6 bis 14 Jahre) befanden sich 19 Mädchen und Jungen und 18 Jugendliche waren 15 bis 17 Jahre alt.
Am Jahresende 2008 waren 8 Kinder und Jugendliche zur Adoption vorgemerkt.
Demgegenüber lagen den Jugendämtern und Trägern der freien Jugendhilfe 166 Adoptionsbewerbungen vor, d. h. rein rechnerisch entfielen auf ein zur Adoption vorgemerktes Kind 21 mögliche Adoptiveltern. Am Jahresende 2007 waren es 28.
Quelle: Pressemitteilung des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg vom 09.07.09
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Niedersachsen: 31 % mehr Kinder vorübergehend in Obhut der Jugendämter
Hannover. Im Jahr 2008 wurden 2 933 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren zu ihrem eigenen Schutz vorläufig von den Jugendämtern in Obhut genommen. Die Zahl der Fälle nahm damit gegenüber dem Vorjahr um 31 % zu und erreichte das mit Abstand höchste Niveau der letzten 10 Jahre. Bundesweit lag die Steigerung bei +14 %.
Nach Mitteilung des Landesbetriebes für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen griffen die Jugendämter überwiegend (74 %) wegen einer dringenden Gefährdung des Kindeswohls ein. Die Anregung für die Maßnahme kam dabei zum größten Teil (rund 1400 Fälle) von der Polizei oder den Jugendämtern bzw. den sozialen Diensten, die als erste auf die jeweilige Problemsituation aufmerksam machten. In den übrigen 26 % der Fälle wurden die Behörden auf Wunsch des jungen Menschen tätig.
Betroffen waren nach wie vor überwiegend Jugendliche ab 14 Jahren (55 %) und ältere Kinder im Alter von 12 bis unter 14 Jahren (14 %). Überdurchschnittliche Zuwachsraten gab es hingegen bei den 3 bis unter 6-Jährigen (+53 %), gefolgt von den unter 3-Jährigen (+47 %), die in insgesamt 9 % der Fälle betroffen waren. Mit 53 % überwog der Anteil der Mädchen.
Vor der Schutzmaßnahme lebten ein Drittel der Betroffenen bei einem alleinerziehenden Elternteil, 27 % bei den Eltern, 19 % bei einem Elternteil mit neuem Partner und 9 % in einem Heim oder einer sonstigen betreuten Wohnform. Laut Mikrozensus 2008 lebten in Niedersachsen 16 % der Minderjährigen bei einem alleinerziehenden Elternteil. Damit war die Gruppe dieser Kinder und Jugendlichen überproportional häufig von Inobhutnahmen betroffen.
16 % der Kinder und Jugendlichen wurden an einem jugendgefährdenden Ort aufgegriffen, etwa in der Nähe von Bordellen oder Drogenhändlern. 29 % der Betroffenen waren zuvor von Zuhause ausgerissen.
Während der Inobhutnahme hat das Jugendamt die Aufgabe, gemeinsam mit dem Kind oder Jugendlichen die Situation, die zu dieser Maßnahme führte, zu klären und Möglichkeiten der Hilfe und Unterstützung aufzuzeigen. Für jeden Fall können bis zu zwei Gründe für die Maßnahme angegeben werden. Dabei wurde am häufigsten die Überforderung der Eltern bzw. eines Elternteils (34 %) genannt, gefolgt von Beziehungsproblemen (13 %) und Vernachlässigung (10 %).
47 % der Kinder und Jugendlichen kehrten nach der Maßnahme zu ihren Sorgeberechtigten zurück. In 27 % der Fälle endete die Maßnahme mit der Einleitung erzieherischer Hilfen außerhalb des Elternhauses. Dazu gehören beispielsweise die Unterbringung in einem Heim oder einer Pflegefamilie.
Tabelle mit detaillierten Informationen
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Fast 2 000 Inobhutnahmen 2008 in Sachsen, drei Viertel in Folge dringender Gefahr
1 994 Kinder und Jugendliche (1 023 Mädchen und 971 Jungen) wurden im Jahr 2008 durch die Jugendämter in Sachsen in Obhut genommen, rein rechnerisch fünf Personen pro Tag. Die Unterbringung erfolgte überwiegend in Einrichtungen aber auch bei geeigneten Personen. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes wurden damit 47 Inobhutnahmen (2 Prozent) weniger als 2007 durchgeführt.
In drei Viertel der Fälle (1 504) lösten bei dringender Gefahr Institutionen bzw. andere Personen die Inobhutnahme aus, vor allem die sozialen Dienste der Jugendämter (39 Prozent) sowie Polizei und Ordnungsbehörden (31 Prozent). In 16 Prozent der Fälle wurde diese auf Anregung der Eltern bzw. eines Elternteils ausgelöst. Bei den übrigen Fällen kamen entsprechende Hinweise von Verwandten und Nachbarn, Lehrern und Erziehern, Ärzten und sonstigen Personen. 490 Kindern und Jugendlichen gewährte man auf eigenen Wunsch Obhut, sie waren zu 83 Prozent 14 Jahre und älter.
Die meisten jungen Menschen nannten vor allem Beziehungsprobleme und Überforderung der Eltern bzw. eines Elternteils als Anlass. Weitere Gründe waren u. a. Vernachlässigung, Kriminalität bzw. eine Straftat, Schul-/Ausbildungsprobleme, Anzeichen für Misshandlung und Integrationsprobleme.
Für 31 Prozent der Kinder und Jugendlichen endete die Inobhutnahme innerhalb von zwei Tagen, für weitere 40 Prozent innerhalb der nächsten 12 Tage. Die knappe Hälfte der jungen Menschen kehrte danach ins gewohnte soziale Umfeld zurück. Für 634 Mädchen und Jungen schlossen sich erzieherische Hilfen außerhalb des Elternhauses an.
Quele: Pressemitteilung des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen vom 02.07.09
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