„Ich bin Alles“ – Infoportal zur Depression und psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen

Das wissenschaftlich fundierte digitale Infoportal „ich bin alles“ zum Thema Depression und psychische Gesundheit im Kindes- und Jugendalter richtet sich an Kinder und Jugendliche mit Depression, nicht erkrankte Kinder und Jugendliche, die sich zu dem Thema informieren möchten, sowie an Eltern.
Das Projekt informiert auf der Website sowie über soziale Medien. Es bietet Hilfe und Unterstützung für die steigende Anzahl von Kindern und Jugendlichen mit Depression sowie Ansätze zur Prävention der Depression.
Die Kinder- und Jugendpsychiatrie des LMU Klinikums München hat das multimediale Angebot seit 2017 in Partnerschaft mit der Beisheim Stiftung auf Grundlage des aktuellsten wissenschaftlichen Stands und der aktuellen S3- Behandlungsleitlinie entwickelt.
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Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( Kommentare deaktiviert für „Ich bin Alles“ – Infoportal zur Depression und psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen )Missbrauchsbeauftragter Rörig: „Depression ist eine der häufigsten Folgeerkrankungen von sexueller Gewalt in der Kindheit!“
Anlässlich des Weltgesundheitstages 2017 zum Thema „Depression – Let´s talk!“ wurden dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, bisher unveröffentlichte Ergebnisse einer Repräsentativbefragung der deutschen Bevölkerung des Zentrums für Traumaforschung (ZTF) der Universität Ulm* mit dem Childhood Trauma Questionnaire (CTQ) und dem Depressionsmodul des Gesundheitsfragebogens für Patienten (PHQ-9) zur Verfügung gestellt. Die Ergebnisse zeigen signifikante Zusammenhänge zwischen belastenden Kindheitsereignissen und Depressionen. Bei Betroffenen von sexueller Gewalt in der Kindheit fanden sich viermal häufiger deutlich erhöhte Depressionswerte. Bereits am 16.03.2017 wurden erste Ergebnisse dieser Studie in Berlin vorgestellt (wir berichteten), die deutlich machten, dass die Fallzahlen bei sexueller Gewalt nicht rückläufig sind und sexueller Kindesmissbrauch zahlreiche Spätfolgen nach sich zieht.
Rörig: „Kommunikation ist ein wichtiger Teil der Prävention! Ich hoffe sehr, dass der Weltgesundheitstag unter dem Motto „Depression – Let´s talk“ dazu beitragen kann, den Umgang mit von Depression Betroffenen in unserer Gesellschaft offener zu gestalten und hierbei auch den Kontext sexueller Gewalt mitzudenken. Das Ausmaß der sexuellen Gewalt und der gesundheitlichen Folgen für Betroffene und die Gesellschaft ist enorm. Die Ergebnisse aus Ulm zeigen, dass sich hinter der sogenannten Volkskrankheit Depression, die jährlich mehrere Millionen Menschen trifft, auch tausende Einzelschicksale von Betroffenen verbergen, die sexuelle Gewalt als Kinder oder Jugendliche erlitten haben.“
Rörig begrüßt die erfolgte Überarbeitung der Psychotherapie-Richtlinie, das dürfe aber nicht darüber hinweg täuschen, dass es bei der Versorgung von Betroffenen nach wie vor viele Defizite gebe. Der großen Zahl Betroffener stünden nur wenige auf ihre spezifischen Bedürfnisse zugeschnittene Therapieangebote zur Verfügung. Therapeutische Angebote für Betroffene von sexueller Gewalt müssten dringend weiter ausgebaut und auf die spezifischen Bedürfnisse von Betroffenen ausgerichtet werden. Rörig fordert mehr Kassensitze für Psychologische Psychotherapeut_innen und Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutinnen und -therapeuten, eine flexible Gestaltung der Therapien, alternative Therapieformen wie Tanz- oder Kunsttherapien sowie spezifische Angebote für komplex traumatisierte Betroffene, wie es auch von Betroffenen immer wieder gefordert werde.
Rörig verweist dabei auch auf das Opferentschädigungsgesetz (OEG). Höhere Therapiekontingente und alternative Therapieformen sollten Betroffenen endlich auch im Rahmen des OEG gewährt werden, dessen Reform seit Jahren gefordert wird. Ein neuer Gesetzentwurf müsse jetzt unmittelbar nach Beginn der neuen Legislaturperiode eingebracht werden. Bis zum Inkrafttreten eines reformierten OEG müsse das sog. Ergänzende Hilfesystem (EHS) für Betroffene im institutionellen Bereich und auch der Fonds Sexueller Missbrauch (FSM) für im familiären Bereich Betroffene weitergeführt werden. Sollte die Reform hinter den Erwartungen bei den Verbesserungen für Betroffene zurückbleiben, so sei über eine Fortführung des EHS und des FSM auch nach einer Reform des OEG nachzudenken.
Rörig: „Die Haltung der Politik der 19. Legislaturperiode wird ein deutlicher Seismograph dafür sein, ob der Kampf gegen sexuelle Gewalt ernst genommen wird und es uns endlich gelingt, Missbrauch einzudämmen und Betroffenen zeitnah und passgenau zu helfen.“
Hilfe und Informationen für Betroffene, Angehörige, Ärzte- und Therapeutenschaft und weitere Interessierte zum Thema sexueller Kindesmissbrauch:
Hilfetelefon Sexueller Missbrauch: 0800 22 55 530 (kostenfrei und anonym)
Hilfeportal Sexueller Missbrauch: www.hilfeportal-missbrauch.de
* Zentrum für Traumaforschung (ZTF) Ulm www.uni-ulm.de/med/zentrum-fuer-traumaforschung-ulm/ , Sprecher für den Bereich Psychotrauma Prof. Dr. Jörg M. Fegert
Quelle:Pressemitteilung des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs vom 06.04.2017
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Gelungener Fachtag für Pflegeeltern in Rosenheim
Jedes Jahr werden in Deutschland ca. 10.000 Kinder von Jugendämtern in Pflegefamilien untergebracht. Für eine große Zahl dieser Kinder ist es der erste sichere Platz nach Jahren mit Gewalt- oder Vernachlässigungserfahrungen in der eigenen Familie. Erfahrungen, die traumatisieren und nicht selten Traumafolgen nach sich ziehen.
Im Rahmen des Fachtags für Pflegeeltern im Bildungszentrum Rosenheim, machte Professor Lutz Goldbeck, Leiter der Sektion Psychotherapieforschung und Verhaltensmedizin an der Universität Ulm unmissverständlich klar, dass es Ziel sein muss, die therapeutische Versorgung von Kindern mit Traumafolgen weiter zu verbessern. Anhand breit angelegter Studien und internationaler Forschungen zeigte er, wie sich posttraumatische Störungen auswirken und den Alltag der Kinder nachhaltig beeinträchtigen. Neben vielfältigen psychischen Störungen, wie Angst oder Depression, wies Prof. Goldbeck auf die nicht unerheblichen und oft unterschätzten Schwierigkeiten für die Kinder im schulischen und sozialen Bereich hin.
Prof. Goldbeck betonte, dass die Stabilität und die Sicherheit der Kinder in der Pflegefamilie grundlegende Voraussetzung dafür sind traumatisierte Kinder einer professionellen spezifizierten Behandlung zuführen zu können. Eine Behandlung die, neben der Erziehung in der Pflege, notwendig ist, um die Chancen der Kinder auf ein normales Leben mit gesunden Entwicklungsmöglichkeiten zu wahren.
Der renommierte Wissenschaftler machte den Pflegeeltern Mut sich zusammen mit dem Jugendamt und dem medizinischen Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie für die Kinder einzusetzen. Die Kinder in Pflegefamilien haben eine reelle Chance, so Professor Goldbeck, ihre Erfahrungen verarbeiten zu können und damit ihre Chance auf eine gute Entwicklung zu wahren.
Den Fachleuten schrieb der Gastredner ins Stammbuch, den Pflegeeltern jede notwendige Hilfe zukommen zu lassen. Pflegeeltern leisteten wertvolle Arbeit für die Gesellschaft, die sie allein mit der Erfahrung als Eltern nicht bewältigen könnten.
So zufrieden die Pflegeeltern mit der fachlichen Fortbildung waren, waren die sie begleitenden Kinder mit den Betreuern, die mit ihnen den Tag spielend verbrachten. Pflegeeltern, Kinder und die Fachleute der Jugendämter gingen mit dem Gefühl nach Hause, es zusammen schaffen zu können.
Der Fachtag für Pflegeltern unter dem Motto „Trauma und Traumafolgen“ wurde gemeinsam von den Jugendämtern Berchtesgadener Land, Ebersberg, Miesbach, Mühldorf, Traunstein, Rosenheim Stadt und Land organisiert.
Quelle: Pressemitteilung der Stadt Rosenheim vom 21.02.2013
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )TV-Tipp: „Mein verrücktes Leben – Von starken Kindern und kranken Müttern“
Heute (03.07.) um 22.15 Uhr läuft im ZDF aus der Reihe „37 Grad“ die Reportage „Mein verrücktes Leben – Von starken Kindern und kranken Müttern„.
Was geschieht mit einem Kind, wenn seine Mutter plötzlich ganz anders wird, stundenlang auf der Couch liegt oder unter panischen Ängsten leidet? Wie verarbeitet es ein Kind, wenn sich ein Elternteil das Leben nehmen will? Wie groß ist die Gefahr, dass ein Kind in solch schwierigen Situationen zu viel Verantwortung übernimmt und durch die ständige Überforderung selbst krank wird? Von der Belastung von Kindern psychisch kranker Mütter, aber auch von den Möglichkeiten, ihnen zu helfen und sie zu stärken, erzählt diese 37 Grad-Dokumentation.
Im Anschluss an die Ausstrahlung kann der Beitrag in der ZDF Mediathek angesehen werden.
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )„Leise und laute Krisen – (Aus)Wege für Kinder und Jugendliche mit depressiven und aggressiven Belastungen“ am 18./19.06. in Mainz
In Mainz veranstalten die Kinderschutz-Zentren am 18./19.06. die Fortbildung „Leise und laute Krisen – (Aus)Wege für Kinder und Jugendliche mit depressiven und aggressiven Belastungen„.
Der Fachkongress richtet sich an Mitarbeiter(innen) aus der Kinder- und Jugendhilfe und der Kinder- und Jugendpsychiatrie, die mit Jugendlichen und ihren Eltern in verschiedenen Zusammenhängen zu tun haben.
Inhalte und Fragestellungen:
Im Zentrum der Kinderschutzdebatte der letzten Jahre standen insbesondere die Entwicklungsbedürfnisse kleiner Kinder und entsprechende frühe Hilfeansätze. Mit dem diesjährigen Kongress in Mainz richten die Kinderschutz-Zentren den Fokus auf Jugendliche in der Absicht, diese Zielgruppe mehr in den Blickpunkt zu rücken. Dabei geht der Blick sowohl auf die Lebenswelten und unterschiedlichen Problemlagen von Jugendlichen als auch auf ihre unterschiedlichen Bewältigungsstrategien. Während die einen auf „ihre Krisen“ mit psychischen Störungen reagieren, sich selbst verletzen, depressiv werden und sogar suizidale Wünsche entwickeln, reagieren andere aggressiv und gewalttätig ihrer Umwelt gegenüber. In beiden Fällen fühlen sich Eltern und häufig auch die Jugendhilfe hilflos und überfordert, mit den Jugendlichen in Kontakt zu kommen und ihnen Unterstützung anzubieten.
Der Kongress beschäftigt sich u.a. mit folgenden Fragestellungen:
- Was unterscheidet die heutige Jugend von früheren Generationen?
- Welche Veränderungen/Risiken ergeben sich durch das „Leben im Netz“?
- Wie kommt es zu suizidalen Krisen im Jugendalter?
- Was steckt hinter selbstverletzendem Verhalten von Jugendlichen?
- Wie kann der Kontakt zu belasteten Jugendlichen durch Eltern und Helfer(innen) gelingen? Wie können wirksame Hilfen- und Unterstützungsangebote aussehen?
- Wie verarbeiten Jugendliche erlebte Gewalt?
- Warum werden Jugendliche gewalttätig und aggressiv?
„Bindung und Störung in der Entwicklung“ am 13.03. in Frankfurt/Main
Das Paritätische Bildungswerk plant für den 13.03. in Frankfurt/Main das Seminar „Bindung und Störung in der Entwicklung„. Als Referentin fungiert Lydia Weyerhäuser, sie ist Paar- und Familientherapeutin, Gestalt- und Traumatherapeutin und Supervisorin.
Zielgruppe sind Fachkräfte aus Kindertagesstätten, Jugendämtern, Schulen und Beratungsstellen, aus Einrichtungen der Eltern- und Familienbildung und alle am Thema Interessierten.
Ziel des Seminars ist die Vermittlung von Basiswissen zur Bindungstheorie, Bindungsmuster und Bindungsstörungen. Hierzu gehören: autistische Störungen, frühe Ängste, depressive Symptome, Störungen der Aufmerksamkeit (AD(H)S u.v.m.
Bindung beginnt in der Schwangerschaft, setzt sich fort in der Eltern-Kind-Beziehung und ist letztendlich das gefühlstragende Band, was Menschen über Raum und Zeit hinweg verbindet. Frühe Störungen in dieser Entwicklung entstehen oftmals durch traumatische Erfahrungen des Kindes. Sie beeinflussen das Leben und den Lebensverlauf eines Menschen maßgeblich, haben später als psychische und psychosomatische Erkrankungen langfristige Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter. Umso wichtiger ist es für uns, professionelle Bindungsstörungen so früh wie möglich zu erkennen, um Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen hilfreich zur Seite stehen zu können.
Anmeldeschluss ist der 06.02.
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Depressionen in der Pubertät: Verhaltensänderungen und körperliche Symptome sind Anzeichen
Für Eltern ist es meist nicht einfach zu erkennen, ob ihre pubertierenden Kinder ernsthafte psychische Probleme haben, die möglicherweise einer ärztlichen Abklärung und Behandlung bedürfen, oder ob es sich um Stimmungsschwankungen handelt, die als Begleiterscheinung einer normal verlaufenden Pubertät auftreten. Damit eine mögliche ernsthafte Störung nicht unentdeckt bleibt, können Eltern verschiedene Dinge abklären. „Es ist grundsätzlich wichtig bei Jugendlichen, die vielleicht Probleme haben, die verzweifelt sind oder gar ein selbstgefährdendes Verhalten zeigen, zunächst ein ruhiges Gespräch unter vier Augen zu führen“, rät Prof. Frank Häßler, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) in Berlin. „Besorgte Eltern können ihr Kind dann fragen, ob es sich manchmal einsam oder unglücklich fühlt, ob oft Tränen fließen, ob nur noch an wenigen Dingen Freude besteht oder auch, ob es schon mal daran gedacht hat, sich das Leben zu nehmen. Werden einzelne dieser Fragen bejaht, sollten Eltern unbedingt einen Kinder- und Jugendpsychiater zu Rate ziehen.“ Eine tatsächliche Unterscheidung zwischen einer normalen Verstimmung und einer Krankheit können nur diese Fachärzte treffen.
Typische Symptome, die im Pubertäts- und Jugendalter bei einer depressiven Erkrankung auftreten, sind Ein- und Durchschlafstörungen, körperliche Beschwerden wie Appetit- und Gewichtsverlust sowie tageszeitliche Schwankungen des Befindens mit einem „Tief“ am Morgen. Aber auch Verhaltensveränderungen wie Stimmungsanfälligkeit, Lustlosigkeit, Interessenverlust, Rückzug, vermindertes Selbstvertrauen oder auch Drogenkonsum können darauf hinweisen. „Während der Pubertät ist es zwar nicht ungewöhnlich, dass bei Jugendlichen zuweilen die innere Balance verloren geht und unmotivierte Stimmungsschwankungen oder auch Teilnahmslosigkeit auftreten. Kommen jedoch körperliche Anzeichen, wie Appetitlosigkeit oder Schlafstörungen hinzu oder halten die problematischen Verhaltensweisen über einen längeren Zeitraum an, sollten Eltern einen Kinder- und Jugendpsychiater zu Rate ziehen“, ergänzt der Direktor der Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universität Rostock.
Aus Gesprächen mit Jugendlichen, die an einer Depression erkrankt sind, weiß man, dass bestimmte Lebensumstände den Ausbruch einer depressiven Erkrankung fördern können. „Zu Risikofaktoren gehören unter anderem ausgeprägte familiäre Probleme, schulisches Versagen, der Verlust des Arbeitsplatzes, eine unerwünschte Schwangerschaft sowie auch Alkohol- und Drogenmissbrauch“, ergänzt der Experte. Leichte depressive Verstimmungen bis hin zu schweren depressiven Störungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im Kinder- und Jugendalter. Etwa 5 Prozent der Jugendlichen leiden an behandlungsbedürftigen Depressionen. Fast alle depressiven Kinder- und Jugendliche können ambulant behandelt werden. Im Vordergrund der Therapie stehen psychotherapeutische Maßnahmen.
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )„Umgang mit und Hilfe für Kinder und Jugendliche mit depressiven Problemen oder Störungen“ am 26.-28.09. in Eisenach
Über den „Umgang mit und Hilfe für Kinder und Jugendliche mit depressiven Problemen oder Störungen“ können sich MitarbeiterInnen der Jugendhilfe bei einer Fortbildung des Evangelischen Erziehungsverbandes am 26.–28.09. in Eisenach informieren.
Universitätsklinik Ulm führt erfolgreiche Gruppentherapie für depressive Jugendliche durch
Um Depressionen bei Jugendlichen erfolgreich zu behandeln braucht es nicht immer eine monatelange Therapie. Dass auch ein vergleichsweise kurzes ambulantes Trainingsprogramm Jugendlichen helfen kann, einen Weg aus der Depression zu finden, zeigt das Gruppentherapiekonzept MICHI der Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie. MICHI, japanisch für „der Weg“, läuft seit 2009 als Studie. „Es ist wichtig, dass Depressionen bei Jugendlichen frühzeitig erkannt, und dass sie gezielt behandelt werden. Mit unserem Behandlungskonzept können wir Jugendliche effektiv erreichen, und zwar flexibel und kurzfristig – aber mit langfristigem Erfolg. Es hat das Potential, eine der Standardtherapien bei Depressionen von 13- bis 18-Jährigen zu werden“, sagt Dr. Nina Spröber, leitende Psychologin an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und betont einen weiteren Vorteil: „Die Gruppentherapie lässt sich auch problemlos in niedergelassenen Praxen durchführen, wodurch noch wesentlich mehr Patienten effektiv behandelt werden können. Das ist unsere Idee für die Zukunft.“ Im Juli startet MICHI auch in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Depressionen frühzeitig erkennen und gezielt behandeln
Anna ist 13. In letzter Zeit ist sie ständig gereizt, hat schlechte Laune, hängt trüben Gedanken nach, zweifelt an sich selbst. „Die ist halt in der Pubertät“, denkt sich ihr Umfeld. Wer käme schon auf die Idee, dass Anna auch eine Depression haben könnte? Wäre das nicht maßlos übertrieben?
„Nein“, sagt Dr. Nina Spröber, „nicht unbedingt. Ein starkes Anzeichen für eine Depression ist es, wenn solche Stimmungen konstant über mindestens zwei Wochen anhalten. Dazu kommt häufig körperliche Erschöpfung, der Jugendliche hat keine Energie mehr, ist lustlos, zieht sich immer mehr von Familie und Freunden zurück. Eine Depression geht über das ‚Normalmaß‘ einer pubertären Stimmungsschwankung hinaus.“ Langzeitbeobachtungen haben ergeben, dass jeder vierte Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren mindestens eine depressive Episode hat. Suizid ist eine auffallend häufige Todesursache in der betroffenen Altersgruppe. „Es ist ein großes Problem, dass Depressionen bei Jugendlichen häufig nicht oder zu spät erkannt werden, und dass deshalb kaum Hilfe in Anspruch genommen wird. Dabei kann man Depressionen gerade bei Jugendlichen sehr gut und effektiv therapieren. Bleiben sie aber unbehandelt, können sie chronisch werden oder im Erwachsenenalter wieder kommen“, sagt Psychologin Joana Straub, die im Team um Dr. Nina Spröber und Oberarzt PD Dr. Michael Kölch an der Konzeption von MICHI beteiligt war und nun auch die Durchführung der Gruppentherapie mit begleitet.
Kurze Therapie, die schnell Erfolge zeigt
Zudem scheitert der Schritt, sich Hilfe zu suchen oft daran, dass Therapieplätze schwer zu bekommen sind. Auch die lange Therapiedauer von durchschnittlich zwölf Wochen bei Gruppentherapieprogrammen schreckt viele ab. „Jugendliche sind heute einem hohen Leistungsdruck ausgesetzt; Zeit wird z.B. bei G8-Schülern zu einem immer wichtigeren Kriterium“, erklärt Dr. Nina Spröber.
„In einer amerikanischen Studie hat man herausgefunden, dass bei depressiven Jugendlichen auch schon kurze Interventionen zu einer eindeutigen Verbesserung des seelischen Gleichgewichts führen können. Das haben wir zum Anlass genommen, ein Konzept für eine vergleichsweise kurzes, niederschwelliges Trainingsprogramm zu entwickeln, das die Teilnehmer in ihren Alltag integrieren können.“
Mit hilfreichen Strategien den Alltag wieder bewältigen
In fünf Gruppensitzungen, Dauer etwa 75 Minuten, treffen sich die vier bis sechs Teilnehmer wöchentlich mit den Therapeuten. „MICHI orientiert sich an bewährten kognitiv-verhaltenstherapeutischen Programmen. An deren effektive Bausteine angelehnt haben wir ein eigenes Therapiekonzept erstellt. Es geht uns darum, dass die Jugendlichen hilfreiche Strategien lernen, die ihnen helfen, ihr Leben besser zu meistern. In unseren Sitzungen sollen die Teilnehmer wieder lernen, positive Dinge an sich und der Welt wahrzunehmen. Sie sollen wieder in der Lage sein, selbst aktiv zu werden, Probleme zu lösen und ein soziales Netzwerk aufzubauen bzw. zu erhalten. Dabei ist es uns besonders wichtig, dass unser Training interaktiv abläuft, dass die Jugendlichen sich vieles selbst erarbeiten und alles ausprobieren. Dafür bekommen sie auch Hausaufgaben. In einer Auffrischungssitzung nach fünf Wochen sprechen wir dann darüber, wie es den Teilnehmern im Alltag ergangen ist“, erzählt Joana Straub und fügt hinzu: „Die Erfahrungsberichte der bisherigen Teilnehmer motivieren uns sehr, das Projekt weiter voranzutreiben, denn sie zeigen, dass die Jugendlichen wirklich von der Therapie profitiert haben – teilweise auch durch ganz einfache Tricks und Kniffe, die ihnen helfen, Probleme anders anzupacken oder sich einfach mal etwas Gutes zu tun.“
Zusammen ist man weniger allein
Dabei zeigt sich auch die Gruppen- im Vergleich zur Einzeltherapie als ein Vorteil des Konzepts. Dazu Dr. Nina Spröber: „Zum einen kann dadurch eine schnelle Behandlung angeboten werden. Zudem merken die Teilnehmer, dass es anderen genau so geht, wie ihnen – oder sogar noch schlechter. Für Jugendliche ist der Vergleich mit anderen sehr wichtig. In der Gruppe können sie sich gegenseitig unterstützen. Die soziale Isolation wird aufgehoben, die Jugendlichen können sich in vielen Bereichen Modell gelungener Bewältigung des Alltags sein.“
Weitere Informationen bei Joana Straub (M.Sc.-Psychologin)
Email: Joana.Straub@uniklinik-ulm.de
Tel.: 0731-500 62630
Quelle: Pressemitteilung des Universitätsklinikums Ulm vom 16.06.2011
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Fachkongress „Auswege aus der Krise?! Depressive und psychisch belastete Mädchen und Jungen“ am 04.-05.07. in Essen
Zum Fachkongress 2011 „Auswege aus der Krise?! Depressive und psychisch belastete Mädchen und Jungen“ am 04.-05.07. in Essen laden die Kinderschutz-Zentren ein. Der Fachkongress richtet sich an interessierte Fachleute unterschiedlicher Professionen aus Jugendhilfeeinrichtungen, Beratungsstellen und Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Die Zahl psychisch belasteter Jungen und Mädchen ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Zwei bis drei Prozent der Kinder und fünf Prozent der Jugendlichen leiden nach Angaben von Jugendpsychiater(inne)n an Depressionen.
Der Kongress will einen Beitrag zum besseren Verständnis psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen leisten und beschäftigt sich u.a. mit folgenden Fragestellungen:
- Welches Verhalten bei Kindern und Jugendlichen deutet auf eine depressive Erkrankung hin?
- Wie können suizidale Gedanken und Phantasien verstanden werden und wie kann ich als Helfer(in) damit umgehen?
- Welche Funktion haben Essstörungen für die Betroffenen? Welche Rolle spielen Familie und Gleichaltrige?
- Was hat soziale Ausgrenzung mit psychischer Erkrankung zu tun?
- Wie sind Borderline-Störungen einzuordnen und wie gehe ich im Rahmen der institutionellen Jugendhilfe damit um?
- Welche Rolle spielen Computerspiele und Internet bei der Zunahme psychischer Erkrankungen?
- Welche Risiken und Gefährdungen liegen im jugendlichen Drogenkonsum?
- Was schützt bzw. stärkt Kinder, psychische Belastungen gut zu bewältigen?
Wie man Jugendlichen mit depressiv erkrankten Eltern helfen kann
Verhaltenstherapie kann verhindern, dass bei Jugendlichen mit depressiven Eltern die Krankheit ebenfalls ausbricht. „Kinder, deren Eltern unter Depressionen leiden, haben ein 2- bis 3-fach höheres Risiko, ebenfalls depressiv zu erkranken. Eine neue Untersuchung zeigt, dass kognitive Verhaltenstherapie den Ausbruch der Erkrankung bei diesen Jugendlichen verhindern kann, allerdings nur, wenn die Eltern aktuell nicht erkrankt sind“, berichtet Dr. Maik Herberhold, Vorsitzender des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (BKJPP) und bezieht sich dabei auf eine Studie von Forschern um Judy Garber von der Vanderbilt Universität in Nashville, USA. Die Arbeit wurde in der amerikanischen Fachzeitschrift JAMA veröffentlicht.
Untersucht wurden 316 Heranwachsende im Alter von 13 bis 17 Jahren, die eine depressive Episode hinter sich hatten oder depressive Symptome zeigten. Je ein Elternteil litt entweder aktuell oder in der Vergangenheit an einer Depression. Eine Hälfte der Studienteilnehmer nahm an einer kognitiven Verhaltenstherapie teil. „In regelmäßigen Gruppentreffen mit 3 bis 10 anderen Patienten lernten die Teenager unter der Anleitung eines Therapeuten, wie sie negative Gedanken erkennen und ihre Auslöser vermeiden können“, erklärt Dr. Herberhold „Mit dieser Behandlung gelang es, die Zahl der depressiven Verstimmungen zu senken: Während von der Gruppe ohne therapeutische Unterstützung 32,7% mindestens einmal erkrankten, waren es in der Gruppe mit Verhaltenstherapie nur 21,4%.“
Besonders erfolgreich war die Prävention bei Jugendlichen, deren Eltern im Moment keine depressive Phase durchlebten. „In dieser Gruppe lag der Anteil erkrankter Jugendlicher nach der Verhaltenstherapie bei 11,7%, während ohne therapeutische Intervention 40,5% der Studienteilnehmer depressive Symptome zeigten. Für diejenigen Jugendlichen, bei denen ein Elternteil eine depressive Phase durchmachte, konnten die Therapeuten jedoch keine Verbesserung für die Jugendlichen erreichen“, erläutert der Kinder- und Jugendpsychiater.
„Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung präventiver therapeutischer Maßnahmen bei Jugendlichen, die aufgrund depressiver Vorerkrankungen ihrer Eltern ein erhöhtes Risiko haben, selbst eine Depression zu entwickeln“, erklärt der BKJPP-Vorsitzende. „Durchleben die Eltern aktuell eine depressive Phase, ist es nicht für sie selbst, sondern auch für die Kinder sehr wichtig, dass sie ihre Depression durch eine Psychotherapie in den Griff bekommen. In für die Familie schwierigen Lebenssituationen sollten Eltern nicht zögern, mit dem Kind gemeinsam die Hilfe eines Kinder- und Jugendpsychiaters in Anspruch zu nehmen.“
Quelle: Meldung von Neurologen und Psychiater im Netz vom 19.06.2009
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