Brücken bauen zwischen Jugendämtern und der Türkisch-Islamischen Union
Das Projekt „Jugendämter: Von Problemzentrierung zur Chancenorientierung“ wird von der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB) bundesweit durchgeführt. Zentrales Ziel ist es, vorhandene Ängste und Vorurteile in den türkischen Gemeinden gegenüber den Jugendämtern abzubauen.
Eingeladen zum Seminar in Eisenberg waren die Imame und die Religionsbeauftragten der Moscheen sowie die Vorsitzenden von Frauen- und Jugendverbänden in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Mehr als 200 Personen waren der Einladung gefolgt. Der Schwerpunkt lag gemäß dem Wunsch des DITIB auf den Themen Inobhutnahme und Pflegekinderwesen. Da die Teilnehmenden nur wenig deutsch sprachen, wurde der gesamte Vortrag übersetzt.
Der Einstieg erfolgte mit den Begrüßungen der Vorsitzenden der beiden DITIB Landesverbände Rheinland-Pfalz und Saarland, Rasim Akkaya und Yilmaz Yildiz. Der Religionsattache Ahat Tasci bezog sich in seiner Begrüßungsrede auf den Koran, wonach Kinder ihren Wurzeln nicht entzogen werden dürfen. Daher würden Kinder immer nach der Religion ihrer Herkunftsfamilie erzogen werden, so auch Kinder christlichen Glaubens, wenn diese in einer muslimischen Pflegefamilie betreut würden.
Nach einem Gebet stellte Ülkü Yildirim, Diplom-Pädagogin und Leiterin des Bundesprojekts, die Inhalte und Ziele vor. In Deutschland gebe es nur sehr wenige muslimische Pflegefamilien. DITIB möchte die Mitglieder der türkischen Gemeinden über die Aufgaben von Pflegefamilien informieren, mit dem Ziel, weitere muslimische Familien als Pflegefamilien gewinnen zu können.
Julia Mückusch-Radwer vom Landesjugendamt erläuterte zunächst ganz allgemein die Aufgaben eines Jugendamtes, erklärte die Inobhutnahme als Instrument des Kinderschutzes in akuten Krisen und beschrieb ausführlich die Aufgaben von Pflegefamilien und die Anforderungen, die an sie gestellt werden. Besonders wichtig war darauf hinzuweisen, dass das Beherrschen der deutschen Sprache von enormer Bedeutung für die Kooperation mit dem Jugendamt ist. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten viele Fragen:
- Bedarf es eines Gerichtsurteils für eine Inobhutnahme?
- Wie lange dauert eine Inobhutnahme?
- Wie lange wird eine professionelle Beratung während der Inobhutnahme gewährt?
- Wie reagieren Eltern, wenn ihr Kind in Obhut genommen wird?
- Wie neutral ist das Jugendamt?
- Wie sind die Erfahrungen zu den psychischen Belastungen von Kindern bei Inobhutnahmen?
- Gibt es eine Altershöchstgrenze?
- Gibt es Kinder, die aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit nicht in Obhut genommen werden dürfen?
- Welche Kriterien gibt es für die Überprüfung als Pflegefamilie?
- Was passiert, wenn die Pflegeeltern feststellen, dass das Kind nicht in die Familie passt? Gibt es bei Problemen Unterstützung?
Auch nach Beendigung des Vortrags gab es zahlreiche weitere Fragen von Einzelpersonen an Julia Mückusch-Radwer. Zum Abschluss berichtete ein muslimischer Pflegevater über seine positiven Erfahrungen als Pflegefamilie und in der Zusammenarbeit mit dem Jugendamt. Es wurde noch einmal gemeinsam gebetet, unter anderem dafür, dass es mehr Pflegefamilien geben soll.
Interessant war auch, dass Ülkü Yildirim die während der Veranstaltung gemachten Fotos sofort auf facebook einstellte. Die türkischen Gemeinden sind sehr gut vernetzt. Mit den Informationsveranstaltungen werden weitaus mehr Personen erreicht als nur die anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Imame und die Religionsbeauftragten tragen die Informationen in ihre Moscheen und Familien hinein. Uns wurde mitgeteilt, dass der DITIB Landesverband Rheinland-Pfalz etwa 6.800 Mitglieder zählt, man aber von 28.000 Familienmitgliedern ausgehen kann.
Eine gute Ergänzung zum Vortrag waren die Broschüren „Was Jugendämter leisten“ und „Kinderschutz: Was Jugendämter leisten“, die den Teilnehmenden in türkischer Sprache ausgeteilt wurden.
Es war eine sehr interessante und lehrreiche Veranstaltung. Das Landesjugendamt hat sich offen für die Anliegen des DITIB gezeigt. Dies wurde von Seiten des Vereins auch gewürdigt. Die Organisatoren und die Teilnehmenden zeigten sich gastfreundlich. Gleichzeitig wurde die Möglichkeit geschaffen, eine Zielgruppe zu erreichen, zu der der Zugang im Alltag oft nicht ganz so leicht ist. Die Botschaft, die wir den Jugendämtern mit auf den Weg geben können, ist mit den Ortsverbänden des DITIB zu kooperieren. Die Jugendämter können als Multiplikatoren dienen. Die Zusammenarbeit ist ein Gewinn auf beiden Seiten.
Quelle: Landesjugendamt Rheinland-Pfalz vom 07.04.2014
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Adoptionen in Europa: Türkisches Familienministerium will Vermittlung türkischer Kinder drosseln
Die Deutsch Türkischen Nachrichten berichten am 02.04.14 im Artikel „Adoptionen in Europa: Familienministerium will Vermittlung türkischer Kinder drosseln“, dass das türkische Ministerium für Familie und Soziales eine neue Initiative gestartet hat, um die Annahme von türkischen Kindern in Europa durch nicht-türkische Pflegefamilien zu begrenzen. Stattdessen sollen mehr türkische Familie ermutigt werden, ein solches Amt zu übernehmen.
Sozialdienste in den türkischen Botschaften und Konsulaten sollen künftig türkische Familien beraten, wie man türkische Kinder adoptiert und rechtliche Beratung für Familien anbieten, deren Kinder in Pflegefamilien untergebracht sind.
Der stellvertretende Premier Bekir Bozdağ stellte heraus, dass die Türkei nicht grundsätzlich gegen eine Unterbringung in Pflegefamilien wäre, wenn dies im Interesse der Kinder geschehe.
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( None so far )Duisburg benötigt türkische und russische Pflegefamilien
Die WAZ berichtete am 15.01.2014 im Artikel „Duisburg benötigt türkische und russische Pflegefamilien“ von der Suche nach neuen Bewerbern, v. a. unter den Migrantenfamilien.
Dezernent Thomas Krützberg wird zitiert: „Unter den Pflegeeltern hätten bislang nur zehn Prozent einen Migrationshintergrund, bei den Pflegekindern seien es indes 75 Prozent. Im Sinne einer milieunahen Unterbringung sei vor allem bei türkisch- oder russischsprachigen Eltern dringender Nachholbedarf.„
Gesamten Beitrag lesen | Make a Comment ( 1 so far )Deutsch-Türkisches Journal beschäftigt sich mit Vorurteilen türkischer Familien gegenüber der Jugendhilfe
Das Deutsch-Türkische Journal thematisiert im Artikel „Jugendamt – Probleme und Vorurteile: „Deutsche sind gegen türkische Pflegefamilien“ vom 22.03.2013 die momentan negative Berichterstattung türkischer Medien über deutsche Jugendämter und die daraus resultierenden Vorurteile der türkischen Familien. Der Autor fordert türkische Familien auf, sich selbst über Pflegeelternschaft zu informieren und auch zu bewerben.
Artikel „Ehemalige Sozialministerin Aygül Özkan: Deutschland braucht mehr türkische Pflegefamilien“
Deutsch Türkische Nachrichten berichtet am 27.02.2013 im Artikel „Ehemalige Sozialministerin Aygül Özkan: Deutschland braucht mehr türkische Pflegefamilien“ über die Aufforderung der niedersächsischen CDU-Politikerin an türkische Familien hierzulande, selbst Pflegekinder aufzunehmen.
Ekin Deligöz möchte mehr türkischstämmige Pflegeeltern gewinnen
Die Europaausgaben der türkischen Zeitungen räumen der Pflegeelternschaft breiten Raum ein. Die ZAMAN veröffentlicht dazu ein Interview mit der Vorsitzenden der Kinderkommission des Deutschen Bundestages:
Türkische Pflegekinder
Die Vorsitzende der Kinderkommission des Deutschen Bundestages, Ekin Deligöz (Grüne), empfiehlt den türkischstämmigen Bürgern in Deutschland Pflegekinder aufzunehmen. In einem Interview mit der ZAMAN sagte Deligöz, dass sich noch sehr wenige türkische Familien für ein Pflegekind entscheiden. Das sei bedauernswert. Deligöz rief die islamischen Religionsgemeinschaften ferner auf, sich für Frauenrechte stark zu machen und ihre Tätigkeitsfelder auszubauen. Die Grünen-Politikerin macht zudem deutlich, dass sie kein Kopftuchverbot fordert. Sie habe sich vor drei Jahren lediglich gegen den Zwang geäußert.
Die SABAH, HÜRRIYET und MILLIYET berichten außerdem, dass sich das türkische Außenministerium mit dem Thema „Türkische Pflegekinder“ befasst. Die deutschen Behörden hätten auf Anfrage mitgeteilt, dass die Zahl der türkischen Pflegekinder nicht erfasst wird. Einzig in Bayern und Berlin werde die Statistik nach der Staatsangehörigkeit differenziert. Im vergangenen Jahr seien demnach in Bayern 40 und in Berlin 93 türkische Kinder bei Pflegeeltern untergebracht worden. In einem Bericht des Ministeriums werde unter anderem bemängelt, dass es zu wenige türkische Pflegeeltern gibt.
Quelle: Presseschau in Migazin vom 18.11.09
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