Gesucht: Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zum Thema Zwangsadoption in der DDR/SBZ in der Zeit von 1945 bis 1989

Posted on März 28, 2023. Filed under: Adoptivfamilie, Fachkräfte, Forschung | Schlagwörter: |

Eine vom Bundesministerium des Innern und für Heimat geförderte Studie „Zwangsadoptionen in der DDR/SBZ in der Zeit von 1945 bis 1989“ ist auf der Suche nach Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die ihre Erfahrungen und Erlebnisse in Bezug auf das Thema teilen wollen. Die Forschenden wollen besser verstehen, wie die Abläufe und Strukturen im Kontext von Zwangsadoptionen gestaltet waren und die Perspektive von Kindern, Eltern und betroffenen Familien beleuchten. Dazu möchten sie persönliche Gespräche führen und sind deshalb auf der Suche nach Betroffenen, die Erfahrungen mit dem Thema Zwangsadoption in der DDR/SBZ gemacht haben. Dies können zum einen Kinder und Eltern sein, die von Zwangsadoption in der DDR/SBZ zwischen 1945 und 1989 betroffen sind, aber auch Adoptiveltern, andere Verwandte oder Personen, die Zeuge/Zeugin von Adoptionsverläufen geworden sind. Wenn Sie Interesse daran haben Ihre Erfahrungen zu teilen, melden Sie sich bitte über das Zeitzeug:innenportal oder die dort angegebenen Kontaktdaten:

https://medbefragung.uniklinikum-leipzig.de/ZADDR/index.php/512616?lang=de&fbclid=IwAR15SqtLZrz2ttl2QTvF_MDo7jD2p3MklO5yB_ymDXX3ay2HcGWJCuIpctk

Wir danken Ihnen für Ihre Bereitschaft, Ihre Erfahrungen zu teilen. Alle Angaben, die Sie machen sind freiwillig und werden vertraulich behandelt.

Weitere Information zum Projekt finden Sie unter: https://dih-berlin.de/zwangsadoption-in-der-ddr/

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Aufarbeitung von Zwangsadoptionen in der DDR

Posted on Juni 23, 2021. Filed under: Adoptivfamilie, Berlin, Brandenburg, Forschung, Meckl.-Vorpommern, Politik, Publikationen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen | Schlagwörter: , |

Berlin: (hib/HAU) Der Petitionsausschuss setzt sich für die umfassende Aufarbeitung von Zwangsadoption und ungeklärtem Säuglingstod beziehungsweise Kindesentzug in der DDR ein. In der Sitzung am Mittwochmorgen beschloss der Ausschuss einstimmig, eine dahingehende Petition mit dem zweithöchsten Votum „zur Erwägung“ an die Bundesregierung zu überweisen sowie sie den Fraktionen des Bundestags zur Kenntnis zu geben.

Nach Ansicht der Petenten ist die Aufarbeitung von Zwangsadoption und ungeklärtem Säuglingstod in der DDR „bis heute nicht umfassend und vollständig erfolgt“. Die betroffenen leiblichen Eltern würden noch immer nach Antworten suchen, schreiben die Petenten. Sie fordern unter anderem die Schaffung von Rahmenbedingungen, die es ermöglichten, eine neutralen und rechtsstaatlichen Grundsätzen folgende Aufklärung zu betreiben. Dazu bedürfe es der Einrichtung einer unabhängigen Clearingstelle mit umfassenden Ermittlungsrechten.

Außerdem müssten die Aufbewahrungsfristen aller relevanten Informationen auf mindestens einhundert Jahre verlängert werden. Die Digitalisierung sowie die zentrale Aufbewahrung dieser Dokumente müssten bei einer zentralen noch festzulegenden Stelle erfolgen, fordern die Petenten. Sie plädieren außerdem für die Einrichtung und Ausstattung eines Fonds „Aufklärung Säuglingstod und Zwangsadoption DDR“ zur Sicherstellung der Finanzierung aller im Zusammenhang mit der vollständigen Aufklärung entstehenden Aufwendungen und Kosten. In der Petition wird des Weiteren die Einrichtung und Finanzierung von regional zuständigen hauptamtlichen Familienbetreuungscentern zur umfassenden Betreuung Betroffener insbesondere zur Unterstützung und Begleitung beim Wiederherstellen familiärer Beziehungen zwischen adoptierten Kindern und leiblichen Eltern sowie den Adoptions-Eltern gefordert.

Zu dem Thema habe der Petitionsausschuss schon im Juni 2018 eine Expertenanhörung durchgeführt, heißt es in der Begründung zu der Beschlussempfehlung. Dabei sei unter anderem herausgearbeitet worden, dass Aktenbestände aus verschiedenen Lebensbereichen von Bedeutung sind. Zur Sicherung des Aktenbestands habe sich der Petitionsausschuss an die Ministerpräsidentin und die Ministerpräsidenten der neuen Bundesländer und an den Regierenden Bürgermeister von Berlin gewendet und gebeten, sich für den Erhalt der in ihrem Land vorhandenen entsprechenden Aktenbestände einzusetzen.

Bereits im Januar 2017 habe das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) mit einer Machbarkeitsstudie zu „Dimensionen und wissenschaftliche Nachprüfbarkeit politischer Motivation in DDR-Adoptionsverfahren, 1966-1990“ beauftragt, heißt es weiter. Diese sei im Februar 2018 abgeschlossen worden. Der Bundestag habe schließlich im Juni 2019 die Anfertigung einer Hauptstudie und die Einleitung mehrerer Maßnahmen zur Aufarbeitung von politisch motivierten Zwangsadoptionen in der ehemaligen DDR gefordert (19/11091). „Der Petitionsausschuss schließt sich dieser Aufforderung an und begrüßt die Anfertigung der auf der Vorstudie aufbauenden Hauptstudie zu politisch motivierten Zwangsadoptionen in der DDR“, schreiben die Abgeordneten.

Quelle: Heute im Bundestag vom 23.06.2021

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BMI startet Förderaufruf zu einem externen Forschungsprojekt zur Aufarbeitung von DDR-Zwangsadoptionen

Posted on Juni 21, 2021. Filed under: Adoptivfamilie, Berlin, Brandenburg, Forschung, Meckl.-Vorpommern, Politik, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen | Schlagwörter: , |

Bedeutung, Umfang und historische Dimension von politisch motivierten Adoptionen im Unrechtssystem der SED-Diktatur sind trotz der gravierenden Auswirkungen auf die Betroffenen kaum erforscht. Die Bundesregierung will durch die Förderung eines unabhängigen Forschungsprojekts zu diesem Thema ihre Aufarbeitung von staatlichem Unrecht in der DDR fortsetzen und den hierzu ergangenen Beschluss des Deutschen Bundestages umsetzen.

Das Forschungsvorhaben soll unter anderem

  • die Bedeutung, den Umfang und die historische Dimension der politisch motivierten Adoptionsverfahren erforschen;
  • die Umstände der Zwangsadoption aufarbeiten;
  • die verschiedenen Definitionen des Begriffs der Zwangsadoption noch einmal diskutieren und anhand neuer Quellen überprüfen;
  • den Zusammenhang zwischen politischer Haft, Ausreise oder anderweitiger politisch motivierter Repression gegen die leiblichen Eltern und dem Adoptionsverfahren herstellen;
  • den repressiven Anteil in den Adoptionsverfahren herausarbeiten und
  • dessen Auswirkung auf die Verarbeitung der Trennung bei der Würdigung der Betroffenen von Zwangsadoptionen für eine spätere politische Aufarbeitung beleuchten.

Die Auswahl der Forschungseinrichtung erfolgt durch das BMI nach beratender Hinzuziehung eines Gremiums bestehend aus den Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, dem Opferverband UOKG, der Bundesstiftung Aufarbeitung. Im Sinne der Opfer ist eine unabhängige Forschung das zentrale Anliegen.

Für mögliche Opfer von politisch motivierten Adoptionen ist beim Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen zusätzlich auf Bundesebene eine Zentrale Auskunfts- und Vermittlungsstelle als erste Anlaufstelle eingerichtet worden.

Quelle: Bundesministerium des Innern vom 21.06.2021

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Podcast: „Zwangsadoptionen in der DDR – Die gestohlenenen Kinder“

Posted on Februar 28, 2020. Filed under: Adoptivfamilie, Jugendhilfe, Pflegefamilie, Politik, Publikationen | Schlagwörter: , |

Auf Deutschlandfunk Kultur finden Sie den Radio-Beitrag „Zwangsadoptionen in der DDR – Die gestohlenenen Kinder“ vom 26.02.2020 schriftlich und als Podcast zum Nachhören. Die Aufarbeitung dieses in der ehemaligen DDR geschehenen Unrechts steht erst am Anfang.

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„Bis ins vierte Glied – Traumata und ihre Auswirkungen“ am 21.10. in Halle/Saale

Posted on Juli 21, 2019. Filed under: Fachkräfte, Fortbildung, Jugendhilfe, Netzwerke, Sachsen-Anhalt, Veranstaltungen | Schlagwörter: , |

logoDie Landesbeauftragte für Stasi-Unterlagen, Mecklenburg-Vorpommern Anne Drescher wird am 21.10.2019 in Halle/Saale für das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt vor Fachkräften der Adoptionsvermittlung und im Pflegekinderwesen sowie Fachkräften der öffentlichen und freien Jugendhilfe zum Thema „Bis ins vierte Glied – Traumata und ihre Auswirkungen“ referieren.

Fachkräfte in der Adoptionsvermittlung begleiten im Rahmen schwieriger Einzelfälle häufig Betroffene, wo der Verdacht auf eine politisch motivierte Adoption im Raum steht. In der DDR gemachte Erfahrungen führen dazu, dass das grundsätzliche Vertrauen in Behörden in Frage steht. Diese Erfahrungen prägen nicht nur die betroffene Generation selbst, sondern auch die Kinder und Kindeskinder. Geplant sind Diskussion und gemeinsamer Austausch.

Inhaltliche Schwerpunkte:

  • Traumatische Ereignisse
  • Traumafolgen für Generationen
  • Transgenerationale Traumaweitergabe
  • Resilienzfaktoren
  • Kategorien verschiedener Betroffenengruppen mit Rehabilitierungsmöglichkeiten
  • SED-Unrechtsbereinigungsgesetze und weitere Entschädigungsmöglichkeiten

nähere Informationen (Seite 151)

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Regierung plant Hilfe für Opfer von Zwangsadoptionen

Posted on Juni 28, 2019. Filed under: Adoptivfamilie, Fachkräfte, Kinder-/Jugendinfos, Netzwerke, Politik, Publikationen, Rechtliches | Schlagwörter: , |

logoBerlin: (hib/AW) Nach dem Willen der Koalitionsfraktionen sollen die Betroffenen von Zwangsadoptionen in der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone und der DDR als politische Opfer anerkannt werden. In dem entsprechenden gemeinsamen Antrag von CDU/CSU und SPD (19/11091) fordern die Fraktionen die Bundesregierung auf, eine zentrale Vermittlungsstelle einzurichten, an die sich die betroffenen leiblichen Eltern und zwangsadoptierte Kinder wenden können.

Zudem soll unter Einbeziehung des Bundesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit eine DNA-Datenbank eingerichtet werden. Dort sollen sich jene leiblichen Eltern, deren Kind zwischen 1945 und 1990 zwangsadoptiert worden ist oder die fürchten, dass ihnen ihr angeblich verstorbenes Kind entzogen worden ist, ebenso freiwillig registrieren lassen können wie möglicherweise adoptierte Kinder. Prüfen soll die Bundesregierung zudem, inwieweit die bestehenden rechtlichen Grundlagen für die Opfer von Zwangsadoptionen verbessert werden können.

Quelle: Heute im Bundestag vom 28.06.2019

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„Wer bin ich? Adoption im Wandel“ – Fotoausstellung mit Podiumsdiskussionen vom 13.08.–21.09. in Bern/Schweiz

Posted on Juli 24, 2018. Filed under: Adoptivfamilie, Bewerber, Fachkräfte, International, Veranstaltungen | Schlagwörter: , , , |

logoDas Polit-Forum Bern zeigt im Zuge des seit diesem Jahr in der Schweiz geltenden  revidierten Adoptionsgesetzes eine schwarz-weisse Portraitserie der Berner Fotografin Carmela Harshani Odoni. Die Fotografin, die selbst aus Sri Lanka adoptiert wurde, thematisiert die Vielfalt der Adoptionen in der Schweiz.

Zwei Podiumsdiskussionen vertiefen die Aspekte Zwangsadoption in der Schweiz (23.08.) und Adoption im Wandel: Herkunftssuche (04.09.).

Zudem werden Führungen durch die Ausstellung durch Michel G. Wiederkehr (Gründer Selbsthilfegruppe für erwachsene Adoptiere, Basel) angeboten.

nähere Informationen

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Anhörung über Forschungen zu DDR-Zwangsadoptionen

Posted on Juni 25, 2018. Filed under: Adoptivfamilie, Jugendhilfe, Kinder-/Jugendinfos, Netzwerke, Politik, Publikationen, Stellungnahmen | Schlagwörter: , |

logoBerlin: (hib/HAU) Die wissenschaftlichen Forschungen zum Thema „Zwangsadoption und ungeklärter Säuglingstod in der ehemaligen DDR“ müssen intensiviert werden. In dieser Forderung waren sich die zu einer öffentlichen Anhörung des Petitionsausschusses am Montag geladenen Experten einig. Grundlage der Anhörung war eine Petition der „Interessengemeinschaft Gestohlene Kinder der DDR“, in der unter anderem die Schaffung von Rahmenbedingungen gefordert wird, die es ermöglichen sollen, eine „neutralen und rechtsstaatlichen Grundsätzen folgende Aufklärung“ zu betreiben. Hintergrund der Initiative ist der Verdacht, dass seinerzeit Kinder – vielfach auch Säuglinge – von staatlichen Stellen für Tod erklärt wurden (plötzlicher Kindstod) – tatsächlich aber zur Adoption freigegeben worden seien. In anderen Fällen seien die Eltern durch den Druck staatlicher Stellen der DDR zur Freigabe ihrer Kinder zur Adoption gezwungen oder durch politisch motivierte Urteile der Familiengerichte Eltern und Kinder getrennt worden.

Andreas Laake von der „Interessengemeinschaft Gestohlene Kinder der DDR“ machte vor den Abgeordneten deutlich, es gehe den Betroffenen nicht darum, ihre leiblichen Kinder aus den Adoptivfamilien rauszureißen. „Wir möchten lediglich wissen, wie es den Kindern geht“, sagte er. Es gebe eine „klaffenden Aufarbeitungslücke“, so Laake, der in seiner Petition die Einrichtung einer unabhängigen Clearingstelle mit umfassenden Ermittlungsrechten fordert.

Was die Fälle von Zwangsadoptionen in der DDR angeht, so wurde im Verlauf der Anhörung deutlich, dass es darüber derzeit keine belastbaren Zahlen gibt, auch wenn in der öffentlichen Debatte von bis zu mehreren Tausend Fällen die Rede ist. Marie-Luise Warnecke, Mitverfasserin der im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erstellten Machbarkeitsstudie des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam „Dimension und wissenschaftliche Nachprüfbarkeit politischer Motivation in DDR-Adoptionsverfahren zwischen 19666 und 1990“ verwies auf ihre Promotion, in der bei neun betrachteten Fällen fünfmal eine Zwangsadoption vorgelegen habe. Ein vorgetäuschter Säuglingstod – mit dem Ziel einer anschließenden Adoption – sei jedoch derzeit in keinem Fall nachgewiesen. Ziel der Zwangsadoptionen, so Warnecke, sei vielfach eine Bestrafung der Eltern gewesen. Etwa in Fällen von Republikflucht.

Agnes Arp, Mitautorin der genannten Studie, sagte, es habe in der DDR „politisch motivierte Adoptionen“ gegeben. Sie seien unter den herkömmlichen Bedingungen zeithistorisch-wissenschaftlichen Arbeitens jedoch nur sehr schwer „erforsch- und nachweisbar“. Die Historikerin forderte, ein „außerordentliches Verfahren der Akteneinsicht“ zu entwickeln, in dem die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt werden.

Der Historiker Christian Sachse, Mitarbeiter der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft, plädierte dafür, die Fälle von Zwangsadoptionen von Fällen des plötzlichen Kindstodes zu trennen. Das Feld der Zwangsadoptionen sei erforschbar, „allerdings mit einem sehr hohen Aufwand“. Zwangsadoptionen seien als politisches Instrument missbraucht worden, sagte er. Als Gründe seien vor den DDR-Familiengerichten neben Inhaftierungen nach misslungener Flucht, „bewusste staatsfeindliche Beeinflussung der Kinder“ aber auch eine „negative Einstellung zur Arbeit im sozialistischen Kollektiv“ geltend gemacht worden. Fälle eines vorgetäuschten Säuglingstodes halte er zwar nicht für unmöglich. „Dabei müsste es aber eine Unzahl von Mitwissern gegeben haben“, gab Sachse zu bedenken.

Für eine längere Aufbewahrungsfrist personenbezogener Akten aus der DDR-Zeit sprach sich Maria Nooke, Brandenburger Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der Folgen der Kommunistischen Diktatur, aus. Dies solle nicht nur für Akten der DDR-Jugendhilfe gelten, sondern auch für Aktenbestände in Adoptionsstellen, Krankenhäusern, Standesämtern und Friedhofsverwaltungen, sagte Nooke.

Roland Jahn, Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen der DDR, sagte, seine Behörde verstehe sich in dieser Frage als Dienstleister, der die Akten bereitstelle. Zugleich machte er deutlich, dass derzeit viele der vorhandenen Recherchemöglichkeiten in den Stasi-Akten – sowohl für Einzelpersonen als auch für Vertreter von Wissenschaft und Forschung aber auch der Medien – ungenutzt blieben.

Quelle: Heute im Bundestag Nr. 446 vom 25.06.2018

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Zwangsadoptionen in der DDR – öffentliche Sachverständigenanhörung am 25.06.

Posted on Mai 16, 2018. Filed under: Adoptivfamilie, Jugendhilfe, Kinder-/Jugendinfos, Netzwerke, Politik, Publikationen, Stellungnahmen | Schlagwörter: , |

logoBerlin: (hib/HAU) Der Petitionsausschuss hat in seiner Sitzung am Mittwoch einstimmig beschlossen, zu einer von der „Interessengemeinschaft gestohlene Kinder der DDR“ Anfang April eingereichten Petition eine öffentliche Sachverständigenanhörung am 25. Juni 2018 durchzuführen. Die Petition fordert eine Aufarbeitung des Themas Zwangsadoptionen in der DDR. Hintergrund ist, dass seinerzeit Kinder – vielfach auch Säuglinge – von staatlichen Stellen für tot erklärt wurden (plötzlicher Kindstod), tatsächlich aber zur Adoption freigegeben wurden. In anderen Fällen wurden die Eltern durch den Druck staatlicher Stellen der DDR zur Adoption gezwungen.

Nach Ansicht der Petenten ist die Aufarbeitung von Zwangsadoption und ungeklärtem Säuglingstod in der ehemaligen DDR „bis heute nicht umfassend und vollständig erfolgt“. Die betroffenen leiblichen Eltern würden noch immer nach Antworten suchen, schreiben die Petenten. Sie fordern unter anderem die Schaffung von Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, eine „neutralen und rechtsstaatlichen Grundsätzen folgende Aufklärung“ zu betreiben. Dazu bedürfe es der Einrichtung einer unabhängigen Clearingstelle mit umfassenden Ermittlungsrechten.

Außerdem müssten die Aufbewahrungsfristen aller relevanten Informationen auf mindestens einhundert Jahre verlängert werden. Die Digitalisierung sowie die zentrale Aufbewahrung dieser Dokumente müsse bei einer zentralen noch festzulegenden Stelle erfolgen, fordern die Petenten. Sie plädieren außerdem für die Einrichtung und Ausstattung eines Fonds „Aufklärung Säuglingstod und Zwangsadoption DDR“ zur Sicherstellung der Finanzierung aller im Zusammenhang mit der vollständigen Aufklärung entstehenden Aufwendungen und Kosten. In der Petition wird des Weiteren die Einrichtung und Finanzierung von regional zuständigen hauptamtlichen Familienbetreuungscentern zur umfassenden Betreuung Betroffener insbesondere zur Unterstützung und Begleitung beim Wiederherstellen familiärer Beziehungen zwischen adoptierten Kindern und leiblichen Eltern sowie den Adoptions-Eltern gefordert.

Wie die Abgeordneten während der Sitzung ebenfalls einstimmig beschlossen, sollen zu der Anhörung auch Betroffene eingeladen werden. Außerdem sollen Historiker und Rechtsexperten gehört werden.

Quelle: Heute im Bundestag Nr. 321 vom 16.05.2018

Ergänzung:

zur Petition (Vollversion vom 05.04.2018 incl. Begründungstext)

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Politisch motivierte Adoptionen in der DDR: lange bekannt, wenig erforscht

Posted on April 2, 2018. Filed under: Adoptivfamilie, Brandenburg, Forschung, Jugendhilfe, Meckl.-Vorpommern, Politik, Publikationen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Verschiedenes | Schlagwörter: |

logoDie Ostbeauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke, hatte im Januar 2017 in Kooperation mit dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg (MBJS) das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) mit einer Vor- bzw. Machbarkeitsstudie zu „Dimensionen und wissenschaftliche Nachprüfbarkeit politischer Motivation in DDR-Adoptionsverfahren 1966-1990“ beauftragt. Das Projekt wurde gemeinsam mit dem MBJS initiiert und gefördert.

Diese Vorstudie liegt nun vor. Zu den Ergebnissen erklären die Ostbeauftragte Iris Gleicke und die Brandenburger Bildungsministerin Britta Ernst:

„Die Vorstudie kommt zu dem Ergebnis, dass das Phänomen politisch motivierter Adoptionen in der DDR zwar lange bekannt, aber bislang nur punktuell erforscht ist. Zu diesem Thema ist die Aufarbeitung der SED-Diktatur noch nicht abgeschlossen. Mit der Vorstudie wollten wir uns einem Aspekt des SED-Unrechts nähern, der kaum nachvollziehbare Spuren hinterließ und dessen Ausmaß unbekannt ist.

Die Vorstudie zeigt, dass es in den Jahren zwischen 1966 und 1990 in der DDR zu politisch motivierten Adoptionsverfahren gekommen ist, die nach allgemeinen rechtsstaatlichen Maßstäben als Unrecht bezeichnet werden können. Sie zeigt auch, dass die Bedeutung und in gewissen Grenzen auch der Umfang politisch motivierter Adoptionsverfahren in der SED-Diktatur im Rahmen einer Hauptstudie erforscht werden können. Dabei wäre der Schutz der individuellen Daten ebenso zu beachten wie auch ein sensibler Umgang mit den Einzelschicksalen.“

Iris Gleicke und Britta Ernst danken dem von Prof. Thomas Lindenberger geleiteten Autorenteam – Dr. Agnès Arp, Dr. Ronald Gebauer und Dr. Marie-Luise Warnecke – dafür, dass mit der Vorstudie nun konzeptionelle und praktische Überlegungen für eine vertiefte zeithistorische Aufarbeitung dieses äußerst komplexen und sensiblen Themas zur Verfügung stehen.

Diese Aufarbeitung stellt eine geschichtswissenschaftliche und gesellschaftspolitische Herausforderung dar. Sie erfordert das interdisziplinäre Zusammenwirken von Forschern und die Einbeziehung von Opferverbänden, Aufarbeitungsinstitutionen und öffentlichen Stellen.

zur Langfassung der Vorstudie

zur Kurzfassung der Ergebnisse der Studie

Quelle: Pressemitteilung des Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Länder vom 13.03.2018

 

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Unterstützen Sie die Aufklärung zum Thema DDR-Zwangsadoptionen – Voten für den Engagementpreis noch bis zum 31.10. möglich

Posted on Oktober 24, 2015. Filed under: Adoptivfamilie, Berlin, Brandenburg, Fachkräfte, Meckl.-Vorpommern, Netzwerke, Pflegefamilie, Politik, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Verschiedenes | Schlagwörter: , |

Der Verein OvZ-DDR e.V. hilft Opfern von DDR-Zwangsadoptionen. Er wurde für sein Engagement für den Publikumspreis des Deutschen Engagementpreises vorgeschlagen. Per Online-Voting kann man noch bis zum 31.10. seine Stimme für dieses Projekt abgeben. Von dem Preisgeld möchte der Verein ein Theaterprojekt zum Thema DDR-Zwangsadoptionen finanzieren.

⇒ zur Abstimmung

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Kongress zu DDR-Zwangsadoptionen am 07.11. in Berlin

Posted on Oktober 24, 2015. Filed under: Adoptivfamilie, Berlin, Jugendhilfe, Kinderschutz, Meckl.-Vorpommern, Netzwerke, Politik, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Veranstaltungen | Schlagwörter: , , |

Am 07.11. findet in der Zeit von 11 – 18 Uhr der Kongress „ENTrückte Biografien – Politisch angeordneter Kindesentzug im Unrechtsstaat DDR“ im Besucherzentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße 119 (U Nordbahnhof) in Berlin statt. Veranstalter sind die Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) zusammen mit OvZ – DDR e.V. – Hilfe für die Opfer von DDR-Zwangsadoptionen.

Programm:

  • 11 Uhr Eröffnung des Kongresses
  • 11:10 Uhr Dokumentation über die Suche eines betroffenen Vaters (ein nachgestelltes Gesprächsprotokoll zwischen einer betroffenen Mutter und einer damaligen Verantwortlichen)
  • 11:45 Uhr bis 12:15 Juristische Grundlagen für Rehabilitationen und Defizite bei der Wiedergutmachung des erlittenen DDR-Unrechtes (Benjamin Baumgart, Jurist, Beratungsstelle der UOKG)
  • 12:15 – 13:00 Uhr Fundstücke über Zwangsadoptionen in der DDR (Dr. Christian Sachse, Historiker, Politikwissenschaftler, Berlin)
  • 13:00 bis 13:45 Uhr Kaffee – und Imbisspause
  • 13:45 – 14:15 Uhr „Die Arbeit der Clearingstelle Berlin von 1991-1993 und der Zentralen Adoptionsstellen (besonders der neuen Bundesländer) derzeit“ (Kathrin Otto, Leiterin der Zentralen Adoptionsstelle Berlin- Brandenburg)
  • 14:30 – 15:00 Uhr „Umgang mit der Thematik, Unterschiede in der Beratung zwischen leiblichen Eltern und adoptierten Kindern; Ausbau der Zusammenarbeit zwischen Beratungsstelle und Adoptionsvermittlungsstellen; Akten-Herausgabe“ (Katrin Behr: Fachberaterin der UOKG – Bereich -Zwangsadoptionen)
  • 15:45 bis 16:00 Uhr Kaffeepause
  • 16:00 Uhr Traumatische Auslöser und deren Wirkung bis ins jetzige Leben. Therapeutische Erfahrungen zum DDR-Zwangsadoptionen, sowohl mit leiblichen Eltern, als auch mit zwangsadoptierten Kindern und Sicht auf die Adoptiveltern (Dr. Stefan Trobisch-Lütge, Psychotherapeut in der Beratungsstelle Gegenwind)
  • 16:45 bis 17:45 Uhr PODIUM – Abschlussrunde
    „Perspektiven für die Aufarbeitung von DDR-Zwangsadoptionen und welche Hilfen sind für die Betroffenen nötig“
    Teilnehmer: Dr. Christian Sachse (Historiker, Politikwissenschaftler), Dr. Stefan Trobisch-Lütge (Psychologe, Beratungsstelle „Gegenwind“), Benjamin Baumgart (Jurist, UOKG), Singora-Viola Greiner-Willibald (Zeitzeuge), Andreas Laake (Zeitzeuge), Kathrin Otto (ZABB). Moderation: Peter Grimm (Journalist)
  • 17:45 Resümee – Eine Veranstaltung mit Förderung der Bundesstiftung Aufarbeitung.

Anmeldungen bis zum 04.11. unter 030 55 77 93 54 (Mo-Fr 14-18 Uhr) oder behr@uokg.de.

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Artikel „Zwangsadoptionen in Spanien – Kindesraub im Namen der Religion“

Posted on Januar 8, 2013. Filed under: International, Publikationen, Rechtliches, Verschiedenes | Schlagwörter: |

Die Süddeutsche berichtet am 07.01.2013 im Artikel „Zwangsadoptionen in Spanien – Kindesraub im Namen der Religion“ von der Anklage einer spanischen Nonne, die Frauen Neugeborene weggenommen haben soll, um sie auf dem Adoptionsmarkt anzubieten.

Ab der Zeit des Spanischen Bürgerkriegs bis Anfang der Neunzigerjahre nahmen in Spanien Ordensschwestern unverheirateten Müttern, aber auch Kommunisten und Sozialisten, ihre Babys weg und gaben sie Adoptiveltern. Mittlerweile beschäftigt sich die Justiz mit etwa 2000 Anzeigen.

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PFAD Fachzeitschrift 02/2012 erschienen

Posted on Mai 3, 2012. Filed under: Adoptivfamilie, Bewerber, Fachkräfte, Jugendhilfe, PFAD Verband, Pflegefamilie, Publikationen | Schlagwörter: , , , , , , , |

Mit dem „Leben mit vernachlässigten und traumatisierten Kindern“ beschäftigt sich PFAD Heft 02/2012:

  • Hermann Scheuerer-Englisch:
    Sexuell missbrauchte Kinder in Pflegefamilien – eine Herausforderung für alle verantwortlichen Erwachsenen im Hilfesystem
  • Sylvia H. Oswald, Jörg M. Fegert, Lutz Goldbeck:
    Therapiemöglichkeiten für traumatisierte Pflegekinder
  • Adoptivmutter Aynur Aslan im Interview mit Celina Rodriguez Drescher:
    „Er hat viele Narben und Striemen am Körper. Es kommt mir richtig hoch, wenn ich daran denke …“
  • Thomas Schwan:
    Burnout – ein unterschätztes Risiko für Pflegeeltern
  • Katrin Behr:
    Kinder sind keine Ware! Das Trauma der „Zwangsadoption“
  • Axel Neb:
    Haftpflichtversicherung für Pflegekinder
  • Dr. Heike Hoff-Emden:
    Rehabilitationszentrum in Thüringen bietet Rehabilitation für Kinder und Jugendliche mit FASD Spektrumsstörungen
  • Michael Greiwe:
    Wie Pflegekindschaft gelingt! 21. Tag des Kindeswohls und 20-jähriges Jubiläum der Stiftung zum Wohl des Pflegekindes

Darüber hinaus informiert das Heft wieder über aktuelle Entwicklungen aus der Pflege- und Adoptivkinderhilfe, aus dem PFAD-Verband und den Bundesländern.

Für Abonnenten und PFAD-Mitglied steht die aktuelle Ausgabe ab sofort zum Download zur Verfügung unter www.schulz-kirchner.de/shop.
Die Printausgabe erscheint Mitte Mai.

Die PFAD Redaktion erreichen Sie per Mail unter Margit.Huber@pfad-bv.de.

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Buch-Tipp „Entrissen: Der Tag, als die DDR mir meine Mutter nahm“

Posted on November 2, 2011. Filed under: Adoptivfamilie, Publikationen, Thüringen, Verschiedenes | Schlagwörter: , |

Die 2011 im Droemer-Verlag erschienene Biographie „Entrissen: Der Tag, als die DDR mir meine Mutter nahm“ von Katrin Behr und Peter Hartl beschäftigt sich mit dem Thema Zwangsadoptionen in der DDR:

Verlagsinfo:
Gera 1972. Katrin Behr ist vier Jahre alt, als sie aus undurchsichtigen Gründen ihrer Mutter weggenommen und in ein Heim gesteckt wird. Während sie noch verzweifelt hofft, bald zurück zu ihrer Mama zu können, wird sie von einer linientreuen Familie adoptiert. Erst nach dem Fall der Mauer kann Katrin Behr sich auf die Suche nach ihrer verlorenen Identität machen – und nach ihrer echten Familie.

nähere Informationen und Leseprobe

Katrin Behr wurde 1967 in Gera geboren und lebt heute in Berlin. 2007 gründete sie den Verein „OvZ-DDR e.V. – Hilfe für die Opfer von DDR-Zwangsadoptionen“. Seit 2010 arbeitet sie bei dem Dachverband der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft e.V. als hauptamtliche Beraterin für den Fachbereich DDR-Zwangsadoptionen.

Mit dem Kauf dieses Buches über den PFAD-AMAZON-Partnershop unterstützen Sie die Arbeit von PFAD. Sie finden den Artikel unter “Neueste Einträge”. Vielen Dank!

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TV-Tipp „Wo bist du, mein Kind? – Zwangsadoptionen in der DDR“ am 18.05.

Posted on Mai 14, 2010. Filed under: Adoptivfamilie, Jugendhilfe, Kinder-/Jugendinfos, Publikationen | Schlagwörter: , , |

In der Sendereihe „37 Grad – Menschen hautnah“ wird am 18.05. um 15 Uhr auf 3sat der Beitrag „Wo bist du, mein Kind? – Zwangsadoptionen in der DDR“ von 2009 wiederholt.

Ideologisch motivierte Zwangsadoptionen gehören zu den dunkelsten Kapiteln des SED-Regimes. Doch das Adoptionsgesetz macht keinen Unterschied zwischen freiwilliger Adoption und Zwangsadoptionen, Daten werden nur zögernd herausgegeben.

Noch immer sind viele Betroffene im Unklaren über ihr Schicksal, die komplexen Zusammenhänge sind bis heute vielfach noch nicht aufgeklärt. Die staatliche Willkür traf aber nicht nur politisch Missliebige. Auch die, die sich dem System angepasst haben, waren unter den Opfern.

So wie Erika T. Als im Januar 1985 der Arzt bei Erika die Schwangerschaft feststellte, fragte er sie gleich, ob sie das Kind zur Adoption frei geben möchte. Für die junge alleinerziehende Mutter eines vierjährigen Sohnes kam eine Freigabe zur Adoption nicht in Frage. Der Arzt akzeptierte zunächst ihre Antwort, aber gegen Ende der Schwangerschaft erhöhte er den Druck und drohte ihr, dass man ihr den älteren Sohn wegnähme, wenn sie nicht zustimme.

Als dann auch ihr Antrag auf eine größere Wohnung nicht mehr zu finden ist und im Möbelladen plötzlich keiner mehr von ihrer Babybettbestellung weiß, ist Erika hilflos. Sie hält dem Druck nicht stand und gibt eine Woche vor der Entbindung ihre Einwilligung für die Adoption. Eine Entscheidung, die sie bis heute bereut.

Auch Andreas L. durfte seinen Sohn nicht großziehen: Als er nach einer vereitelten Republikflucht verhaftet wird, werden er und seine Frau unter Druck gesetzt, das Baby zu Adoption freizugeben. In einem kurzen Prozess wird ihm die Vaterschaft aberkannt und sein Sohn zur Adoption freigegeben. Das war vor 24 Jahren. Seitdem weiß Andreas nichts über seinen Sohn. Seit der Wende versucht er, ihn zu finden.

Doch das Adoptionsgesetz macht keinen Unterschied zwischen freiwilliger Adoption und Zwangsadoption. Immer wieder stellt Andreas L. beim Jugendamt Anträge auf Kontaktvermittlung. Endlich scheint es, dass sein größter Wunsch in Erfüllung gehen könnte. Sein Sohn hat seinen Brief erhalten und will sich mit ihm treffen.

Der Film begleitet Eltern und Kinder, die im Namen des Staats von einander getrennt wurden, auf ihrer Suche nach einander.

Quelle: 3sat.online

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TV-Tipp: Wo bist du, mein Kind?“ – Zwangsadoptionen in der DDR

Posted on September 29, 2009. Filed under: Adoptivfamilie, Fachkräfte, Jugendhilfe, Politik, Publikationen, Verschiedenes | Schlagwörter: , , , |

In der Doku-Reihe 37 Grad beschäftigte sich der Beitrag „Wo bist du, mein Kind?“ vom 22.09. mit Zwangsadoptionen in der DDR.

Das Thema Zwangsadoption ist heute immer noch aktuell. Noch immer leiden die Kinder und ihre Familien darunter, die zurzeit des SED-Regimes willkürlich getrennt wurden.

Der Beitrag (ca. 30 min) kann hier online angesehen werden.

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Zwangsadoption – Plötzlich war die Mutti weg

Posted on Juli 22, 2009. Filed under: Adoptivfamilie, Jugendhilfe, Politik, Publikationen, Verschiedenes | Schlagwörter: , , |

1972, ein kalter Februarmorgen. Draußen ist es grau und nass. Katrin, viereinhalb Jahre alt, schreckt aus dem Schlaf, jemand hämmert gegen die Haustür. Sie hört laute Männerstimmen: „Aufmachen! Sofort die Tür aufmachen!“

Katrin hat Angst. Ihre Mutter hetzt durch die Wohnung, rupft Klamotten aus den Schränken, zieht der kleinen Tochter Wollstrumpfhosen an. Katrin hasst die kratzigen Dinger, sie nörgelt, wehrt sich. Und kassiert eine knallende Ohrfeige. Das hat die Mutter noch nie getan. Katrin ist erschrocken und auf der Stelle ruhig. Sie schielt zu ihrem zwei Jahre älteren Bruder. Auch er guckt verängstigt. Als die Mutter die Tür öffnet, drängen Männer in die Wohnung und zerren die drei hinaus auf die Straße.

Ein paar Meter weiter, auf dem Marktplatz von Gera, wartet ein Auto mit laufendem Motor. Die Frau soll einsteigen, die Kinder werden festgehalten. Katrin weint, sie klammert sich an ihre Mutti. „Ihr wartet bei Oma, wir sehen uns heute Abend“, sagt diese zu ihrer Kleinsten. Dann fährt das Auto weg. Ein paar Sekunden lang hört Katrin noch das Knattern des Motors, dann ist alles still. Grau und nass und noch ein bisschen kälter als vorher. Die Kinder bleiben allein zurück. Ihre Mutter kommt nicht wieder. Nicht am Abend, nicht am darauffolgenden Abend und auch nicht nach einer Woche.

Frau für „asozial“ erklärt
Katrin Behr ist jetzt 42 Jahre alt, und jener kalte Februarmorgen verfolgt sie bis heute. Mittlerweile weiß sie: Damals wurde ihre Mutter gezwungen, sie zur Adoption freizugeben. Der Staat hatte die Frau für „asozial“ erklärt, weil sie nicht arbeiten ging. Katrin Behrs Mutter muss der Staatssicherheit schon lange ein Dorn im Auge gewesen sein, weil sie mit dem Gedanken spielte, auszureisen.

Eltern als asozial zu erklären, war eine Möglichkeit, ihnen die Kinder zu entziehen und in staatliche Obhut zu geben oder zu Adoptiveltern mit der gewünschten politischen Einstellung. Paragraf 249 des DDR-Strafgesetzbuches („Gefährdung der öffentlichen Ordnung durch asoziales Verhalten“) war die gesetzliche Grundlage dafür. Wer sich beispielsweise „aus Arbeitsscheu einer geregelten Arbeit hartnäckig“ entzog, konnte eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren bekommen. Das Familiengesetzbuch der DDR ließ den Entzug des Erziehungsrechts bei schwerer schuldhafter Verletzung der elterlichen Pflichten zu. Zu diesen gehörte auch, Kinder zur Einhaltung der Regeln des sozialistischen Zusammenlebens und zum sozialistischen Patriotismus zu erziehen. Die Entscheidung musste nicht unbedingt ein Gericht fällen, meistens reichte ein Beschluss des Jugendamts.

Katrin Behr und ihr Bruder wurden damals wenige Tage später in ein Kinderheim gebracht. Irgendwann sollte das Mädchen das Wochenende bei einem fremden Ehepaar verbringen. Doch sie weinte die ganze Zeit, das mochten die potenziellen neuen Eltern nicht. Als sie zurückkam, war ihr Bruder weg. All die Fragen, die sie stellte, blieben unbeantwortet. Einmal kam ihre Großmutter zu Besuch. Sie wischte bloß die Tränen des Mädchens weg und sagte: „Deine alte Familie gibt es nicht mehr, such dir ’ne neue.“

Katrin Behr weinte so viel, dass andere Kinder sie „Heulsuse“ riefen. Heute ist sie eine starke Frau, groß und kräftig, alleinerziehende Mutter zweier Kinder. Sie setzt sich für diejenigen ein, die ähnliches erleben mussten wie sie. Im Januar 2008 gründete Katrin Behr den Verein Zwangsadoptierte Kinder, mit einer Internetseite, auf der man Suchanzeigen einstellen kann. Mehr als 90 Familien haben sich mit ihrer Hilfe schon wiedergefunden.

Im Dezember 1973, fast zwei Jahre nach der gewaltsamen Trennung von ihrer Mutter, rief eine Erzieherin die kleine Katrin zu sich. Die Frau sprach von einer neuen Familie und dass dies „die letzte Chance“ sei. „Wenn du nicht brav bist, musst du für immer hier bleiben“, drohte sie. Es funktionierte: Das kinderlose, systemtreue Paar adoptierte das Mädchen.

Katrin Behr wuchs in Berlin auf. Die Erinnerung an ihre Mutti und ihren Bruder, aber auch an den schrecklichen Morgen im Februar 1972 ist in all den Jahren nie verblasst. Auch die Fragen und die Unsicherheit sind geblieben. „Man lernt, gerade zu laufen“, sagt sie. „Aber die Angst bleibt immer da.“ Sie folgt ihr wie ein Schatten, die Angst, dass andere Menschen über ihr Leben bestimmen und plötzlich nichts mehr so ist wie es war.
Wie vielen Menschen es in der DDR so erging wie Katrin Behr, lässt sich nicht sagen. Es gibt keine Statistiken zu Zwangsadoptionen. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) hat etliche Fälle dokumentiert, der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes ebenfalls. Insgesamt könnten es Tausende sein, allein beim Berliner Verein Mauermuseum kennt man Hunderte Fälle. „In Westdeutschland wusste man davon, die Fälle standen eigentlich immer in Zusammenhang mit Fluchtversuchen der Eltern“, sagt der Geschäftsführende Vorsitzende der IGFM, Karl Hafen. Doch die Bundesrepublik hatte keine unmittelbare Handhabe. „Die Leute wurden damals zuerst kriminalisiert, und dann nahm man ihnen die Kinder weg.“

Trotz vieler Schwierigkeiten gibt es Geschichten mit Happy End. Die prominenteste wurde verfilmt: Schauspielerin Veronika Ferres mimte „Die Frau vom Checkpoint Charlie“, Jutta Gallus, die für einen gescheiterten Fluchtversuch aus der DDR zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Ihre beiden Kinder kamen erst ins Heim und dann zu Gallus‘ systemtreuem Mann. Die BRD kaufte Jutta Gallus schließlich frei. Vor ihrer Ausreise wurde sie aber gezwungen, auf das Erziehungsrecht für ihre Töchter zu verzichten. Die Fotos ihres Protestes gingen um die Welt. Mit Erfolg: Sie sah ihre Kinder wieder.

Auch Katrin Behrs Geschichte hat ein glückliches Ende. Obwohl sie oft an ihre Mutti dachte, suchte sie erst 1990, nach der Geburt ihres zweiten Kindes, nach ihr. Sie bat ihre Adoptivmutter nach den Daten und hielt nach einigem Hin und Her tatsächlich einen Zettel mit einer Adresse in der Hand. Es war eine Adresse in Gera, ihrer Heimatstadt. Doch Katrin Behr traute sich nicht, die Mutter anzurufen oder zu besuchen. Was sollte sie sagen? Was würde die Mutti sagen?

Ein Jahr lang blieb der Zettel in einer Schublade. Dann schrieb Katrin Behr einen Brief. Schon zwei Tage später erhielt sie eine Antwort. Am dritten Tag setzte sie sich ins Auto und fuhr nach Gera. Sie klingelte an der Tür, eine ältere Dame öffnete. „Wohnt hier Frau …?“, fragte Katrin Behr. Die Frau guckte sie an: „Katrin?“ Dann drückten sich beide, ganz fest und ohne Worte. Katrin Behr erfuhr, dass ihre Mutter Briefe an das Jugendamt geschrieben hatte, aus der Haft und auch später; dass sie immer Kontakt zu ihren Kindern wollte. Die Briefe wurden nie weitergeleitet.

Obwohl sie sich jetzt wiederhaben, ist noch lange nicht alles gut. „Es tut immer wieder weh“, sagt Katrin Behr. Sie meint das Unrecht und das verpasste Leben, das sie hätte haben können. Ihr Herz wurde krank, ihren Beruf als Krankenschwester kann sie nicht mehr ausüben. Trotz allem ist sie dankbar, sie hat ihr kleines Happy End.

Andere Geschichten haben nicht einmal das. Marianne Baumüller ist eine Mutter, der die Kinder weggenommen wurden. Sie sucht noch heute nach ihnen. Es waren die Siebziger, sie war alleinerziehend und hatte keine Arbeitsstelle, sondern versorgte zu Hause ihre zwei Kinder: die 1971 geborene Jeannette und den drei Jahre jüngeren Marcel Jan. Irgendwann bekam Marianne Baumüller (sie hieß damals Burandt) Besuch von Mitarbeitern des Jugendamts: Sie solle sich gefälligst Arbeit suchen, sonst würde man ihr die Kinder wegnehmen, hieß es.

Um tagsüber bei den Kindern sein zu können, suchte sich die gelernte Schneiderin einen Job in einer Kneipe. Vor Schichtbeginn brachte sie ihre Kinder zu einer Bekannten in Prenzlauer Berg. Morgens holte sie die Kleinen wieder ab und kümmerte sich um den Haushalt. Eines Tages waren Jeannette und Marcel Jan nicht mehr da. Sie hätten Waschmittel geschluckt und seien im Krankenhaus, sagte die Bekannte. Frau Baumüller sah ihre Kinder nie wieder.

Die heute 58-Jährige weint, wenn sie an den Abend denkt, an dem sie Jeannette und Marcel Jan verabschiedete. Im Jugendamt hieß es damals nur, die Kinder sollten jetzt in einem Heim leben, das sei besser. Marianne Baumüller fuhr zu allen Einrichtungen in Berlin und Umgebung, fragte nach ihren Kindern. Ohne Erfolg. Sie engagierte einen Rechtsanwalt. Ohne Erfolg. Irgendwann verliebte sie sich neu, heiratete, „ich dachte, das würde vielleicht helfen.“ Jahre später stellte sie einen Ausreiseantrag. In einem Staat, der Müttern die Kinder wegnimmt, wollte sie nicht mehr leben.

Letztlich blieb sie doch, erst 1990 zog sie weit weg, nach Bayreuth. Die Erinnerung zog mit. Jedes Jahr an Weihnachten und an den Geburtstagen der Kinder, am 9. Februar und 18. Mai, ist es besonders schlimm. Dann quält sie die Frage: „Hätte ich mehr tun können?“ Wie viel Kraft muss man aufbringen? Wann ist es legitim, aufzugeben? Marianne Baumüller brauchte Jahre, um sich selbst zu verzeihen. „Ich möchte wissen, wie es ihnen geht, möchte sehen, wie sie leben“, sagt sie. Die Hoffnung bleibt.

Sie versperrte noch den Weg
Annegret Wiener hatte mehr Glück. Der heute 50-Jährigen wurden ebenfalls die Kinder genommen. Weil ihr 1979 geborener Sohn Hans-Jürgen angeblich unterernährt und nicht ausreichend geimpft war, klingelten Jugendamt und Polizei eines Morgens Sturm. Annegret Wiener, damals Schlepps, versperrte den Weg zum Kinderzimmer, schimpfte und heulte. Sie erinnert sich, dass ein Polizist ihr sein Knie in den Unterleib rammte und sie fiel. Sie nahmen Hans-Jürgen mit. Das war im Januar 1982.

Vier Monate später kamen die Leute wieder. Diesmal nahmen sie Enrico, damals fünf, und den zwei Monate alten Mirko mit. Tochter Sandra, damals zwei, und Sohn Ronny, eins, waren zu der Zeit schon im Kindergarten. Als Annegret Wiener die beiden morgens dorthin gebracht hatte, wusste sie nicht, dass sie sie erst Jahrzehnte später wieder sehen würde.

Denn sie kam noch am selben Tag in Untersuchungshaft, ihre Kinder in staatliche Obhut. Wegen Beleidigung, Verleumdung und Verletzung der Erziehungspflicht wurde sie zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt. Annegret Wiener war schwanger, als sie ins Gefängnis gebracht wurde. Am 6. Oktober 1983 brachte die damals 24-Jährige im Haftkrankenhaus ihr sechstes Kind zur Welt, Torsten. „Ich habe ihn nur einmal im Arm gehabt, dann wurde er weggebracht.“ Noch in der Klinik versuchte man die Frau zu überreden, ihr Baby zur Adoption freizugeben. Sie erinnert sich nicht mehr, ob sie unterschrieb. Irgendwann hieß es, ihr Sohn lebe jetzt bei Pflegeeltern. Beim Jugendamt sagte man ihr, sie solle Ruhe geben, den Kindern gehe es gut, aber „das geht Sie jetzt nichts mehr an!“

Annegret Wiener ist inzwischen zehnfache Mutter. Die Wände ihrer Wohnung in Tempelhof hängen voller Familienfotos. Doch es fehlen Gesichter. Annegret Wiener ist beinahe besessen von der Suche nach ihnen. Oft sitzt sie stundenlang am Computer und surft im Internet. Im Frühjahr dann ein Erfolg: sie fand Mirko. Sie schrieb ihm eine E-Mail. Er schrieb zurück, mit Telefonnummer. Sie rief ihn an. „Hier ist Frau Wiener“, meldete sie sich, „deine Mutti.“ Sie sprachen sehr lange, Annegret Wiener strich sich den Tag im Kalender an: 6. März 2009, ein Glückstag. Jetzt fehlen noch Torsten und Hans-Jürgen.

„Ich möchte wissen, wie es ihnen geht, möchte sehen, wie sie leben“

Quelle: Artikel von Anne Klessein in Berliner Morgenpost vom 22.07.09

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Artikel: Zwangsadoptionen in der DDR – Linientreue statt Mutterliebe

Posted on Juli 16, 2008. Filed under: Adoptivfamilie, Kinder-/Jugendinfos, Netzwerke, Verschiedenes | Schlagwörter: , |

Netzeitung.de berichtet in einem Artikel von Andreas Hummel vom 14.07.08 über Zwangsadoptionen in der DDR unter dem Titel „Linientreue statt Mutterliebe“. Für betroffene Personen und Familien setzt sich der Geraer Vereins „Hilfe für die Opfer von DDR-Zwangsadoptionen“ ein. Er bietet seit Anfang 2008 auch einen Personen-Suchdienst an.

Zum Artikel

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